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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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oder Andeutungen gegeben.
    Bis jetzt.
    Der Stapel war fertig. David öffnete eine Schublade und holte das Falzbein heraus. Es handelte sich um eine schmale Klinge aus Elfenbein, ähnlich einem Brotmesser. Die Ränder waren leicht gerundet, so dass man sie über das Papier gleiten lassen konnte, ohne dieses zu beschädigen. David nahm das oberste Blatt, faltete es in der Mitte und strich mit dem Falzbein über die Kante. Der Trick war, es möglichst langsam und gleichmäßig zu tun. Etwas zu schnell, und man konnte verrutschen, zu langsam, und es bestand Gefahr, dass man absetzen und neu beginnen musste, mit dem Ergebnis, dass sich Unebenheiten bildeten. Zu viel Druck, und das Papier konnte reißen, zu wenig, und das Buch würde im Bund zu dick werden. Es war eine Arbeit, für die man viel Fingerspitzengefühl benötigte. David liebte den Umgang mit Papier. Es gab ihm das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Die Bücher, die so entstanden, waren von wesentlich besserer Qualität und hatten eine höhere Lebensdauer als solche, die vor dem Zusammenbruch gefertigt worden waren. Und genau darum ging es doch in ihrem Beruf. Dinge dauerhaft zu erhalten, damit die Nachwelt auch noch etwas davon hatte.
    Bogen um Bogen wurde gefalzt und der Paginierung entsprechend gestapelt. Als alle Bögen sorgfältig zu einem Block aufgeschichtet waren, wurde erneut gehämmert. Natürlich hätte er auch walzen können, aber Meister Stephan hatte ihm erklärt, dass durch das Hämmern eine wesentlich bessere Schärfe erzielt wurde. Als der Buchblock fertig vor ihm lag, gönnte sich David eine Pause.
    Die Standuhr schlug zehn. Noch zwei Stunden bis Sext. Er stand auf und nahm einen Schluck aus der Karaffe. Nachdem er Grimaldi eine Schale mit Wasser gefüllt hatte, ging er durch eine der angrenzenden Türen in die Bibliothek. Hier war es deutlich kühler. Es roch nach Leder, nach Papier und dunklen Geheimnissen. Die Fensterläden waren geschlossen, damit die empfindlichen Farben nicht vom Sonnenlicht ausgebleicht wurden. Wie Dominosteine reihte sich Regal an Regal, jedes angefüllt mit wertvollen Artefakten aus vergangenen Zeiten. Bücher, Zeitschriften, Atlanten und Lexika, sortiert nach unterschiedlichsten Themen: Ratgeber, Bildbände, Biographien wichtiger Persönlichkeiten und natürlich Erzählungen. Die Abteilung Romane war bei weitem die größte. Hier standen sowohl die Klassiker als auch Romane der jüngeren Vergangenheit, Lyrik, Spannungsliteratur und – in einer kleinen verborgenen Nische – Liebesromane. Dieser Bereich war in einem gesicherten Wandschrank untergebracht, zu dem nur wenige Personen einen Schlüssel besaßen. David war einer von ihnen, wenn auch nur aus dem Grund, dass er hin und wieder eines der Bücher restaurieren musste.
    Langsam schritt er durch die Reihen der Regale.
    Von allen Räumen im Kloster war ihm die Bibliothek am liebsten. Es war, als beträte man ein Tor in eine andere Welt. Nur eines? Hunderte, nein,
Tausende!
Jedes Buch führte in eine eigene Welt. Da gab es Bücher, die von längst vergangenen Zeiten erzählten, von Kriegen gegen die Mauren und von der Eroberung Jerusalems. Bücher über das alte Rom oder Griechenland. Es gab auch Literatur, die sich mit der fernen Zukunft befasste, mit dem Traum des Menschen, andere Planeten zu besuchen und ferne Galaxien zu bereisen. Nun, dieser Traum dürfte vorerst ausgeträumt sein. Was blieb, waren die Erinnerungen an eine Zeit, als der Mensch noch glaubte, er könne alles erreichen.
    Nach dem großen Krieg war die Stimmung umgeschlagen, hatte sich die kritiklose Verehrung von Wissenschaft und Bildung in Hass verwandelt. Das hatte dazu geführt, dass sämtliche Bibliotheken, Büchereien und Buchhandlungen von marodierenden Horden zerstört worden waren. Meister Stephan hatte ihm erzählt, dass die Mönche nur unter unsäglichen Mühen und Einsatz des eigenen Lebens einzelne Werke vor dem Flammentod bewahren und den Klosterbibliotheken überantworten konnten. Wie wichtig ihre Arbeit war, stellte sich erst Jahrzehnte später heraus, als klarwurde, dass diese Bücher vielleicht die einzigen Zeugnisse vergangener Jahrhunderte waren. Alles, was auf modernen Datenträgern gespeichert worden war, war unwiderruflich verloren. In Büchern war von sogenannten
Computern
die Rede, doch davon gab es keine mehr, ebenso wenig wie elektrischen Strom, um sie zu betreiben. Zeitschriften und Zeitungen waren meist auf minderwertigem Papier gedruckt und hatten die ersten zwanzig Jahre

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