Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
die Wände, kamen auf ihn zu. Plötzlich tauchte aus einer weiteren Öffnung einen Meter über ihm ein Kopf auf. Etwas blickte auf ihn herab und stieß dabei ein ekelhaftes Keuchen aus. Es war das hässlichste Gesicht, das er je gesehen hatte. Er war so schockiert, dass er für einen Moment den Haupteingang aus den Augen ließ und so das Wesen übersah, das in vollem Tempo auf ihn zugeschossen kam. Er erhielt einen Schlag vor die Brust und landete rücklings im aufspritzenden Wasser.
Hustend und gurgelnd versank er in der trüben, giftigen Brühe. Panisch um sich schlagend, versuchte er, die rettende Oberfläche zu erreichen, und verlor dabei sein Gewehr, das in den Tiefen des Sees versank. Wie so viele in seinem Clan hatte er nie richtig schwimmen gelernt. Alles, was er konnte, war paddeln, und auch das nur mäßig. Uralten Instinkten folgend, gelang es ihm, das Ufer zu erreichen und Luft zu schnappen. Ein Schwall der ekligen Brühe war in seine Lungen gedrungen, und er musste husten und sich übergeben. Als er wieder klar denken konnte, starrten drei Augenpaare hasserfüllt auf ihn herab. Der Anführer der Gruppe ließ seinen toten Artgenossen fallen und griff stattdessen nach ihm. Cedric unterdrückte ein Winseln, riss sich los und versuchte, ans andere Ufer zu schwimmen, doch die Bleichen durchschauten, was er vorhatte. Einer von ihnen rannte über den Steg und schnitt ihm den Weg ab. Der andere blieb, wo er war. Der Dritte sprang ins Wasser. Im Gegensatz zu ihm konnte er ausgezeichnet schwimmen. Als das Wesen ihn erreichte, schrie Cedric, dass es von den Wänden widerhallte.
*
»Folgt mir.« Logan stützte seinen Vater und lächelte ihm zu. »Du hast es immer noch drauf, weißt du das, alter Mann? Wie du diese Kreatur fertiggemacht hast, alle Achtung. Diesen letzten Schlag muss du mir beizeiten mal zeigen.«
»Sobald wir wieder zu Hause sind, Junge. Sobald wir wieder zu Hause sind.«
Logan konnte sehen, dass sein Vater mitgenommen war. Vermutlich hatte er sich nur überanstrengt. Aber ihnen blieb keine Zeit. Sie mussten weg hier, und zwar schnell. Wo immer sich der Rest der Bleichen aufhielt, sie konnten jederzeit zurückkommen, und dann gab es für sie alle kein Morgen mehr.
Die Rettung grenzte ohnehin an ein Wunder. Fast konnte man glauben, dass ein gnädiger Gott seine Finger im Spiel hatte.
Ehe sie den Bau verließen, versorgten sie sich in der Nebenkammer mit Waffen. Gwen nahm Mordras Schwert und nahm im Stillen Abschied von ihrer Gefährtin. Dann verließen sie den schrecklichen Bau.
Draußen angekommen, sahen sie, dass die Gefahr noch nicht vorüber war. Die drei Bleichen waren immer noch da. Sie hockten am anderen Ufer des Sees und umringten jemanden, der zwischen ihnen am Boden lag. Zu allem Überfluss sah er weiter oben im Hang noch weitere Exemplare. Mütter mit ihren Kindern. Gierig starrten sie zu ihnen herab.
»Wir werden die andere Seite nehmen«, flüsterte er und wich vorsichtig zurück. »Die drei da scheinen beschäftigt zu sein, und die da oben trauen sich nicht zu uns runter. Ganz langsam und ruhig, dann kommen sie vielleicht nicht auf die Idee, uns zu verfolgen.«
Als die drei Angreifer sie bemerkten, hoben sie ihre Köpfe und glotzten zu ihnen herüber. In diesem Moment ertönte ein schriller Schrei. Das Opfer zwischen ihnen begann zu zappeln.
»Mein Gott, der lebt ja noch«, stieß Gwen aus.
Der Mann hob seinen Kopf und blickte zu ihnen herüber. Sein Gesicht war angstverzerrt. »Hilf mir, Logan! Lass nicht zu, dass sie mir etwas antun. Ich verspreche dir Gold, ich verspreche dir Macht, alles, was du willst.«
»Cedric!« Logan konnte nicht glauben, was er da sah. Aber es stimmte. Es war Cedric, der Sohn des Warlords.
»Was um alles in der Welt macht der denn hier?«, rief Gunnar.
»Dreimal darfst du raten«, sagte Logan, und sein Gesicht verfinsterte sich. »Ich wette, er hat draußen auf uns gelauert. Wollte wohl erst mal abwarten, wie der Kampf sich entwickelt, um uns dann zu töten. Tja, Pech für ihn, die Suppe hat er sich selbst eingebrockt.«
»Willst du ihn den Bleichen überlassen?«, fragte Gwen.
»Aber klar, was denkst du denn?« Er blickte in die Runde. »Sein Pech, dass er nicht weiß, wann Schluss ist. Selbst wenn wir wollten, könnten wir nichts für ihn tun. Es ist auch so schon schwierig genug, unbeschadet hier herauszukommen. Oder habt ihr vor, ihm zu helfen?«
Gwen überlegte kurz, dann schüttelte sie den Kopf und deutete mit dem Daumen nach unten.
Weitere Kostenlose Bücher