Das verbotene Eden 01 - David & Juna
zufällig Arzt in einem Krankenhaus gewesen, ich hätte es vermutlich nicht überlebt.«
»Warum hat sie das getan?«
»Ich weiß es nicht. Wir waren aus unerklärlichen Gründen einfach wütend aufeinander. Wir stritten uns, schlugen uns, plötzlich zog sie das Messer. Erst später erfuhr ich, dass das Virus daran schuld war.«
»Und später?«
Abt Benedikt zuckte die Schultern. »Als ich aus dem Krankenhaus zurückkam, war sie weg. Alle Frauen waren weg. Ich habe seitdem nie wieder eine vom schönen Geschlecht zu Gesicht bekommen.«
10
J una hörte sie kommen, noch ehe sie sie sah. Dumpf röhrende Motoren, deren Donnern wie ein Erdbeben über das Tal rollte.
Sie schob sich ein Stück aus ihrem Versteck und legte das Fernrohr an. Alcmona lag auf einem Hügel östlich eines kleinen Waldstücks. Zu seinen Füßen erstreckten sich einige Felder, Viehweiden und Stallgebäude. Heuschober und Getreidesilos reihten sich neben Hühnerställen und Schweinepferchen. Schon seit vielen Jahren galt Alcmona als Vorzeigedorf. Nirgendwo sonst wurde so hart und gewinnbringend gearbeitet wie hier. Vielleicht lag es an der tiefen Religiosität und der besonderen Verbundenheit zur Natur, vielleicht aber auch an der positiven Grundstimmung, mit der die Bewohnerinnen zu Werke gingen. Das Dorf wurde von etwa hundert Frauen bewohnt, die in einer Harmonie zusammenlebten, wie sie in den Provinzen nur noch selten zu finden war. Zweifellos das Verdienst von Imogen, ihrer Anführerin, einer Frau, die trotz ihrer jungen Jahre – sie mochte um die dreißig sein – überall hohes Ansehen genoss. Juna hatte sie vor einigen Jahren kennengelernt. Schon damals war sie beeindruckt von der natürlichen Führungskraft, die diese Frau mitbrachte. Sie vermochte ihre Mitschwestern zu motivieren und aufzubauen und ging immer mit gutem Beispiel voran. Keine Arbeit war ihr zu schwer, keine Tätigkeit war unter ihrer Würde. Gut möglich, dass sie eines Tages in den Hohen Rat gewählt werden würde.
Als Juna und ihre Brigantinnen eingetroffen waren, hatte Imogen keinen Augenblick gezögert und sofort mitgeholfen, das Dorf gegen den Angriff zu schützen. Wassereimer wurden gefüllt, Waffen ausgegeben, Ketten und Seile bereitgelegt und die Frauen auf den bevorstehenden Angriff eingeschworen. Die Hausdächer wurden zum Schutz gegen Brandgeschosse besonders sorgfältig gewässert, außerdem hatte man einen Stall präpariert, um Gefangene aufzunehmen. Natürlich hofften alle, dass es nicht so weit kommen würde. Während die Frauen an ihre Arbeit zurückkehrten, hatten sich Juna und ihre Reiterinnen in den Wald zurückgezogen. Hier lagen sie in Deckung und warteten ab. Rechts von ihr kauerten die Drillingsschwestern Kendra, Mordra und Maren, zur Linken Brianna mit vier ihrer besten Kriegerinnen. Mit von der Partie waren außerdem Philippa, die Heilerin, und zwei junge Frauen, die einen Wagen mit Decken, Zelten und Proviant führten. Etwas tiefer im Wald standen ihre Pferde. Kräftige, kampferprobte Vollblüter, die auch in brenzligen Situationen nicht scheu wurden.
Die Kriegerinnen lagen auf der Lauer und beobachteten aufmerksam, was sich am Fuß des Hügels tat.
Ein schwarzes Motorrad war aus dem Unterholz hervorgebrochen und stehen geblieben. Der Fahrer, ein schwarz vermummter Mann mit Springerstiefeln, Nietenhandschuhen und einer Maske, die wie ein Totengesicht aussah, wartete eine Weile und überprüfte die Lage. Als er sich überzeugt hatte, dass die Luft rein war, zog er eine Pistole aus seinem Halfter und feuerte einen Schuss in den Himmel. Keine drei Sekunden später brachen rechts und links des Hangs zwei Allradfahrzeuge aus dem Wald hervor. Schwarze Jeeps mit offenen Kabinen und Überrollbügeln, jeder von ihnen mit vier Mann besetzt. Alle trugen dieselben schwarzen Anzüge, auf denen als Wappen die Silhouette der schwarzen Kathedrale in Gold eingestickt war. Die Masken unterschieden sich beträchtlich in Form und Aussehen, aber sie hatten eines gemeinsam: Sie wirkten ausgesprochen bedrohlich. Beinahe noch bedrohlicher als die Waffen, die in den Gürteltaschen und Schulterhalftern steckten, wobei das natürlich Unsinn war. Juna wusste sehr genau, was diese Waffen anrichten konnten; schließlich hatte sie die Folgen oft genug zu sehen bekommen. Brianna hatte Befehl gegeben, die Sache friedlich zu beenden, ehe noch ein einziger Schuss gefallen war.
Als der Laster aus dem Wald kam, gab ihre Führerin das Zeichen zum Aufsitzen. Die neun
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