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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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macht Kleinholz aus ihnen.« Sie reckte ihre Hand in die Höhe. »Nieder mit der Männerherrschaft!«
    Als hätte man ein Streichholz in eine Pfütze aus Benzin geworfen, stürzten sich die Frauen auf die Beamten, schlugen und traten sie und hinderten sie an der Ausübung ihrer Rettungsmission. Schüsse fielen, und Schreie ertönten, als die aufgebrachte Horde über die Einsatzkräfte herfiel.
    Ben zog die Bremsen und wäre beinahe gestürzt. Er konnte kaum glauben, was er da sah. Bilder, wie er sie sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Mit Schrecken erkannte er, dass sich noch Menschen im Haus befanden. Männer, korrigierte er sich. Eingeschlossen wie die Ratten, standen sie auf den Balkonen und mussten hilflos mit ansehen, wie die Rettungsmannschaft niedergemacht wurde. Dann ging es gegen die Fahrzeuge. Hunderte aufgebrachter Frauen stemmten sich unter das Löschfahrzeug, wuchteten es auf die Seite und ließen es auf den Notarztwagen krachen, der direkt danebenstand. Dann waren die Polizeifahrzeuge dran.
    Ben starrte mit offenem Mund auf die unwirkliche Szenerie. War das echt, oder träumte er nur? Es waren Bilder wie bei einem Bürgerkrieg. Die Angst der Personen in den oberen Stockwerken war nicht gespielt. Jetzt sprangen die Flammen auf die oberen Etagen über. Die Hitze war mörderisch. Selbst auf die Entfernung konnte Ben die Kraft des Feuers spüren. Plötzlich stieg einer der Unglücklichen auf die Brüstung und sprang in die Tiefe. Ben sah ihn fallen und in den Flammen verschwinden.
    Dann sprang noch einer.
    Und noch einer.
    Ohne Netz und Sprungtuch schlugen sie auf den harten Beton auf. Das Brechen ihrer Knochen wurde mit begeistertem Johlen quittiert. Ben wurde übel.
    Das war kein Traum. Das war Realität. Blutige, grausame Realität.
    So schnell es seine Verletzung zuließ, wich er zurück und bog in eine der Seitenstraßen ab. Hoffentlich hatte ihn niemand gesehen. Er musste versuchen, das Klinikum über Nebenwege zu erreichen. Zum Glück kannte er sich hier gut aus. Nur weg von dieser Horde kreischender Furien und ihrem abgrundtiefen Hass.
    Die Spuren des Wahnsinns waren überall zu erkennen. Türen standen offen, Fensterscheiben waren zersprungen, Möbel lagen auf der Straße. Die Welt stand am Rande einer Katastrophe – oder sie war schon mittendrin.
    Sein Bauch meldete sich zurück. Die Wirkung der Ibus schien bereits nachzulassen. Er griff in seine Tasche, warf eine dritte Pille ein und zerkaute sie ohne Wasser. Es schmeckte bitter und widerwärtig, aber es war die einzige Möglichkeit für ihn, den Rest des Weges zu schaffen.
    Hinter der nächsten Biegung tauchte bereits das mehrstöckige Gebäude auf. Die Klinik für Unfallchirurgie lag auf der südöstlichen Seite. Ben musste einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Er fuhr über die Gleueler Straße und bog dann die nächste rechts ab. Schon von weitem konnte er sehen, dass die Einfahrt zur Klinik mit Autos zugestellt war. Dutzende von Fahrzeugen standen da, es ging weder vor noch zurück. Es wurde gehupt, gedrängelt und geflucht, aber nichts rührte sich. Die Straße war einfach zu schmal. Ben wich auf den Bordstein aus, schlingerte und konnte gerade noch abbremsen, ehe er umkippte. Mit beiden Händen fing er sich ab, doch der Verband löste sich, und die Wunde fing wieder an zu bluten. Er schleppte sich die letzten Meter bis zum Eingang. Dort hatte sich eine riesige Menschentraube gebildet. Die Türen waren verschlossen und wurden von schwarz uniformierten Sicherheitsleuten streng bewacht.
    Ben ließ sein Rad ins Gebüsch fallen und wankte auf den Eingang zu. Nur noch ein paar Meter …
    »He, du da. Hinten anstellen.« Ein feister Kerl mit Halbglatze und einer Prellung an der Stirn trat ihm in den Weg. Seine linke Gesichtshälfte war geschwollen und verfärbt. Ben beachtete ihn gar nicht, sondern versuchte, an ihm vorbeizukommen. Er wusste, dass es nur noch wenige Momente dauern würde, bis der Schmerz und der Blutverlust ihn endgültig ohnmächtig werden ließen.
    Die Pranke auf seiner Schulter riss ihn herum. »Junge, ich habe gesagt, du sollst dich hinten anstellen. Wir warten hier alle auf Behand… Heilige Scheiße …« Der Kerl verstummte. Sein Blick war auf das Messer in Bens Bauch gerichtet. »Ist es das, wonach es aussieht?«
    »Ich … fürchte … ja.« Ben lächelte gequält. »Kleines Souvenir von meiner … Freundin.«
    »Verdammt.« Der Kerl runzelte die Stirn, dann hob er den Kopf und sagte: »Komm mit.« Er machte eine

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