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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Stück über den Bordstein. Vor ihnen lag ein großer Platz, auf dem ein steinernes Tor stand, vermutlich aus römischer Zeit. Wenn man den Erzählungen glauben durfte, gab es davon einige in dieser Stadt. Metallstränge kreuzten die Fahrbahn, links ragte ein großes Gebäude in die Höhe, auf dem das Wort
Kaufhof
zu lesen stand. Die Achsen des Allradfahrzeugs quietschten und rumpelten. Grimaldi stieß ein Jaulen aus und suchte unter dem Fahrersitz Schutz.
    »Großer Gott, David!« Amon hielt sich mit beiden Händen am Überrollbügel fest, was für ihn nicht einfach war. Sein Arm steckte noch immer in einer Schlinge. Die Waffen auf der Ladefläche rutschten polternd übereinander.
    »Ich habe das Gefühl, dass du absichtlich über jeden Stein fährst. Meinst du nicht, das ginge auch anders?«
    David biss die Zähne zusammen und fuhr wieder vom Gehweg herunter. »Die Strecke ist nun mal uneben. Was soll ich machen? Außerdem hat es doch vorhin ganz gut geklappt. Vor der Unterführung.«
    »Ja, weil es da durch den Park ging. Seit wir durch die Unterführung sind, ist es eine mittlere Katastrophe. Ich weiß, dass die Strecke schwierig ist, aber schau mal dort hinüber. Auf der rechten Seite liegt viel weniger Schutt. Warum fährst du nicht da entlang?«
    David schaltete einen Gang herunter und wechselte mit einem geschickten Schlenker nach rechts. Sofort beruhigte sich das Fahrzeug.
    Amon nickte. »Du musst in Gedanken immer ein bisschen vorausfahren, aber das wirst du schon lernen. Dafür, dass du zum ersten Mal fährst, machst du es besser als jeder andere, den ich gesehen habe.« Er klopfte David auf den Rücken. »Und jetzt tritt aufs Gas. Der Himmel sieht aus, als würde es noch einen Wolkenbruch geben. Ich würde gerne trockenen Fußes ankommen.«
    David entspannte sich. Schade, dass Amon es so eilig hatte. Für ihn war alles neu. Es gab so viel zu entdecken. Doch Amon hatte gesagt, dass es zu gefährlich sei, unterwegs anzuhalten. Besonders im Grüngürtel, einem ehemaligen Naherholungsgebiet, das die Innenstadt wie einen Ring umklammerte, wimmele es nur so von Wildhunden und Plünderern. Manche seien Clanmitglieder und den Warlords unterstellt, so wie die Männer, die sie im Wald getroffen hatten, aber das waren nur Gerüchte. In Wirklichkeit sah alles ganz friedlich aus. Rechts war ein kleiner Weiher, auf dem ein paar Enten schwammen; links erhob sich hinter den Bäumen die gewaltige Silhouette eines nadelförmigen Gebäudes, dessen Spitze in eine Krone aus Glas und Stahl auslief. Amons Beschreibung zufolge handelte es sich um einen
Fernsehturm,
wobei David nie erfahren hatte, was das eigentlich war,
Fernsehen.
Bilder und Töne lautlos durch die Luft zu transportieren, das war doch Hexerei, oder?
    Eine rote Ziegelfassade deutete an, wo einmal eine Schule gestanden hatte. Die Wege dorthin waren zwar überwuchert, aber man konnte noch erkennen, dass der Park einmal sehr schön gewesen sein musste. Seit sie die Innenstadt erreicht hatten, waren die Straßen zunehmend schlimmer geworden. Das Rumpeln ihrer Reifen wurde von den blinden Fensterfronten zurückgeworfen. Der Platz rund um das alte Tor war ein einziges Trümmerfeld. Über den zerbrochenen Scheiben eines ebenerdigen Lokals war ein großes gelbes M zu sehen. Umgestürzte Stühle und Tische lagen im Inneren. Halb zerstörte Schriftzeichen wiesen an anderer Stelle auf Schuh- und Kleiderläden hin, deren Verkaufsräume genauso nackt und kahl waren wie die Eingangsbereiche sogenannter
Kinos
und
Banken
 – wobei David keine Ahnung hatte, was sich hinter diesen mysteriösen Namen verbarg. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, war entweder von Plünderern gestohlen oder zu Feuerholz verarbeitet worden. Was übrig geblieben war, hatte die Natur zurückerobert. Farne, Brennnesseln und Brombeerranken überwucherten die breiten Straßen, und aus dem zerborstenen Asphalt spross das Gras.
    Sie umrundeten das Tor, überquerten eine weitere breite Straße und kamen nun ins Stadtzentrum. Vereinzelt waren Menschen zu sehen. Sie hockten unter den Bäumen und machten einen verwahrlosten und verhärmten Eindruck. Männer mit grauen Bärten und traurigen Gesichtern. Manche saßen an Lagerfeuern, andere schoben Einkaufswagen mit Holz oder Gerümpel vor sich her, und fast alle blickten sie feindselig an. David war mulmig zumute. Der Gestank, der von den Haufen angezündeter Gummireifen zu ihnen herüberwehte, verschlug ihm den Atem.
    »Kümmere dich nicht um sie«, sagte

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