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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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eine unglaubliche Anziehungskraft verfügt. Viele Menschen haben sich in den überwucherten Labyrinthen verirrt und nie wieder herausgefunden. Aber wenn du dich an mich hältst, kann dir nichts passieren.«
    David schauderte bei dem Gedanken an die Abgründe und Geheimnisse, die hier verborgen lagen. Es hieß, es gäbe unterirdische Tunnels, in denen sich Wesen herumtrieben, schlimmer als Wölfe oder Bären. Bernhard, der Jäger, schwor Stein und Bein, er habe etwas gesehen, das aussah wie ein Mensch, der auf allen vieren lief. Seine Haut sei schrecklich bleich gewesen, und er habe beim Laufen rasselnde Atemlaute ausgestoßen. Er berichtete von löwenähnlichen Kreaturen weit oben im Norden der Stadt, wo einst ein zoologischer Garten gewesen war. Die Tiere wären ausgebrochen und hätten sich dort fröhlich vermehrt. Man durfte nicht alles glauben, was er sagte. Bernhard erzählte viel, wenn der Abend lang und das Bier stark war. Doch hier, in der fremden Umgebung, gewannen die Geschichten auf einmal eine eigentümliche Kraft.
    »Meister Stephan?«
    »Ja, mein Junge?«
    »Wie kommt es eigentlich, dass nur die menschlichen Geschlechter nicht mehr zusammenleben, Tiere aber schon?«
    Der Bibliothekar hob eine Braue. »Ganz so stimmt es nicht. Nimm zum Beispiel die Bären. Sie sind notorische Einzelgänger. Nur in der Paarungszeit treffen sie einander, dann geht jeder wieder seiner Wege. Oder Igel und Maulwürfe, auch sie leben solitär.«
    »Aber die Menschen haben doch früher in Paaren zusammengelebt. Warum jetzt nicht mehr?«
    Meister Stephan warf ihm einen besorgten Blick zu. »Das Thema beschäftigt dich sehr, nicht wahr? Du warst doch nicht etwa wieder bei den Liebesromanen? Du weißt, dass dieser Schrank streng verboten ist. Wenn ich noch einmal erlebe, dass du meinem Befehl nicht gehorchst, muss ich dir den Schlüssel wieder wegnehmen.«
    »Ich … nein.« David spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. »Na ja … vielleicht. Aber die Frage liegt doch auf der Hand.«
    »Genau wie die Antwort. Hast du denn nicht zugehört, als der Inquisitor über die Verderbtheit des Weibes und den Sündenfall gesprochen hat? Die Entzweiung war die Strafe Gottes für das verderbte Leben, das die Menschen geführt haben. Ein Leben, in dem es nur noch um Vergnügen, Triebbefriedigung, Sünde und Ausschweifung ging. Als die Menschen begannen, an den Grundfesten der Schöpfung zu rütteln und das Erbgut zu verändern, gruben sie ihr eigenes Grab.«
    »Wie genau kam es eigentlich zu der Katastrophe, und was ist in den Dunklen Jahren genau geschehen? Das Thema ist furchtbar spannend, aber ich konnte so gut wie nichts darüber finden.«
    »Weil es verboten ist, deshalb.«
    »Aber Ihr wisst trotzdem etwas, stimmt’s?«
    Meister Stephan schmunzelte. »Es gehört zu den Privilegien des Bibliothekars, dass er Einsicht in Schriften nehmen darf, die dem gewöhnlichen Bruder verwehrt sind. Innerhalb der Klostermauern ist es natürlich streng verboten, darüber zu sprechen. Dafür kann man sogar vor Gericht kommen.«
    »Aber wir sind nicht mehr innerhalb der Klostermauern.«
    »Gottes Gesetze gelten überall.«
    »Gottes Gesetze oder die des Inquisitors?«
    Der Bibliothekar warf ihm über den Rand seiner Brille einen warnenden Blick zu. »Es ist eine gefährliche Sache, die Autorität des Inquisitors anzuzweifeln, ob innerhalb oder außerhalb der Mauern. Sei also lieber vorsichtig mit dem, was du sagst.«
    »Ein bisschen was habe ich schon allein herausbekommen«, hakte David nach, ohne auf die Bedenken des Bibliothekars einzugehen. »Ich weiß, dass vor fünfundsechzig Jahren ein Krieg zwischen den Geschlechtern ausgebrochen ist und dass er den Großteil der Menschheit dahingerafft hat. Die Welt wurde in zwei Lager gespalten: das der Männer und das der Frauen. Der Zusammenbruch muss mit solcher Heftigkeit erfolgt sein, dass die Zivilisation binnen weniger Wochen aufhörte zu existieren.«
    »Das stimmt«, sagte Stephan. »Elektrizität, Infrastruktur, Versorgung, nichts funktionierte mehr. Die Menschheit fiel in einen Zustand der Barbarei zurück. Die wenigsten können sich noch erinnern, wie alles begann, aber ich habe gelesen, dass die Geschlechter durch eine Krankheit zu Todfeinden wurden, durch ein Virus oder etwas Ähnliches.«
    »Tatsächlich? So wie Schnupfen?«
    »Nun, nicht ganz.« Stephan packte seinen Stab und schlug ein paar Brombeerranken zur Seite. »Das Virus war nicht natürlich entstanden. Es wurde von Menschen

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