Das verbotene Eden 01 - David & Juna
wieder zu, und zwar ganz langsam.« Sie drückte die Spitze des Pfeils so stark gegen seinen Kopf, dass Blut hervortrat. »Willst du unbedingt sterben? Du sollst den Verschluss zumachen.«
Widerwillig leistete der Kerl dem Befehl Folge.
»Ist ja schon gut. Hier. Jetzt zufrieden?« Er ließ den Verschluss zuschnappen.
Der Anführer drehte sich um. »Niemand zieht seine Waffe. Nicht ohne meinen Befehl, ist das klar?« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frauen. »Wer von euch hat hier das Kommando?«
»Mein Name ist Brianna.« Die Anführerin der Garde schaute mit zusammengezogenen Brauen auf den Teufel hinab. »Die Brigantinnen stehen unter meinem Befehl.«
»Schön,
Brigantin.
« Er sprach das Wort aus, als habe es einen schlechten Beigeschmack. »Wie wär’s, wenn du von deinem hohen Ross herunterkommst, damit wir uns unterhalten können?«
»Sobald du deine Maske abgenommen hast.«
Der Mann zögerte einen Moment, dann sagte er: »Na gut, wie du willst.« Er löste den Verschluss hinter seinen Kopf und nahm die Maske ab.
Juna war überrascht, wie jung er war. Er konnte kaum älter als sie selbst sein. Ein gutaussehender junger Mann von vielleicht achtzehn, höchstens neunzehn Jahren. Er wirkte ziemlich selbstsicher für sein Alter, und es lag etwas in seinem Gesicht, das Juna nicht gefiel. Seine Augen hatten einen kalten Glanz.
Brianna stieg von ihrem Pferd und ging auf ihn zu.
»Wie heißt du?«
»Mein Name ist Amon.« Der junge Mann deutete eine Verbeugung an, bei der er ironisch den Mund verzog. Er schien über grenzenloses Selbstvertrauen zu verfügen. Die Tatsache, dass immer noch etliche Waffen auf ihn gerichtet waren, störte ihn nicht im mindesten.
»Was tust du hier?«
»Nun, ich bin gekommen, um gemäß den Vereinbarungen unseren Tribut einzufordern. Alles lief glatt, bis ihr hier aufgekreuzt seid. Was soll dieser Auftritt? Eine berittene Reitertruppe? Kaum das geeignete Mittel, um die Dinge reibungslos ablaufen zu lassen. Und ein klarer Verstoß gegen die Vereinbarungen.«
Juna konnte es nicht fassen, was sie da hörte. »Das ist ungeheuerlich«, protestierte sie. »Uns vorzuwerfen, wir hätten gegen die Vereinbarungen verstoßen. Gerade habe ich einem deiner Männer eine Fackel aus der Hand gerissen. Was hattet ihr damit vor? Ein Friedensfeuer entfachen?«
»Vielleicht.« Der junge Mann sah sie mit einem kalten Lächeln an. »Kannst du beweisen, dass es nicht so war?«
»Das ist doch …«
»Ruhig.« Brianna hatte die Hand erhoben. »Es ist völlig unerheblich, was sie vorhatten. Wichtig ist nur, was jetzt geschehen wird. Ihr werdet aus diesem Ort abziehen, und zwar unverzüglich. Vor ein paar Tagen wurde das Dorf Ingran geplündert. Einige Frauen wurden dabei verletzt, und ihr Tempel wurde in Brand gesteckt. Wisst ihr etwas davon?«
»Ich? Nein.« Amon schüttelte den Kopf. »Davon höre ich zum ersten Mal. Das waren sicher keine Mitglieder der Heiligen Lanze. Warlords vielleicht, wer weiß?« Das Lächeln wollte einfach nicht verschwinden. Juna wusste, dass er log, aber sie hatte keine Beweise.
»Wie auch immer«, fuhr Brianna fort, »dieses Ereignis hat uns veranlasst, die Bewachung der Grenzregionen zu verschärfen und die Einhaltung der Vereinbarungen durchzusetzen. Notfalls mit Gewalt. Ihr wisst, dass es verboten ist, dörfliche Gemeinschaften mit Waffen zu betreten?«
»Ist mir bekannt, ja.«
»Dann wisst ihr vermutlich auch, dass euch nur gestattet ist, das zu nehmen, was euch freiwillig gegeben wird. Das betrifft auch empfängnisbereite Frauen.« Sie deutete hinüber zum Schandkreis, wo zwei junge Frauen warteten. Die Angst war ihnen deutlich anzusehen. Umso mutiger, dass sie sich trotzdem anboten.
»Alles, was darüber hinausgeht, wird als kriegerischer Akt angesehen.« Brianna blickte den Anführer finster an. »Ich kann nicht beweisen, dass ihr an dem Angriff auf Ingran beteiligt wart, also werde ich euch das Recht des Tributes zubilligen. Sollte ich aber nur den geringsten Zweifel an eurer Aufrichtigkeit haben, so werdet ihr diesen Tag nicht überleben, das verspreche ich euch. Wenn ihr Nahrungsmittel erhalten wollt, müsst ihr zuerst eure Waffen außerhalb des Dorfes ablegen. Also, was sagst du?«
Der Mann schwieg. Juna prüfte, ob ihre Armbrust geladen und entsichert war. Sie spürte, dass dieser Kerl sich nicht so einfach herumkommandieren lassen würde.
11
A mon warf einen Blick in die Runde. Die Dinge entwickelten sich anders, als er gehofft hatte.
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