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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ist los?«
    Er legte seinen Finger auf die Lippen und deutete nach vorne.
    Da sie kaum etwas erkennen konnte, spitzte sie zusätzlich die Ohren. Logan hatte recht, da war etwas. Es klang, als würde ein nächtlicher Wind durch die Bäume streichen. Aber hier unten gab es keine Bäume.
    Sie rückte näher heran. Das Raunen und Wispern hatte etwas zutiefst Beunruhigendes. Obwohl sie sie nicht sehen konnte, spürte Gwen, dass dort vor ihr eine riesige Menge von Bleichen hockte. Die Luft war erfüllt von einem Geruch, der nur schwer zu beschreiben war. Feuchtes Haar, Schweiß und ein unerträglicher Gestank nach Kot.
    Dachs kuschelte sich eng an sie und presste seinen Kopf an ihre Brust. Sie konnte spüren, dass er zitterte.
    In diesem Moment erklang ein Schrei. Ein unartikuliertes widerwärtiges Jaulen, wie das Heulen eines Wolfes. Der Ruf wurde aus Hunderten von Kehlen beantwortet. Ein vielstimmiger, misstönender Chor, der von den Wänden widerhallte und als Echo in die Tiefen des Untergrundes getragen wurde. Dann erfolgte ein Aufstampfen unzähliger Füße, die den Boden erbeben ließen und ihnen unwiderruflich klarmachten, dass sie das Volk der Bleichen gefunden hatten.
    Dachs sackte neben Gwen zu Boden und bedeckte beide Ohren mit seinen Händen. Sie hielt ihn fest und schützte ihn mit ihren Armen, während sie von dem Gefühl überrollt wurde, dass das Ende der Welt hereingebrochen war.
    *
    Edana spürte es. Alle spürten es. Unter ihnen braute sich etwas zusammen. Der Boden vibrierte, als wäre es zu einer Gasexplosion oder einem Einsturz gekommen. Was dann folgte, war noch schlimmer. Ein Heulen und Jaulen ertönte. Fauliger Gestank stieg empor und raubte ihnen den Atem. In diesem Moment war auch der Letzten von ihnen klar, dass dort unten etwas lauerte und dass es auf dem Weg zu ihnen war.
    Der Angriff geriet ins Stocken. Leitern wurden umgestoßen, Bögen gesenkt und Rammböcke stehengelassen. Eine jede der Brigantinnen sah sich nach ihrer Nachbarin um. In den Gesichtern herrschte Ratlosigkeit. Selbst die Männer oben auf den Wällen blickten erschrocken auf den Platz, so als wüssten sie selbst nicht, was sie von der Sache halten sollten. Edana fiel auf, dass nicht wenige von ihnen zurückwichen.
    »Was ist das?«, rief sie. »Was geht hier vor?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Arkana. »Aber ich habe da ein ganz mieses Gefühl.«
    »Lasst zum Rückzug blasen«, drängte Benedikt. »Vielleicht gelingt es ja einigen zu entkommen.«
    »Entkommen? Wovon redest du …?«
    Doch ehe Ben antworten konnte, ertönte ein furchtbares Klappern und Poltern. Kanaldeckel wurden aufgestoßen und fielen scheppernd zu Boden, als hätte ein unterirdischer Sturm sie emporgeblasen. Dann ertönten die ersten Schreie. Nicht das Heulen von vorhin, menschliche Schreie.
    Das Schreien von Frauen.
    Edana versuchte herauszufinden, was da vor sich ging. Unweit vor ihr wich eine Gruppe von Brigantinnen vor irgendetwas zurück. Sie konnte nicht sehen, was es war, aber es musste schlimm genug sein, wenn einige ihrer besten Kämpferinnen sich umdrehten und panisch davonrannten. Andere ließen ihre Schwerter und Schilde fallen oder stießen ihre Kolleginnen um. Edana konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was diese gestandenen Kriegerinnen so aus der Fassung brachte. Die führten sich ja auf wie kleine Kinder. Dann sah sie etwas Graues durch die Menge huschen. Es war nackt und bewegte sich ungeheuer schnell und auf allen vieren. Wie ein Tier. Rasch verschwand es in der Menge, doch es war nicht das Einzige. Wo es eben noch gewesen war, waren jetzt zwei. Rechts von ihr, aus einem der Kanalschächte kam noch eines. Und drüben noch eines. Wie eine Masse blasser Maden krochen diese Dinger an die Oberfläche und ließen die Frauen angsterfüllt zurückweichen.
    »Die Bleichen«, stieß Magda aus. »Das war es, worüber wir uns so lange die Köpfe zerbrochen haben. Marcus Capistranus hat die Bleichen auf uns gehetzt und will nun genüsslich dabei zusehen, wie wir uns gegenseitig auslöschen. Du hattest recht, Ben. Er ist wirklich ein Teufel in Menschengestalt.«
    »Unmöglich«, sagte Edana kopfschüttelnd. »Niemals würde ein so arroganter Sack wie der Inquisitor sich mit so einer niederen Lebensform wie den Bleichen einlassen. Nicht mal, um uns zu vernichten.«
    »Ich sehe, Ihr habt das Wesen dieses Mannes immer noch nicht verstanden«, entgegnete Ben. »Marcus Capistranus ist nicht arrogant. Ihm ist jedes Mittel recht, um an sein Ziel

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