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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Gebüsch.
    Der Wall war nicht weit entfernt. Die Brigantin kannte sich offenbar gut aus, denn sie fand auf Anhieb eine Stelle, an der eine Leiter nach oben führte.
    »Warte einen Moment. Ich sehe nach, ob die Luft rein ist.« Blitzschnell kletterte sie hoch, dann winkte sie ihm zu. »Komm.«
    Er folgte ihr, wenn auch nicht ganz so schnell. Er fühlte sich immer noch schwach, und seine malträtierte Hand bereitete ihm Schwierigkeiten. Dort, wo man ihm den Nagel ausgerissen hatte, sickerte Blut aus der Wunde. Auf der anderen Seite des Walls tauchte ein mindestens zwei Meter breiter Graben auf. Er stand voll Wasser und war an manchen Stellen mit Seerosen zugewachsen.
    »Und da sollen wir runter?«
    Statt einer Antwort zog Juna ein Seil aus der Tasche. Sie verknotete es an einem der hölzernen Begrenzungspfähle und hakte es in einer speziellen Halterung an ihrem Gürtel ein.
    Sie zog Lederhandschuhe über, dann trat sie dicht an ihn heran. »Leg deinen Arm um mich.«
    David zögerte kurz, doch dann fasste er sich ein Herz. Das Gefühl war seltsam, doch nur für einen kurzen Moment. Schon trat sie an die Kante und ließ sich hinuntergleiten. Das Seil wurde straff und sauste durch die Öse. Die Handschuhe bremsten ihren Fall, während Juna sich geschickt mit den Füßen von der Wand abstieß. So schnell die Reise begonnen hatte, so schnell endete sie auch. Sie standen bis zur Hüfte im morastigen Wasser. David watete ans Ufer und sank zu Boden. Er konnte sich kaum noch auf den Füßen halten.
    Juna rannte voraus in die Dunkelheit. Nach einer Weile kam sie mit einem Pferd an der Leine zurück. Der Schecke schnaubte leise.
    David blickte misstrauisch auf das Pferd. Er erinnerte sich noch gut, wie er auf dem Bauch über dessen Rücken gelegen hatte. »Wo hast du den denn her?«
    »Man muss nur die richtigen Stellen kennen, dann kann man selbst aus Glânmor ein Pferd hinausschaffen«, lautete die Antwort. »Ich werde dich wegbringen, weg von dieser Stadt. Es ist zu gefährlich für dich. Ich kenne ein Versteck, wo dich niemand findet. Etwa eine halbe Stunde von hier entfernt. Dort werde ich dich hinbringen und deine Wunden verarzten.«
    »Warum tust du das?«
    Juna schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Ich habe meine Gründe.« David sah sie aufmerksam an und wartete darauf, ob noch etwas kommen würde. Doch Juna schwieg. Ganz so, als würde sie die Antwort selbst nicht kennen.
    »Gut«, sagte er. »Dann los, solange es noch geht.«
    Juna faltete die Hände zu einer Art Räuberleiter und half ihm hoch. Dann schwang sie sich selbst in den Sattel und brachte das Tier mit einem leisen Schnalzen dazu, sich in Bewegung zu setzen.
    David merkte sehr schnell, wie schwierig es war, sich auf einem glatten Pferderücken zu halten. Die ständige Bewegung machte es schier unmöglich. Er tastete nach dem Sattel, versuchte, einen sicheren Griff zu finden, aber mit seinem verletzten Finger schaffte er es nicht.
    »Leg deine Arme um mich«, sagte sie.
    »Ich soll was?«
    »Deine Arme um mich legen. Oder willst du herunterfallen?«
    David räusperte sich. »Natürlich nicht.«
    Er löste seine Hände vom Ledergurt und umfasste ihre Taille. Sie war schlanker, als er vermutet hatte. Ohne Brustschutz, Rückenpanzer und Waffengehänge wirkte sie viel zierlicher. Vorsichtig umschloss er sie mit seinen Fingerspitzen. Ein seltsames Gefühl durchströmte ihn. Er fühlte sich … wie? Schuldig, befreit? Was er hier tat, war eigentlich eine Todsünde. Setzte er mit einer solchen Aktion nicht sein Seelenheil aufs Spiel? Andererseits: Es fühlte sich nicht an wie eine Todsünde. Hier war ein Mensch, der ihm half. Ein solcher Mensch konnte nicht von Grund auf böse sein. Vielleicht hatten sich die Kirchenoberen doch geirrt, als sie das Weib zur Ursache aller Sünde erklärten?
    Juna versteifte sich bei der Bewegung. Auch ihr schien diese plötzliche Nähe unangenehm zu sein. Doch sie ließ es geschehen und trat dem Pferd sanft in die Flanken.
    Der Schecke trug sie in den dunklen Wald. David spürte eine überwältigende Müdigkeit in sich aufsteigen. Die Folter hatte ihn so geschwächt, dass er seinen Kopf an ihre Schulter lehnen musste. Nach wenigen Metern fiel die Anspannung von ihm ab. Die Wärme von Junas Körper und das monotone Wippen des Pferdes machten ihn schläfrig.
    Irgendwann musste er eingenickt sein, denn als er das nächste Mal die Augen aufschlug, lag er auf dem Boden. Er war in einer Art Höhle, nur wenige Meter entfernt vom Eingang.

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