Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
einige schneller gewesen und warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen. Sie standen rechts und links am Geländer aufgereiht und ließen die Mitte für den Springer frei. Ben und seine Freunde gehörten zu den Letzten, die es bis oben auf die Plattform geschafft hatten. Der Rest musste auf der Treppe warten.
»Geile Aussicht, oder?« Jonas blickte über die Becken, Liegestufen und Bäume hinüber zum Fußballstadion. Die Menschen unten am Beckenrand wirkten unendlich weit weg. Ben entdeckte Magda in ihrem pinkfarbenen Bikini und winkte ihr zu. Sie hob die Hand und winkte zurück. Er wollte ihr noch eine Kusshand zuwerfen, als plötzlich vorne an der Spitze des Sprungturms ein Streit ausbrach.
»Ich hab gesagt, du sollst springen, du Idiot.«
»Und ich habe dir gesagt, dass ich dich vorlasse. Spring doch selbst, wenn du es so eilig hast. Ich werde noch ein bisschen hier stehen und mir die Sache von oben ansehen.«
Die beiden, die da miteinander stritten, waren ein Junge und ein Mädchen, beide etwas jünger als Ben. Es war offensichtlich, dass sie nicht zusammengehörten.
»Du kannst hier nicht stehen bleiben, du verstopfst alles. Der Turm ist nur für Springer. Also spring endlich oder mach, dass du wieder runterkommst. Die anderen wollen auch endlich ran.«
Ben runzelte die Stirn. Die da so keifte, war ein junges Mädchen von vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahren. Sie trug einen dunkelblauen Speedo-Badeanzug und hatte ihre braunen Locken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Gesicht war rot vor Zorn, als sie auf die Antwort des Jungen wartete.
»Nerv nicht rum, Kleine. Wenn du’s so eilig hast, spring du doch.« Der Junge verschränkte seine Arme vor der Brust und feixte seinen Kumpels zu. Es war offensichtlich, dass er Angst hatte zu springen, sich aber vor seinen Freunden keine Blöße geben wollte.
»Wen nennst du hier Kleine, du blöder Arsch? Ich gebe dir gleich einen Tritt in deinen Hintern.«
»Na, na, na, jetzt mal ruhig.« Ben wurde es zu dumm. Während die beiden sich stritten, wurde die Schlange, die nach oben drängte, immer länger. Ben schob sich an den anderen vorbei und ging nach vorne zu den beiden Streithähnen.
»Könnt ihr euren Streit nicht woanders austragen? Wir warten hier alle darauf, dass wir springen können.«
»Na also, das sage ich doch«, keifte das Mädchen. »Spring endlich.«
Für einen Moment sah es so aus, als wollte der Junge den Streit fortsetzen, dann knickte er ein. »Ich trau mich nicht«, sagte er und senkte den Kopf. Sein Gesicht bekam die Farbe einer Tomate.
Ben lächelte. »Macht doch nichts, das ging mir am Anfang auch so. Am besten, du stellst dich da hinten hin und wartest, bis alle durch sind, dann kannst du wieder runtersteigen. Und du …«, und damit wandte er sich an das Mädchen. »Du darfst jetzt als Erste springen. Also los.«
Das Mädchen sah ihn aus blutunterlaufenen Augen an. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. »Wer hat dich denn zum Anführer ernannt, hä? Habe ich dich gebeten, dich hier einzumischen? Geh mal schön wieder nach hinten, wo du hergekommen bist, und warte, bis du dran bist. Ich kläre das hier schon allein.«
»Jetzt hör mal …« Ben trat einen Schritt auf das Mädchen zu, spürte aber im selben Augenblick ihre Faust im Magen. Ihm blieb die Luft weg. Sie hatte so schnell zugeschlagen, dass ihm nicht mal mehr Zeit blieb, die Bauchmuskeln anzuspannen. »Und was dich betrifft, du blöder Arsch …«, und damit wandte sie sich wieder dem verängstigten Jungen zu, »… ich habe gesagt, spring.« Mit diesen Worten versetzte sie dem Burschen einen Stoß, dass er über die Kante taumelte. Wild mit den Armen rudernd, stand er da, einen Ausdruck des Entsetzens in seinem Gesicht.
Dann fiel er.
Ben hörte die Leute schreien und wankte zur Kante. Er sah, wie sich der Junge mehrfach überschlug und dann mit einem markerschütternden Knall bäuchlings aufs Wasser klatschte. Er hatte Bauchklatscher vom Dreimeterbrett erlebt, bei denen man sich fühlte, als wäre man gegen eine Wand gelaufen. Dies hier war schlimmer. Mit Schaudern sah er, dass der Junge reglos auf dem Wasser trieb. Ben zögerte keine Sekunde. Er ließ sich vornüberkippen und tauchte mit einem präzisen Kopfsprung neben ihm ein. Die plötzliche Kälte war wie ein Schock. Der Wasserdruck presste ihm die Luft aus der Lunge und ließ seine Ohren dröhnen. Er schlug ein paarmal mit den Beinen, dann war er wieder oben. Prustend und spritzend durchbrach er
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