Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Es war Sonntag, und er konnte im Bett bleiben, solange er wollte. Stöhnend ließ er sich zurück auf sein Kissen sinken. Was für eine Nacht! Die Erinnerungen waren wenig angenehm. Unruhig wälzte er sich hin und her, dann stand er auf.
Magda war in der Küche und klapperte mit Kochutensilien herum. Gähnend ging er in Richtung Klo. Als er fertig war, schlurfte er ins Bad und schöpfte sich ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht. Sein Spiegelbild offenbarte erste Falten unter den Augen. Rasieren könntest du dich auch mal wieder, dachte er. Und was die Haare betrifft, darüber mache ich mir morgen Gedanken. Er band die dunklen Locken mit einem Gummi zusammen, putzte seine Zähne und ging dann in die Küche.
»Morgen, mein Schatz. Na, gut geschlafen?« Er blickte sich um. »Nanu, noch kein Kaffee?«
Magda stand immer noch an der Spüle und machte den Abwasch. Bisher hatte sie kein Wort gesagt.
»Na, ist ja nicht so schlimm, dann mach ich uns eben welchen.« Er schaltete den Wasserkocher ein, füllte Kaffee in einen Filter und goss dreimal auf.
»Möchtest du auch eine Tasse? Ich mache dir einen, wenn du magst. Ein kleiner Schluck Milch und einen Löffel Zucker, wie immer?« Er schob ihr die Tasse rüber, doch sie reagierte nicht. Wusch einfach weiter ab, ohne ein Wort zu sagen. War sie sauer auf ihn? Aber wieso? Und warum redete sie nicht mit ihm?
»Warte, ich helfe dir«, sagte er, schnappte sich das Handtuch und wollte gerade zu ihr hinübergehen, als sie sich plötzlich umdrehte. Wie angewurzelt blieb Ben stehen. Er sah in ihr Gesicht und erstarrte. In ihrem Blick lag ein hasserfülltes Funkeln. Ihre Augen waren wie zugefrorene Gletscherseen: eisig, blau und von abgrundtiefer Kälte. Zwischen ihren Brauen lag eine steile Falte, wie er sie noch nie bei ihr gesehen hatte. Er wollte etwas sagen, doch es ging nicht. Irgendetwas stimmte nicht. Er brachte kein einziges Wort heraus, nur ein dumpfes Stöhnen. Er blickte an sich herunter und sah, dass etwas in seinem Bauch steckte. Schwarzer Griff, grauer Stahl – sein Brotmesser. Magdas Hand hielt noch immer den Griff umklammert. Als wäre die Klinge mit ihr verwachsen.
Entsetzt starrte Ben auf das Blut, das aus der Wunde sickerte. Ein gleißender Schmerz breitete sich in seiner Bauchgegend aus. Es war ein Gefühl, als würde ihm jemand einen glühenden Schürhaken im Leib herumdrehen.
Er wankte zurück. Der Schmerz wurde während der Bewegung so intensiv, dass er glaubte, sich übergeben zu müssen. Magda ließ das Messer los. Die Klinge steckte in seiner linken Seite, etwa vier Zentimeter über dem Hüftknochen. Hinten trat sie wieder heraus, was den Blutverlust zusätzlich erhöhte. Er fühlte sich wie ein Schmetterling, den man mit einer Nadel durchbohrt hatte. Sein weißes T-Shirt sah aus wie ein abstraktes Kunstwerk. Erste Tropfen platschten auf den Boden. Er war völlig fassungslos.
»Warum … hast du das … getan?«
Magda stand immer noch da und starrte ihn nur an. Der eisige Ausdruck war verschwunden, stattdessen lag Furcht in ihrem Blick. Ehe er noch etwas sagen konnte, drehte sie sich um und rannte zur Tür hinaus.
»Magda …!« Ben streckte die Hand aus, musste sich dann aber am Küchentisch abstützen. Ihm war schwindelig. Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren und dabei die Kaffeekanne mitgerissen. Der Schmerz vernebelte seine Sinne, seine Gedanken flackerten wie Flammen im Wind. Hatte Magda ihn umbringen wollen? Nein, es war bestimmt nur ein Unfall. Er hatte sie erschreckt, das Messer war in ihrer Hand, und er war hineingelaufen. Zufall. Oder nicht? Sie hatte keinen Finger krummgemacht, um ihm zu helfen. Wohin war sie verschwunden? Oh Gott, diese Schmerzen. Woher bekam er Hilfe? Er war schwer verletzt, das spürte er. Er benötigte einen Arzt. Dringend.
Das Klinikum.
Sein Vater.
Er schwankte zum Telefon, drückte die Kurzwahltaste und wartete. »Komm schon, komm schon«, murmelte er, während sich die Tropfen auf dem Boden zu einer Pfütze vereinten.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit meldete sich eine automatische Stimme: »Hallo. Sie sind verbunden mit dem Anschluss der Universitätsklinik Köln. Leider sind zurzeit alle Leitungen besetzt. Bitte warten Sie, bis Sie mit dem nächsten Ansprechpartner verbunden werden, oder versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.«
»Scheiße«, keuchte Ben, legte auf und wählte die Mobilnummer.
»Hallo, dies ist der Anschluss
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