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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sie sich bewegten. Runzeln, Warzen, Fühler. Wie Schlangen krümmten und wanden sich die Tentakel auf ihrer Oberfläche, während sich die Münder mit ihren zugespitzten Zähnen zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Am schlimmsten waren die Augen. Wie feurige Kohlen hatten sie geleuchtet, wie die Augen des leibhaftigen Teufels. An das, was folgte, erinnerte sich David nur undeutlich. Er glaubte, Gesang gehört zu haben, während ihn die schrecklichen alten Weiber der Befragung unterzogen. Sie hatten ihn geschlagen, gekratzt, bespuckt. Wie Furien waren sie auf ihn losgegangen. Er glaubte, sich an Folterwerkzeuge zu erinnern, Zangen, Sägen, Hämmer, Äxte. Doch ob das wirklich stimmte, konnte er nicht mit Gewissheit sagen. Ab diesem Punkt waren seine Erinnerung nur noch Fragmente. Vielleicht hatten ihn die Drogen betäubt, vielleicht hatte ihm der liebe Gott eine gnädige Ohnmacht geschenkt. Als er erwachte, hatte er zuerst geglaubt, er läge immer noch in diesem schrecklichen Raum. Doch dann hatte er den Wind in den Weiden und das Plätschern zu seinen Füßen gehört, und ihm wurde klar, dass er wieder in seinem Käfig war. Der Herr sei gepriesen! Dann musste er erneut in Ohnmacht gefallen sein, denn als er erwachte, war der Mond aufgegangen.
    Sein Licht lag wie Silber auf dem Wasser. Er spähte hinüber zu Sven, doch im anderen Käfig war keine Regung zu sehen. Er hätte zu gerne gewusst, wie es seinem Freund ergangen war, doch er konnte nicht sprechen. Seine Kehle war wie ausgetrocknet; seine Zunge fühlte sich an, als habe er einen trockenen Schwamm im Mund. Die Kanne mit dem Wasser schien unerreichbar weit weg. Selbst die kleinste Bewegung ließ ihn vor Schmerz beinahe schreien. Was war nur mit seiner Schulter? Er hatte versucht, sein Heil im Schlaf zu finden, doch ein dumpfes Brennen ließ ihn sofort wieder wach werden.
    Irgendwann drang ein seltsames Geräusch an sein Ohr. Erst ein Plätschern, dann ein Klappern. Es kam von unterhalb des Käfigs und klang, als würde sich jemand an der Luke zu schaffen machen. Zwei Metallzähne kamen zwischen den Holzplanken zum Vorschein und packten den Bügel des Schlosses. Dann bissen sie zu. David hörte ein unterdrücktes Schnaufen. Es gab ein trockenes Schnappen, dann fiel der Bügel in zwei Hälften zu Boden.
    Eine Stimme erklang. »David?«
    »Wer ist da?«
    »Kannst du dich bewegen? Kommst du an das Schloss?«
    War das Juna? Wenn es ein Traum war, dann ein guter. Er beugte sich vor und verfluchte sich sofort für seine Vergesslichkeit. Schmerzgepeinigt biss er die Zähne zusammen. Vielleicht doch kein so guter Traum. Er streckte sein Bein aus, berührte den Riegel mit der Fußspitze und schob ihn zur Seite. Die Luke war offen.
    Sofort ging die Klappe auf.
    Junas Gesicht erschien in der Öffnung. Bis auf Gesicht und Haare war sie klatschnass. Tropfend und zitternd kletterte sie in seinen Verschlag. Er wollte etwas sagen, aber sie legte ihm den Finger auf die Lippen.
    »Kannst du dich bewegen?«, flüsterte sie.
    Er deutete auf seine Schulter und schüttelte den Kopf.
    »Verstehe«, sagte sie. Sie öffnete ihre Tasche und holte einen mit Stoff umwickelten Stock heraus. »Hier, nimm das. Beiß darauf«, flüsterte sie. »Es wird gleich sehr weh tun.«
    Sie legte ihm das Beißholz in den Mund und beugte sich dann über ihn. Er konnte ihr Haar riechen. Es duftete wie eine frisch gemähte Wiese. »Ich zähle bis drei, einverstanden?«
    Er nickte.
    »Eins … zwei …«, sie lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen seine Schulter. Ein furchtbares Knacken ertönte. Davids Zähne fuhren in den Stock. Ein qualvoller Schrei stieg aus seiner Kehle. Seine Finger ballten sich zur Faust. »Was war denn mit drei?«, stöhnte er.
    »’tschuldigung. Muss ich wohl vergessen haben.« Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er sah Sterne flimmern und wäre bestimmt erneut in Ohnmacht gefallen, wenn nicht plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit ertönt wäre. »He, Ruhe da oben. Hör sofort mit dem Gewinsel auf, sonst komme ich hoch und mach dir Beine.«
    Juna ließ sich blitzschnell auf den Boden fallen. David sah den Wachposten aus dem Augenwinkel.
    Er musste handeln.
Schnell.
    »Hab schlecht geschlafen«, stöhnte er. »War nur ein Alptraum. Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Sieh zu, dass du deinen Mund hältst, sonst wirst du Bekanntschaft mit meinem Stock machen. Verdammte Nervensäge.« Die Gardistin drehte sich um und ging zur Hütte zurück.
    »Schnell«, flüsterte

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