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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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etwas Sympathisches. Natürlich war das völlig unmöglich! Er war ein Mann und als solcher von Grund auf schlecht. Und verbarg sich das Böse nicht meist hinter der Maske der Unschuld? Als der Mann das Baby hochnahm, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. Ärmchen streckten sich nach ihm aus und streichelten über sein Gesicht. Ein fröhliches Krähen war zu hören.
    Juna schüttelte den Kopf. Der Kleine schien nicht zu merken, in welch schlechter Gesellschaft er sich befand. Andererseits: Vielleicht genoss er ja die Anwesenheit von Männern? Schließlich war er einer von ihnen. Eines Tages würde auch er erwachsen sein, herangereift zu einem Mann, der die Frauen hassen und bekämpfen würde.
    Dann steckte das Böse also tatsächlich bereits im Körper dieses Säuglings? Oder bildete sie sich das alles nur ein?
    In Gedanken versunken, wandte sie sich ab und ging zu ihrem Pferd zurück. Ihre Arbeit hier war erledigt. Das Baby war nicht mehr ihr Problem. Jetzt konnte sie zurückreiten und endlich erfahren, was der Hohe Rat bezüglich des bevorstehenden Angriffs zu tun gedachte.

6
    S tephan hatte den schlafenden Säugling mit Hilfe eines Tragetuchs auf seinen Rücken gebunden und marschierte voran durch den Wald. Er summte ein kleines Lied; auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck von Zufriedenheit. Die Sonne schien zwischen den Ästen hindurch und zauberte helle Tupfen auf den Boden. Das Zwitschern der Vögel wirkte wie fernes Glockenläuten. David ging ein paar Meter hinter ihm, den Kopf voller Gedanken.
    »Meister Stephan?«
    Der Bibliothekar drehte den Kopf. »Hm?«
    »Was ich mich die ganze Zeit frage: der Steinkreis, an dem wir eben waren … habt Ihr mich ebenfalls dort gefunden?«
    Meister Stephan verlangsamte seinen Schritt. »Ich? Dich gefunden? Wie kommst du darauf?«
    »Nun ja, Eure Aufgabe ist es doch, die Säuglinge abzuholen. Und da dachte ich …«, er machte eine rhetorische Pause, doch der Bibliothekar schwieg. »Oder war damals ein anderer Meister dafür zuständig?«
    Die Brauen von Meister Stephan rutschten eine Spur enger zusammen. »Dann weißt du es gar nicht?«
    »Wissen? Was denn?«
    »Du wurdest nicht gefunden, du wurdest bei uns abgegeben. Du lagst in einem Strohkorb vor der Klosterpforte. Dein Korb war mit einem ungewöhnlichen roten Stofftuch zugedeckt. Das ist, soweit ich weiß, das erste und einzige Mal gewesen, das so etwas geschehen ist.«
    »In einem Strohkorb? Wie seltsam.«
    »Allerdings. Wir haben uns das nie wirklich erklären können. Aber letztendlich war es egal. Wir waren froh, dass du bei uns warst.«
    David strich ein paar Spinnweben aus seinem Gesicht. »Aber das würde ja bedeuten, dass die Frau, die mich geboren hat, in der Stadt gelebt hat.«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht ist sie bis zum Kloster gelaufen.«
    »Warum hätte sie das tun sollen? Sie hätte mich doch im Steinkreis ablegen können. Das wäre viel sicherer gewesen, als den weiten Weg in die Stadt zurückzulegen. War denn keine Notiz dabei? Ein Brief oder etwas Ähnliches?«
    »Nein, nichts dergleichen. Nur du.« Der Blick, den er David zuwarf, war seltsam. Die Augen hinter der Brille schienen einen Moment zu flattern.
    »Ist lange her, diese Geschichte«, sagte Meister Stephan. »Zu lang, als dass ich mich noch an jedes Detail erinnern könnte. Die Hauptsache ist doch, dass du bei uns bist. Nur das zählt.«
    Komische Antwort, dachte David, als würde der Bibliothekar ihm etwas verheimlichen. Er überlegte, ob es wohl unhöflich wäre, weitere Fragen zu stellen, als ein Knurren von Grimaldi ihn aus seinen Gedanken riss. Der Hund stand stocksteif da, die Ohren gespitzt und den Schweif zwischen die Hinterläufe geklemmt. Seine Schnauze war gerümpft, und seine gelben Zähne schauten heraus. Er fürchtete sich.
    David umklammerte seinen Wanderstab. Grimaldis Sinne waren um ein Vielfaches schärfer als seine eigenen. Irgendetwas stimmte nicht. Es war verdächtig still im Wald. Selbst die Bäume schienen den Atem anzuhalten. David spähte ins Unterholz. Die Stelle, an der sie gerade waren, war recht unübersichtlich. Mehrere dicke Buchen standen eng beisammen und bildeten eine Art natürlichen Wall. Der Weg wurde gefährlich schmal. Stephan legte David die Hand auf die Schulter. »Meine Augen sind nicht mehr die besten«, flüsterte er. »Kannst du etwas erkennen?«
    David schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Vielleicht irrt sich dein Köter?«
    »Unwahrscheinlich«, sagte David. »Selbst Bernhard schwört auf

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