Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
sich entschieden, ihn für einige Zeit zu pflegen und zu versorgen. Immerhin ging es ihm schon wieder so gut, dass Ben nicht mehr rund um die Uhr nach ihm sehen musste und sich einen Nachmittag freinehmen konnte.
Alle Kassen des Müngersdorfer Stadionbads waren besetzt. Kein Wunder, schließlich war es als einziges Freibad außerhalb der Saison noch geöffnet. Überall hatten sich Schlangen gebildet, doch die Menschen hatten trotzdem gute Laune. Sie lachten und plauderten, und niemand dachte daran, wie gedrückt die Stimmung vor zwei Wochen noch war.
Magda und Ben zahlten, gingen durch die Absperrung und steuerten die große Wiese links des Fünfzig-Meter-Beckens an. Dort hatten sie sich mit einigen Freunden aus der Jahrgangsstufe verabredet. Es roch nach Chlor, Sonnenöl und Pommes, und die Luft war erfüllt vom Kreischen und Lachen der Kinder.
»He, hier rüber, ihr Turteltäubchen. Wo wollt ihr denn hin?«
Konrad hatte seine Hand erhoben und winkte ihnen zu. Neben ihm lag Martin, der seinen blassen Bauch in die Sonne hielt und versuchte, wenigstens ein bisschen Bräune abzubekommen. Allerdings wurde er dabei nur rot. Magda drückte Ben einen schnellen Kuss auf die Lippen und eilte zu ihren Freundinnen, die neben den Jungs ihr eigenes Lager aufgeschlagen hatten.
»Setz dich, Alter, mach’s dir bequem«, sagte Konrad und zog sein Badetuch etwas beiseite, damit Ben noch Platz fand. »Schau mal, wir haben sogar eine Kühlbox dabei. Dreimal darfst du raten, was drin ist.« Ben hob den Deckel an und erblickte zwei Sixpacks Grafenwalder.
»Ihr seid ja nicht ganz dicht«, sagte er grinsend. »Wer soll die denn alle trinken?«
»Martin, Jonas, Lukas, Oskar, du und ich. Und ich bin sicher, die Mädels wollen auch noch was abhaben, oder?«
»Worauf du einen lassen kannst«, sagte Judith lachend. »Wenn du glaubst, wir trinken nur Coke-Zero, hast du dich geschnitten.« Der Kommentar wurde von fröhlichem Gekicher begleitet.
»Da siehst du’s, Alter. Komm schon, setz dich hin und nimm dir was zu trinken.«
»Langsam, langsam«, sagte Ben. »Lass mich erst mal ankommen und mich ausziehen. Alles andere kommt danach.«
Als er sein Hemd auszog, erntete er bewundernde Rufe von der Mädchenfraktion. Er war ziemlich gut trainiert und fand, dass sich sein Body durchaus sehen lassen konnte. Trotzdem war er froh, dass er seine Badehose schon zu Hause angezogen hatte. Noch mehr Seufzen und Schmachten wäre ihm peinlich gewesen.
Als er stehen blieb, blickten alle fragend zu ihm auf.
»Mir ist warm«, sagte er. »Ich hab Bock, ins Wasser zu gehen. Zehnmeterbrett. Wer kommt mit?«
Am Fuße des Sprungturms hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Etwa fünfzehn Leute warteten darauf, vom Bademeister durchgewunken zu werden. Das Zehnmeterbrett sollte gleich geöffnet werden. Für viele eine willkommene Gelegenheit, ihre Künste vorzuführen. Hauptsächlich Jungs, die ihren Freundinnen imponieren wollten, aber es standen auch zwei Mädchen in der Schlange, die zusammen mit ihren Freunden springen wollten.
Ben spürte das leichte Kribbeln der Vorfreude. Er war jahrelang bei den Turmspringern gewesen und hatte die Scheu vor der Höhe mittlerweile überwunden. Trotzdem erfüllte ihn der Gedanke mit Stolz, dass Magda ihm dabei zusah, wenn er mit einem Kopfsprung, Salto oder Auerbach ins Wasser eintauchte. Sie liebte diesen Nervenkitzel, das wusste er. Es bestand immer die Gefahr, dass etwas schiefging. Ein wenig rechts oder links der optimalen Eintauchposition, ein bisschen rücken- oder bauchlastig – und schon bekam man blaue Flecken. Aber daran war Ben nicht zuletzt dank seines Mittelaltervereins ja nun wirklich gewöhnt. Turmspringen war ein Sport für Adrenalinjunkies, deshalb hatte Ben auch irgendwann damit aufgehört. Seit er mit Magda zusammen war, setzte er seine Prioritäten anders. Doch wenn die Sonne schien und die Zuschauerinnen hübsch waren, stach ihn von Zeit zu Zeit doch der Hafer.
»Okay, Turm ist offen, ihr könnt hoch«, rief der Bademeister. »Aber benehmt euch anständig. Keine Drängeleien.« Er nahm das Absperrungsschild weg und ließ sie durch. Es begann ein großes Gerenne und Geschiebe, als die Jugendlichen nach oben stürmten.
Außer Ben waren noch Jonas und Oskar mit von der Partie, die anderen wollten sich das Spektakel lieber vom Beckenrand aus ansehen. Ben nahm immer zwei Stufen auf einmal und schnaufte nicht schlecht, als er die oberste Plattform erreichte. Vor ihm waren bereits
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