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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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von Dr. Sebastian Eigel. Leider bin ich momentan nicht erreichbar. Sie können mir aber nach dem Signalton eine Nachricht hinterlassen. Ich rufe Sie dann zum nächstmöglichen Zeitpunkt zurück.«
    »Hallo … hier ist Ben. Ich … ach, verdammt, das hat doch keinen Zweck …« Er legte auf. Die Klinikzentrale war belegt, sein Vater nicht erreichbar. Was sollte er tun? Den Notarzt anrufen? Aber dann fiel ihm Stefan ein. Dr. Stefan Cornelius war Unfallchirurg und seit vielen Jahren einer der besten Freunde der Familie. Ein ziemlich cooler Typ. Himmel, wo hatte er nur seine Handynummer? Ah, da, unter Cornelius. Er drückte die Wähltaste.
    »Bitte«, flehte er. »Geh ran, bitt…«
    Es knackte, und eine junge Frauenstimme meldete sich. »Hallo?«
    Ben stutzte. »Wo … bin ich da?«
    »Apparat von Dr. Cornelius. Was wollen Sie?«
    »Ich … mein Name ist Eigel. Ben Eigel. Ich bin … ein guter Freund von Stef… von Dr. Cornelius. Ist er zu sprechen?«
    »Nein, ausgeschlossen. Hier geht es drunter und drüber. Wenn Sie ihn sprechen wollen, müssen Sie später noch einmal …«
    »Bitte legen Sie nicht auf. Ich wurde verwundet. Ich brauche dringend ärztliche Hilfe.«
    Eine kurze Pause. »Schwer verletzt?«
    »Geht so«, sagte Ben. »Ein Stich mit dem Messer in den Bauch.« Vor seinem geistigen Auge sah er Magda, wie sie das Messer hielt.
    »Starke Blutung?«
    »Also mir langt’s. Können Sie jemanden schicken, der mich …«
    »Keine Chance. Sie müssen allein zusehen, wie Sie zu uns kommen. Welche Farbe hat das Blut?«
    Er blickte an sich hinab. »Dunkel. Schwarz. Die Klinge steckt immer noch drin.«
    »Auf keinen Fall rausziehen«, sagte die Frau. »Stecken lassen und an der Einstichstelle ein paarmal mit Mull oder einer sauberen Socke umwickeln. Durch das Herausziehen können weitere Gefäße verletzt werden, was die Blutung nur verstärkt. Versuchen Sie, zu uns zu kommen; wir können dann versuchen, Sie wieder zusammenzuflicken. Und auf keinen Fall ohnmächtig werden, haben Sie verstanden? Dabei könnten Sie sich noch stärker verletzen. Werden Sie das schaffen?«
    »Muss ich ja wohl«, stöhnte Ben. »Was ist denn bei Ihnen los, dass Sie mir keinen Krankenwagen schicken können?«
    »Fragen Sie nicht.« Klick.
    Die Leitung war tot.
    Ben wankte ins Bad und zum Arzneischrank. Jeder Schritt war die pure Hölle. Tatsächlich, da waren Mullbinden. Rasch holte er eine davon heraus, packte sie aus und rollte sie ab. Dann befestigte er das Ende am Schaft des Messers, führte die Binde nach hinten und wickelte sie um das andere Ende der Klinge. Immer vor und zurück, wie bei einer Acht. Mehr als einmal wurde ihm schwarz vor Augen. Er achtete darauf, dass der Verband auch genügend Druck ausübte. Der Schmerz ließ ihn nach Luft schnappen.
    Endlich hatte er es geschafft. Die Blutung war gestoppt und die Klinge fixiert. Ob er wohl ein Schmerzmittel nehmen durfte? Aspirin? Nein, das wirkte blutverdünnend. Ibuprofen vielleicht?
    »Scheiß drauf«, murmelte er. »Wenn ich schon verrecke, dann soll es wenigstens nicht weh tun.«
    Er riss die Packung auf, warf sich zwei Vierhunderter Ibus rein, dann steckte er noch einige davon in seine Hosentasche. Sicher ist sicher, dachte er und griff nach seinem Schlüssel.

13
    A ls Ben das Haus verließ, stach ihm die Sonne in die Augen. Er hörte die Haustür hinter sich ins Schloss fallen und wankte auf die Straße hinaus. Seine Bewegungen waren langsam und unkoordiniert, so als habe er zu viel getrunken. Vielleicht war die doppelte Dosis Ibuprofen doch ein bisschen stark gewesen. Er sah sich um. Irgendwie hatte er gehofft, Magda zu sehen, doch sie war fort. Hatte ihn zum Sterben einfach zurückgelassen. Sein benebeltes Hirn teilte ihm mit, dass es für einen Sonntagmorgen ungewöhnlich ruhig war. Kein Mensch unterwegs, die Straßen wie leergefegt. Seine Wohnung lag im vierten Stock und besaß doppelt verglaste Fenster, die den Lärm auf ein Minimum reduzierten; deshalb wunderte er sich immer, wie viel auf den Straßen los war, wenn er das Haus verließ.
    Aber nicht heute.
    Köln wirkte wie eine Geisterstadt. Keine Passanten, keine Fahrradfahrer, keine Autos. Nicht mal Glockenläuten, wie sonst um diese Zeit.
    Köln war die Stadt der Kirchen. Einhundertzweiundneunzig gab es im Stadtgebiet, allein zwölf davon waren große, romanische Kloster- und Stiftskirchen. Mehr als an jedem anderen Ort der Welt. Ben, der mit Religionen eigentlich wenig am Hut hatte, kam nicht umhin, die

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