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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nächsten Stunde fallen würde. Hinzu kam, dass von Westen her neue Wolken heranrückten. Erste Blitze zuckten über den Himmel, und das Grollen von Donner war zu hören.
    Er zog die Brauen zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, so spät in der Nacht noch ein Gewitter zu erleben. Andererseits konnte das seinen Plänen durchaus dienlich sein. Der Regen würde die Fackeln zum Verlöschen bringen. Ohne Licht waren die Hexen orientierungslos. Sie würden ihre Versuche, die Mauer niederzureißen, einstellen müssen. Zumindest bis in die frühen Morgenstunden. Doch dazu würde es nicht mehr kommen. Die Stunde seiner Vergeltung war nah.
    Vom Glockenturm her schlug es zwölf.
    Die Zeit war gekommen.
    Neben ihm stand ein Mann, der ein Gefäß mit leicht entzündlichem Öl hielt. Marcus Capistranus nahm es, ging damit zu einem eigens zu diesem Zweck geöffneten Kanaldeckel und leerte die Flüssigkeit in die Kanalisation. Dann nahm er eine Fackel und warf sie hinterher. Es gab einen leichten Knall. Eine Stichflamme schoss empor, während der Strom brennenden Öls mit aberwitziger Geschwindigkeit in die Tiefe sauste.
    *
    In einer Höhle unterhalb des Platzes scharrte die Große Mutter ungeduldig mit den Füßen. Viel zu lange schon hatte sie hier unten ausharren müssen. Ihre Geduld war beinahe erschöpft. Hatte der Inquisitor sie vielleicht doch betrogen? Was war mit seinem Versprechen? Wehe, er hielt sich nicht an seine Vereinbarung. Beute, das hatte er ihr versprochen. Gefüllte Vorratskammern. Doch bisher war nichts geschehen.
    Sie spielte mit dem Gedanken, die Jagd abzubrechen, als plötzlich über ihren Köpfen ein Strahl Helligkeit die Finsternis zerschnitt. Feuer tropfte von der Decke und sammelte sich in einer Pfütze unweit ihres Standortes. Durch die Kehlen ihres Volkes ging ein Raunen. Einen Moment lang starrte sie ungläubig auf die seltsame Erscheinung, dann erschien ein Grinsen auf ihrem fetten Gesicht. Das war das Zeichen. Flüssiges Feuer, so hatten seine Worte gelautet. Warte auf das flüssige Feuer, dann dürft ihr aufsteigen. Nun war es endlich so weit. Der Augenblick ihrer Ernte war gekommen.

54
    M it nur einer einzigen Fackel ausgerüstet, ließen Gwen, Logan, Gunnar und Dachs die Höhle der Bleichen hinter sich und gingen in nördlicher Richtung weiter. Dorthin war vermutlich auch der Rest der Bleichen gezogen, wenn man die Menge an Spuren, toten Ratten und Körperausscheidungen auf dem Boden berücksichtigte. Dort, so hofften sie, würden sie irgendwann einen Aufstieg finden, der sie wieder nach oben brachte. Doch bisher hatten sie nichts dergleichen entdeckt.
    Gwen folgte Logan weiter durch die Dunkelheit. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Die Gefahr folgte ihnen auf Schritt und Tritt. Ganz zu schweigen von dem, was auf sie wartete, wenn es ihnen gelang, wieder zur Erdoberfläche zurückzukehren. Die Wanderung kam ihr wie ein einziger Alptraum vor. Anscheinend hatte das Schicksal sie dazu auserkoren, sich fortwährend ihren Dämonen stellen zu müssen. Nicht nur den Dämonen hier in der Kanalisation, vor allem denen in ihrem Inneren – und dort saßen bekanntermaßen die schlimmsten.
    Mordras Leichnam war das letzte Puzzleteil in einer Kette von Indizien gewesen, die geradezu niederschmetternd war. Es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sie die einzige Überlebende ihrer Expedition war. Ihre Hoffnung, die eine oder andere ihrer Gefährtinnen könne vielleicht doch noch durchgekommen sein, hatte sich zerschlagen. Und wer wusste schon, was noch folgen mochte. Zwar hatten sie Gunnar und Dachs befreien können, aber noch waren sie den Bleichen nicht entkommen.
    Sie spürte eine leichte Berührung an der Hand. Dachs sah sie erwartungsvoll an.
    Wo ist deine Katze?
    »Füchschen? Die habe ich im Krankenlager zurückgelassen. Ich konnte sie doch nicht mit in die Schlacht nehmen. Das wäre viel zu gefährlich gewesen für so ein kleines Tier.«
    Werde ich sie sehen können?
    »Klar. Wenn alles vorüber ist. Ich bin sicher, sie wird sich freuen, wenn du sie streichelst.«
    Dachs nickte ernsthaft.
    Gwen wurde es warm ums Herz. Mit seiner Hoffnung und seiner Energie war der Junge wie ein Feuer, das Licht und Wärme in diese kalte Welt brachte. Mochte es draußen noch so stürmisch und düster sein, nichts konnte diesen kleinen Ofen zum Erlöschen bringen.
    Ihr Blick wanderte wieder nach vorne. Logan hatte angehalten. Mit erhobener Hand gab er Zeichen, die Fackel zu löschen.
    »Was

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