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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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in dem Ohr des Mohren ein Rubin,
    So hängt der Holden Schönheit an den Wangen
    Der Nacht; zu hoch, zu himmlisch dem Verlangen.«
    Juna runzelte die Stirn. Was waren das für Worte? Sie konnte nicht behaupten, auch nur die Hälfte dessen verstanden zu haben, was er sagte. Das Wort
Mohr
zum Beispiel hatte sie noch nie gehört. Trotzdem besaß der Text eine ungewöhnliche Kraft und Faszination. Es schien um Liebe zu gehen.
    Leise schlich sie näher.
    Nur wenige Schritte trennten sie noch von der Holztreppe. Wenn nur der Posten nicht aufwachte! Auf Zehenspitzen näherte sie sich der untersten Stufe und setzte vorsichtig ihren Fuß darauf. Alles blieb leise.
    »Sie stellt sich unter den Gespielen dar
    Als weiße Taub in einer Krähenschar.
    Schließt sich der Tanz, so nah ich ihr: ein Drücken
    Der zarten Hand soll meine Hand beglücken.«
    Auch die nächsten Stufen machten keine Geräusche. Sie war jetzt fast oben. Der Körper des Jungen war nur noch eine Armlänge entfernt. Sie sah, dass er etwas in seinen Händen hielt. Etwas Bleiches, Dünnes.
    Ein Buch.
    »Liebt ich wohl je? Nein, schwör es ab, Gesicht!
    Du sahst bis jetzt noch wahre Schönheit nicht.«
    Sie konnte hören, dass David beim Lesen leise schluchzende Geräusche von sich gab, so, als würde er weinen. Ein Geräusch der Scham und der Reue. Seltsam.
    Vorsichtig hob sie ihren Fuß. Sie wollte ihn gerade auf die nächste Stufe setzen, als ein gotterbärmliches Knarren ertönte. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr David herum und sah sie an. Ihre Blicke trafen sich. Niemand sagte ein Wort. Sie konnte sehen, dass seine Wangen nass waren. In seinen Augen lag etwas, das sie wie ein Messer durchdrang und mitten ins Herz traf.
    Es lag keine Angst in seinen Augen, nur Verzweiflung. Eine Weile hielt er ihrem Blick stand, dann ließ er das Buch schnell unter seiner Kutte verschwinden. Fast im selben Moment war vom unteren Ende der Brücke eine Stimme zu hören.
    »Was ist denn da oben los? Wer ist da?«
    Juna fuhr herum.
    Die Wache.
Sie stand da, die Lanze auf sie gerichtet.
    »Ich bin’s, Juna, Tochter der Arkana.«
    »Juna? Tatsächlich?« Die Frau trat vor. Es war Mildred aus dem Haus der Wasserfrauen.
    »Jetzt erkenne ich dich«, sagte Mildred. »Verzeih, dass ich dich nicht gleich erkannt habe. Was tust du da oben bei dem Gefangenen?«
    »Ich habe nur einen kleinen Routinegang gemacht. Was fällt dir ein, auf deinem Posten zu schlafen?«, fauchte Juna sie an. Sie hatte keine Lust, peinliche Fragen zu beantworten. »Weißt du denn nicht, welche Strafen dich erwarten, wenn du deinen Dienst vernachlässigst? Der Gefangene ist wach, die Wache schläft. Wer weiß, was hätte passieren können, wenn ich nicht zufällig vorbeigekommen wäre.«
    »Aber ich …« Mildred war zu verblüfft, um zu protestieren. »Es tut mir leid. Ich habe wohl zu viel und zu schwer gegessen, und dann diese monotone Stimme. Aber ich konnte ihm ja schlecht verbieten, mit sich selbst zu reden, nicht wahr?« Sie reckte ihr Kinn vor. »Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Nein, das wird es nicht«, sagte Juna. Und dann, aus einer unerklärlichen Anwandlung heraus, sagte sie: »Morgen Abend werde ich selbst Dienst tun. Dann kann ich wenigstens sicher sein, dass die Gefangenen auch wirklich bewacht und nicht durch Schnarchen vom Schlafen abgehalten werden.«
    Mit diesen Worten verließ sie das Podest und eilte schnellen Schrittes zurück nach Hause.

28
    D ie Sonne stand bereits hoch am Himmel, als David erwachte. Erst kurz vor Anbruch des Tages war er in einen tiefen, bleiernen Schlaf gefallen, doch wirklich erholt fühlte er sich nicht. Sein Nacken schmerzte, und seine Hand war eingeschlafen. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Lastkarren überrollt. Stöhnend richtete er sich auf.
    »Guten Morgen, mein Junge«, ertönte eine Stimme.
    Sven saß am Boden seines Käfigs und kaute auf einem Stück Brot herum. »Willkommen zurück unter den Lebenden.« Auf Davids fragenden Blick sagte er: »Du hast auch eins, dort drüben.« Er deutete nach rechts. Da waren ein Brot, ein Stück Käse und eine Karaffe mit Wasser. Daneben stand eine große Schüssel mit Wasser, auf dem einige Blätter Minze schwammen. Vermutlich zum Waschen.
    »Du hast ja geschlafen wie ein Murmeltier«, sagte Sven. »Hast nicht mal bemerkt, wie die Hexen reingekommen sind und alles hingestellt haben.« Er schüttelte den Kopf. »Was war denn los letzte Nacht? Ich erinnere mich undeutlich an einen Streit.«
    David runzelte die

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