Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
durch die Straßen und riss die Blätter von den Bäumen.
»Meinst du, er ist da?«, fragte Magda, als sie von der Gleueler Straße aus an der Psychiatrie vorbei in Richtung Bettenhaus gingen. Das Cyberknife-Gebäude lag direkt vor ihnen.
»Keine Ahnung. Ich wundere mich allerdings, dass er sich nie zurückgemeldet hat. Ich verstehe ja, wenn er gerade im Stress ist und nicht an den Apparat kann, aber er wird doch wohl ab und zu mal seine Mailbox abhören.«
»Vielleicht ist er selbst dafür zu überarbeitet. Na, wir werden es ja sehen. Da drüben ist es schon.«
Die Dame am Empfangstisch sah sie groß an.
»Dr. Eigel? Nein, tut mir leid, der ist auf einem Kongress. Er wird nicht vor übermorgen zurückerwartet.«
»Aber heute Morgen hieß es noch, er wäre ab sechzehn Uhr wieder im Haus.«
»Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf?«
»Benedikt Eigel, sein Sohn.«
»Einen Moment, bitte.« Die Rezeptionistin griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Sie sprach mit gesenkter Stimme und legte nach einer Weile wieder auf. »Es kommt gleich jemand. Wenn Sie bitte so lange dort drüben Platz nehmen würden?«
Ben und Magda warfen sich vielsagende Blicke zu, dann setzten sie sich neben den Getränkeautomaten. Ben ergriff Magdas Hand und drückte sie. Sie fühlte sich eiskalt an. Es dauerte nicht lang, bis ein Arzt im weißen Kittel erschien und sich umsah.
Es war Dr. Steffens, Assistenzarzt beim Cyberknife. Als er sie erblickte, zuckte ein Lächeln über sein sorgenvolles Gesicht. »Magda? Was machen Sie denn hier, Sie haben doch heute keinen Dienst.«
»Wir haben eine Frage. Ben, das ist Dr. Steffens.«
»Ben?« Die Augen des Mannes flackerten. »Ben Eigel?«
»Stimmt. Professor Eigel ist mein Vater. Wissen Sie, wo wir ihn finden könnten? Wir müssen dringend mit ihm sprechen.«
»Das dürfte etwas schwierig werden. Kommen Sie, lassen Sie uns nach draußen gehen.« Er führte sie beide auf den Parkplatz, wo sie ungestört reden konnten.
»Es tut mir furchtbar leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Ihr Vater ist momentan nicht zu sprechen, für niemanden.«
»Aber wieso? Was ist passiert …?«
»Er ist schwer erkrankt. Er wird zurzeit unter Beobachtung gehalten und rund um die Uhr betreut.«
»Etwa die Grippe?«
Steffens nickte.
»Wie geht es ihm? Ist es ernst?«
Der junge Arzt blickte sich um, als habe er Angst, belauscht zu werden. Dann sagte er: »Es ist ernst, aber er wird es schaffen. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Ist er hier? Hier auf dem Gelände? Ich möchte sofort zu ihm. Können Sie das bewerkstelligen? Es ist wichtig, ich muss ihn unbedingt etwas fragen. Es geht um etwas, über das er mit Magda gesprochen hat.«
Dr. Steffens schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, das geht leider nicht. Er steht unter strenger Quarantäne.«
»Aber ich bin sein Sohn, verdammt noch mal …«
»Das ist in diesem Fall unerheblich. Die Vorschriften sind ganz eindeutig: kein Besuch von Quarantänepatienten. Sobald es ihm bessergeht und die Isolation aufgehoben wird, werden wir Sie natürlich sofort informieren. Vielleicht kann ich Ihnen ja weiterhelfen. Um was geht es? Ist es ein medizinisches Problem?«
Ben sah Magda eine Weile ratlos an, dann sagte er: »Hm, ja. Es geht um die Impfung.«
Steffens hob eine Braue. »Sind Sie denn noch nicht geimpft?«
»Nein, bisher noch nicht«, sagte Magda. »Bens Vater riet uns davon ab. Na ja, und nachdem wir heute Morgen etliche Krankheitsfälle hatten, dachten wir …«
»Als Angestellte der Klinik müssten Sie aber doch längst geimpft sein, das ist Vorschrift. Ach nein, ich vergaß … Sie sind ja nur aushilfsweise bei uns tätig. Also in diesem Fall kann ich Ihnen nur raten, das schleunigst nachzuholen. Das Notfallzentrum drüben im Hauptgebäude hat noch geöffnet. Kommen Sie, ich begleite Sie …«
»Aber mein Vater meinte, der Impfstoff sei gefährlich, deswegen haben wir es so lange vor uns hergeschoben.«
»Gefährlich?« Steffens runzelte die Stirn. »Reden Sie von dieser Freihofer-Studie? Aber die ist doch längst überholt. Ein neuer Test hat ergeben, dass keinerlei Gefahr droht. Sie können sich also bedenkenlos impfen lassen. Kommen Sie.«
Steffens führte sie hinüber zum Hauptgebäude, wo auf großen Tafeln das Wort GRIPPEIMPFUNG zu lesen stand. Er lieferte sie ab, verabschiedete sich von ihnen und versicherte noch einmal, dass er Ben sofort informieren würde, sobald man etwas Neues über seinen Vater wüsste.
Die
Weitere Kostenlose Bücher