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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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jeden Fall gebührt ihr die Ehre, die erste Schwester zu sein, die frei unter ihresgleichen geboren wurde. Und du, Magda, hast das hervorragend gemacht. Würdest du uns gerne in die Wildnis begleiten und als Heilerin bei uns bleiben?«
    Magda spürte, dass dies einer dieser Momente war, an die man sich später noch zurückerinnern würde. Momente, die ein ganzes Leben verändern und beeinflussen konnten. Sie nickte. »Ja, das möchte ich.«

Teil 2
    Wer das Schwert nimmt,
der soll durch das Schwert
umkommen.

19
    65 Jahre später …
    D as Gesicht, das ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, war alt. Alt, faltig und grau. Schneeweiße Haare, Tränensäcke, ein schmaler Mund. Runzeln umspannten ihre Augen wie das Netz einer Spinne. Es war das Gesicht einer Frau, die viel gesehen hatte. Einzig ihre Augen schimmerten klug und grau. Wie die einer Katze, die viele Winter erlebt hatte.
    Zu viele, dachte Magda.
    Die Jahrzehnte waren wie Herbstlaub an ihr vorübergeflogen und hatten neben schrecklichen und wundervollen Augenblicken auch eine tiefe Müdigkeit zurückgelassen. Sie trachtete danach, ins Land des Vergessens abzutauchen. Schlafen, ewig schlafen, das würde ihr gefallen. Aber noch war es nicht so weit. Noch wurde sie gebraucht. Das Schicksal meinte es nicht gut mit einer alten Frau, die sich Ruhe und Frieden wünschte.
    Die Streitmacht war von Glânmor in Richtung der alten Stadt gezogen. Ihr Ziel war es, den Inquisitor niederzuwerfen und die Herrschaft der Männer zu beenden. Gwen war mit dabei. Sie hatte sich während ihrer Reise in einen Mann namens Logan verliebt und war losgezogen, um ihn aus den Händen der Heiligen Lanze zu befreien. Allein die Vorstellung, sie könne es tatsächlich schaffen, war so absurd, dass es etwas zutiefst Berührendes hatte. Nichts war romantischer als aussichtslose Liebe. Und doch: War sie wirklich aussichtslos? Hatten nicht auch Juna und David für ihre Liebe gekämpft und am Ende gewonnen?
    Magda schoss ein fundamentaler Gedanke durch den Sinn. Die einzige Kraft im Universum, die tatsächlich in der Lage war, Berge zu versetzen, war die Liebe. Die echte, die starke, die unverfälschte Liebe. Es war eine Kraft, die nicht nur Menschen untereinander verspürten. Jedes Lebewesen kannte sie, vielleicht sogar unbelebte Materie. Wenn Ei und Samenzelle sich anzogen oder zwei Wassertropfen eine Vereinigung eingingen, war das dann nicht auch Liebe?
    Magda musste schmunzeln.
    Auch sie hatte einst geliebt. Einen jungen Mann. Groß, hager, dunkelhaarig. Hin und wieder trug er eine Brille, aber nur, wenn er las und das Licht schlecht war. Bei den Göttinnen, wie hatte sie diesen Mann verehrt. Er war der eine, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte. Bis zu dem Augenblick, als sie ihm ein Messer in die Seite gerammt und ihn blutend und sterbend auf dem Küchenboden zurückgelassen hatte. Über sechzig Jahre war das jetzt her. Der Anblick hatte sich wie ein glühendes Eisen in ihre Seele gebrannt. Dieser Blick. Diese verständnislosen, traurigen Augen. Wie die eines verwundeten Tieres …
    Ein Klappern erklang aus dem Raum nebenan. Zoe stand in der Tür. Ihre Augen blickten sorgenvoll. »Alles in Ordnung, Herrin? Geht es dir gut?«
    Zoe war die Kammerzofe der ehemaligen Hohepriesterin Arkana, und genau wie diese war sie bei Ratsherrin Edana in Ungnade gefallen. Magda hatte sich ihrer angenommen und ihr Arbeit und ein Dach über dem Kopf angeboten.
    Zoe trat näher und legte ihren Arm um die oberste Heilerin.
    »Ich habe ein Seufzen gehört.«
    »Aber ja, wieso auch nicht?« Magda wischte über ihr Gesicht. Ihre Augen ließen sie immer öfter im Stich. Scharf sehen konnten sie nicht mehr, aber dafür umso reichlicher Tränen produzieren. Welcher Sinn lag darin?
    »Ich war nur kurz in Gedanken«, sagte sie. »Die bevorstehende Reise, das Packen und Abschiednehmen.« Sie schüttelte den Kopf. »Weißt du, es ist schon seltsam. Damals verließen die Frauen die Städte, um ihr eigenes Leben zu führen. Wir wollten nie wieder etwas mit Männern zu tun haben. Heute kehren wir zurück, um das zurückzuerobern, was wir damals freiwillig aufgegeben haben. Ich frage mich, ob das ein sinnvoller Schritt ist …«
    Der sorgenvolle Ausdruck auf Zoes Gesicht blieb bestehen. »Du weißt, was ich von deinem Entschluss halte. Du solltest dich nicht einer solchen Strapaze aussetzen. Die Anstrengung ist einfach zu groß. Was willst du überhaupt vorne bei den kämpfenden Truppen? Du könntest stürzen und dir

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