Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Leitertrupps gelingen, den Wall zu erstürmen.«
»Das wird der Inquisitor nicht zulassen«, sagte Ben. »Ich kenne ihn. Er spielt mit Euch.«
»Wenn ich deine Meinung hören will, gebe ich dir Bescheid«, sagte Edana giftig. »Momentan bist du nur geduldet, also strapaziere dein Glück nicht zu sehr.«
»Spar dir die Drohungen«, sagte Magda. »Du hättest Ben nicht zu dieser Beratung zugelassen, wenn du nicht an seiner Meinung interessiert wärest. Also hör dir auch an, was er zu sagen hat.«
Die Ratsherrin funkelte Magda böse an, dann blickte sie wieder auf den Plan. Er enthielt eine schematische Aufsicht des Platzes, der Kathedrale und der umliegenden Verteidigungsanlagen.
»Also schön«, sagte sie. »Teilt mir mit, was ihr zu sagen habt, und dann verschwindet wieder. Ich habe zu tun.«
Magda versetzte Ben einen aufmunternden Stoß.
»Ja, also …« Ben räusperte sich. »Ich kenne Marcus Capistranus seit vielen Jahren. Früher einmal waren wir so etwas wie Freunde, doch seit einiger Zeit habe ich sein Vertrauen verloren. Wenn er wüsste, dass ich hier bin, würde er mich sicher zum Tode verurteilen lassen …«
»Komm zum Punkt, Mann.« Edana zog mit dem Zirkel einen Kreis um einen bestimmten Ort auf dem Plan.
»Was ich sagen will … ich glaube, dass dies eine Falle ist. Er wollte, dass wir hierherkommen, deshalb auch die Schlacht heute Morgen auf dem Heumarkt.«
»Was redest du da? Er wollte uns aufhalten, nicht anlocken. Er hat versucht, uns in die Knie zu zwingen, allerdings hat er nicht mit der Schlagkraft unserer Truppen gerechnet.«
Ben schüttelte den Kopf. »Er wollte Euch provozieren. Hätte er Euch wirklich aufhalten wollen, hätte er bessere Truppen ins Feld geführt.« Er deutete auf die vollbesetzten Wälle. »Was Ihr da besiegt habt, war nur die zweite Garde, die Ersatzmannschaft, um es mal so auszudrücken. Ich glaube, er hatte Angst, Ihr könntet Euch wieder zurückziehen. Deshalb hat er diese Männer auf die Schlachtbank geführt. Ein Bauernopfer, sozusagen.«
»Eine sehr gewagte Theorie«, sagte Edana. »Hast du noch mehr zu bieten, oder war das schon alles?«
»Warum hat er uns so nah an sein Hauptquartier herankommen lassen? Diese Stadt ist wie ein Spinnennetz, werft bloß mal einen Blick auf Eure Karte.« Ben deutete auf den Plan. »Ihr werdet zugeben, dass es Hunderte von Orten gibt, an denen er Euch in einen Hinterhalt hätte locken können. Hat er aber nicht. Er wollte, dass Ihr direkt vor seine Haustür spaziert. Jetzt seid Ihr in seiner Gewalt. Eure eigentliche Stärke – die Pferde – könnt Ihr hier nicht ausspielen. Ihr seid gezwungen, zu Fuß zu kämpfen, und das macht Euch langsam und schwerfällig. Eure Rüstungen hindern Euch, Euer gesamtes Versorgungssystem ist eingeschränkt. Die Straßen sind so voller Schutt, dass Eure Pferde Gefahr laufen, sich die Beine zu brechen, wenn sie schnell fliehen müssten. Wenn es darauf ankommt, wärt Ihr nicht in der Lage, von hier zu entkommen. Seht Euch um: Er hat Euch da, wo er Euch haben will. Er hat Euch sein Spiel aufgedrückt, und jetzt seid Ihr gezwungen, nach seinen Regeln zu spielen.«
»Alles nur hohle Phrasen und Gerede«, erwiderte Edana. »Bisher habe ich noch nicht einen brauchbaren Tipp gehört.«
»Ihr wollt einen Tipp? Verlasst diesen Ort, solange Ihr noch könnt. Dieser Platz ist eine Todesfalle, das spüre ich.«
»Abgelehnt. Hast du noch etwas anderes beizutragen? Wenn nicht, verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken.«
Ben hielt Edanas Blick eine Weile stand, dann zuckte er die Schultern. »Es scheint, Ihr seid wirklich nicht zu überzeugen. Ihr wollt einen Tipp? Dann seht Euch mal diese Türme an.« Er deutete in die Runde. »Die waren bis vor ein paar Wochen noch nicht hier. Ich wette, dass diese Zisternen nicht mit Wasser gefüllt sind.«
*
Marcus Capistranus blickte mit zusammengekniffenem Auge hinauf zur Turmuhr. Kurz vor zwölf. Der Kampf um die Barrikaden zog sich in die Länge. Die Hexen ließen sich immer neue Strategien einfallen, um endlich ein Loch in die Barriere zu schlagen, waren jedoch bisher erfolglos geblieben. Allerdings hatten sie vor kurzem ihre Strategie geändert und waren dazu übergegangen, ihre Rammböcke gegen eine der Hausfassaden zu richten. Der Plan schien aufzugehen. Das Mauerwerk war spröde geworden, und Risse durchzogen die Wand. Die Baumeister versuchten zwar, sie von der anderen Seite abzustützen, aber es war abzusehen, dass die Mauer binnen der
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