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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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tätlich angegriffen wurde. An guten Tagen fanden unberührte Jugendliche auf der Suche nach Männerkörpern den Weg in diese Ecke, weil sie sehen wollten, ob die Legende wahr war, «ob es das Paradies in Madras wirklich gab».
    «Solch ein wunderbares Wesen kam eines Tages ins Abteil. Es sah mir in die Augen und stellte sich dicht neben mich. Ich spürte seinen straffen, jungen Körper und stellte mir vor, er würde mir gehören. Im Gedränge legte ich meine Hand auf ihn und spürte, wie er zum Leben erwachte. Doch er war natürlich nervös und hatte große Angst. Als der Zug an der nächsten Station anhielt, stieg er eilig aus und verschwand. Er ging einfach weg, und ich wusste, dass ich ihn nie wiedersehen würde.»
    An jenem Morgen kam Simion aufgewühlt und unersättlich zur Schule. Den ganzen Morgen musste er an den exotischen Jungen im Zug denken. Er konnte sich nicht auf seinen Unterricht konzentrieren. Nachmittags war er allein im Labor und wünschte, die Gedanken an ihn würden verschwinden. Dann sah er einen kleinen, ungefähr zehnjährigen Jungen auf demKorridor vorbeigehen. «Ich weiß nicht, warum ich ihn zu mir rief und anfing, mit ihm zu reden. Ich weiß nicht, warum ich anfing, seine Schenkel zu massieren. Mehr ist nicht passiert.»
    In diesem Moment kam Unni ins Labor und sah, was sich dort abspielte. Er bat den kleinen Jungen, zu gehen, und starrte Simion unverwandt an. «Ich wusste nicht, was er dachte, aber es war der beschämendste Augenblick meines Lebens. Ausgerechnet von Unni wurde ich erwischt. Ich fiel auf die Knie, legte die Hände aneinander und bettelte um Vergebung. Ich sagte zu ihm, ich würde die Schule noch diese Minute verlassen und akzeptieren, dass ich es nicht verdient habe, Lehrer zu sein.»
    Doch zu seiner Überraschung überredete Unni ihn, zu bleiben. Unni sagte: «So was kommt vor. Man kann sich nicht die ganze Zeit unter Kontrolle haben.»
    Simion beschloss zu bleiben. Doch als er am nächsten Tag ins Klassenzimmer kam, wusste der Junge, was er tun würde. Mein wunderschöner Unni, ich weiß nicht, warum er das tat. Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Ich denke oft an ihn und frage mich, warum er so grausam zu mir war. Auch wenn ich es verdient hatte, frage ich mich das.»
    Unni hatte seinen Philipose gefunden. Genau darum ging es.
    ~
    Der Comic mit dem Titel
Seuche
beginnt mit dem «Revolutionären Führer», der allein am Marina Beach steht. Er trägt eine weiße Pelzmütze und eine dunkle Brille, ein weißes Hemd und eine weiße Veshti. Er hat nackte Füße, und über seinem Kopf befindet sich eine leere Sprechblase. Er sieht albern und ahnungslos aus, und das war er auch, als er das Bundesland regierte, als halbgebildeter Filmstar, der für die Armen zum Helden gewordenwar, obwohl er nicht wusste, wie man die Armut anderer Leute erfolgreich bekämpfte. Er ließ kostenloses Mittagessen an Schulkinder austeilen und legalisierte das Zu-zweit-Fahren auf dem Fahrrad und dergleichen mehr. Doch Unni hat nicht die Absicht, den großen «Führer» lächerlich zu machen.
Seuche
ist sehr viel tiefgründiger. Der Comic wird von Seite zu Seite unheimlicher. Auf dem zweiten Panel steht die mollige, zylindrische Geliebte des «Führers», Amma, in einem dunkelgrünen Sari neben ihm. Auch sie denkt nach und teilt die Amöbendenkblase mit ihm. Diese leere Blase ist jetzt jedoch größer als vorher.
    Als der Führer gestorben war, ein paar Monate nach Unnis Tod, setzten sich Hunderte in Brand, anscheinend aus Kummer. Amma stieg auf den offenen Leichenwagen ihres verstorbenen Liebhabers, der langsam durch ein Meer von Menschen fuhr. Doch das war nicht der richtige Platz für sie – eine Geliebte hat immer einen schlechten Stand, vor allem auf einem Leichenwagen. Ein paar Männer gaben ihr vor allen Augen Fußtritte und warfen sie vom Wagen. Später belästigte man sie im Plenarsaal des Länderparlaments und schlug ihr ein Mikrofon an den Kopf. Doch sie hatte Führungsqualitäten, und die breite Masse erkennt so etwas sofort. Amma steigt auf und wird bald Ministerpräsidentin, und aus Rache für alles, was Männer ihr angetan haben, lässt sie sie oft lange Schlange stehen. Sie müssen einzeln antreten und ihr zu Füßen fallen, was die Männer gerne tun, denn viele haben versucht, die Macht des «Führers» zu erben, doch einzig und allein Amma hat sie erlangt, und aus irgendeinem Grund ist sie die Einzige, die sie an das Volk weiterleiten kann.
Seuche
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