Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Beschleunigen und Abbremsen, vereinzelt Hupen, die Stimmen eine Nuance zu hoch. Vermutlich nur eine Täuschung. Oder seine angespannten Nerven.
»Nehmt es mir nicht übel, Leute, aber ich würde gern nach Hause gehen. Mir reicht es für heute. Ich will nur noch duschen, die Füße hochlegen und den Tag möglichst schnell vergessen.«
»Ist das dein Ernst?« Martin zog enttäuscht die Mundwinkel nach unten. »Ich dachte, wir gehen noch einen trinken. Du wolltest uns doch erzählen, was da drinnen gelaufen ist. He, komm, Alter, lass uns nicht hängen.«
»Morgen wieder, okay? Ich verspreche, ich werde euch alles haarklein erzählen. Aber nicht heute. Kommst du mit, Magda, oder willst du noch mit den anderen um die Häuser ziehen?«
Magda überlegte eine Weile, dann entschied sie sich, Ben zu begleiten. Sie müsse noch ihren Blog und ihren Facebook-Account pflegen, sagte sie. Und überhaupt hätten ihre Socialmedia-Aktivitäten in letzter Zeit etwas gelitten, wofür sie heute Abend sicher noch ein paar Stunden brauchen würde.
Ben lächelte. Auch wenn er nichts mit diesem neumodischen Krimskrams anfangen konnte, freute er sich doch, dass er den Abend nicht allein verbringen musste. Er hatte dieses Gefühl einer unbestimmbaren Bedrohung, die sich wie eine Schlinge um seinen Hals zog und die ihn einfach nicht losließ. Er ergriff Magdas Hand und drückte sie. Wie klein und zart sie sich anfühlte.
»Komm«, sagte er. »Lass uns gehen.«
10
B en stellte die Tüte ab und fummelte in den Tiefen seiner Bermudas nach seinem Hausschlüssel. Als er ihn nicht fand, fragte er: »Schließt du kurz auf? Ich trage die Einkäufe hoch.« Magda nahm ihren Schlüssel, öffnete die Tür und schaltete das Licht im Treppenhaus an. Im Schein der Lampe wirkte sie müde. »Sicher, dass ich nichts nehmen soll?«
»Ich bekomm das schon hin«, sagte Ben. »Lauf einfach vor und mach uns die Tür auf.«
Im Aldi war vorhin die Hölle los gewesen. Drängelnde, ungeduldige Menschen, nervige Kinder, aggressive Rentner und dazu Kassenangestellte, die in Windeseile die Waren über den Scanner zogen, ohne abzuwarten, bis der Vorgänger seine Sachen eingepackt hatte. Auch hier hatte Ben wieder dieses unbestimmte Gefühl gehabt, dass die Stimmung angespannter als sonst war. Aber wie gesagt: Er konnte sich täuschen.
Oben angekommen, verstauten sie die Frischwaren erst einmal im Kühlschrank, stellten die Getränke hinten in die Waschküche und gingen dann ihrer Wege. Magda in die Küche, um etwas für sie zum Abendessen zu machen, Ben unter die Dusche, um den Schmutz und die Erinnerung an diesen fürchterlichen Tag abzuwaschen. Als er eine Viertelstunde später aus dem Bad kam und sich zu Magda an den Küchentisch setzte, ging es ihm schon wieder etwas besser. Sie redeten nicht viel, aßen schweigend und warfen sich hin und wieder verstohlene Blicke zu. Ben spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, doch es fiel ihm schwer, das Wort zu ergreifen. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus.
»Ist irgendetwas? Du bist so schweigsam.«
»Du doch auch.«
»Ja, weil mir so viel durch den Kopf geht. Die Sache heute lässt mir einfach keine Ruhe.«
»Willst du darüber reden?«
Er überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. »Du weißt ja, was passiert ist. Da gibt es nicht viel zu reden.«
»Worüber beklagst du dich dann?«
»Ich …« Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sie hatte ja recht. Ihm war nicht danach, mit ihr über die Vorfälle zu sprechen, also brauchte er ihr keine Vorwürfe zu machen. Magdas große Stärke war, dass sie ihn so stehenlassen konnte, wie er war. Sie versuchte nicht, ihn zu verbiegen, ihn zu etwas zu formen, was er nicht war.
»Bitte entschuldige«, sagte er.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist gut so, wie es ist. Wenn du mit mir reden willst, ich bin drüben in meinem Zimmer.« Sie berührte ihn kurz an der Schulter und verließ dann die Küche.
Ben blickte ihr hinterher. Da war es wieder, diese Art von Gereiztheit, die er heute schon den ganzen Tag über verspürt hatte. Kein Kuss, keine Zärtlichkeit. Als hätte sie sich innerlich von ihm distanziert. Nein, ermahnte er sich, das bildest du dir nur ein. Versuch nicht, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Jeder hat mal einen schlechten Tag, heute hatten wir beide einen. Morgen ist sicher alles wieder gut.
Mit diesem beruhigenden Gedanken stand er auf, räumte den Abendbrottisch ab und schlurfte Richtung Fernseher. Er wollte heute
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