Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
Vom Netzwerk:
zusahen, wie der Hund die Straße hinunterrannte, warfen sie sich bedeutungsvolle Blicke zu und lächelten. Irgendetwas spielte sich immer zwischen ihnen ab.»
    «Das haben mir bisher alle erzählt, aber niemand war imstande, zu sagen, was sie eigentlich im Sinn hatten.»
    «Das ist auch mir nicht klar. Sie waren oft zusammen und redeten oder gingen irgendwohin, unternahmen etwas. Was, weiß ich nicht. Jemand hat mir gesagt, sie hätten sich an Wetten beteiligt.»
    «Weißt du noch, wer dir das erzählt hat?»
    «Nein.»
    «Was für Wetten?»
    «Das weiß ich nicht. Sie haben, glaube ich, Wetten abgeschlossen, dass etwas auf eine bestimmte Weise passiert.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Mir ist es auch nicht ganz klar. Eigentlich standen wir uns nicht sehr nahe.»
    «Hast du noch Kontakt zu ihnen?»
    Weil Ousep drei Gesichter sah, als er «zu ihnen» sagte, kommt er sich einen Augenblick dumm vor. Da doch einer von ihnen kaum kontaktiert werden kann.
    «Nein», sagt der Junge, «ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen.»
    «Erzähl mir, was du über Somen Pillai weißt.»
    «Somen Pillai ist völlig aus meinem Gedächtnis verschwunden. Was eigentlich komisch ist. Wissen Sie, manche Jungs sind einfach so. Schweigsam und völlig unsichtbar. Sie sagen kein Wort, fallen nie auf, sitzen nur da und sehen zu.»
    Das hat Ousep schon früher gehört. Somen Pillai war zwar Unnis Freund, doch mehr haben seine Klassenkameraden von ihm nicht in Erinnerung behalten. In den zehn Schuljahren an der St.-Ignatius-Schule hat er nichts gesagt oder getan, woran sich irgendjemand erinnern könnte.
    «Hast du ihn getroffen?», fragt Ilango.
    «Ja, einmal ganz kurz. Ich habe versucht, noch ein Treffen zu arrangieren, aber er will mich nicht sehen. Hast du eine Ahnung, warum?»
    «Vielleicht redet er nicht gern», sagt Ilango. «Manche Jungs sind einfach so.»
    Ilango möchte gehen. Resolut trinkt er einen großen Schluck Tee, der mittlerweile kalt sein muss. Ousep blickt ihn aufmerksam an, bereit, die Frage zu riskieren.
    «Hat Unni seine Comics jemals irgendjemandem geschickt? Hat er sie je per Post an jemanden verschickt, vielleicht, um ein Echo zu bekommen?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Hatte er eine Freundin?»
    Ilango lacht schüchtern in sich hinein. «Ich weiß nicht, ich war kein sehr enger Freund. Aber ich weiß, dass die Mädchen von der Fatima-Schule immer über ihn geredet haben. Das hat mir mein Cousin erzählt.»
    «Ach ja?»
    «Ja.»
    «Ilango, ich weiß, dass du meine Frage bereits beantwortet hast, aber ich frag dich trotzdem noch einmal. Warum hat sich Unni deiner Meinung nach umgebracht?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Hast du keine Vermutung?»
    «Ich hab wirklich keine Ahnung. Aber wenn sie mich schondanach fragen, kann ich nur sagen, dass er wahrscheinlich nicht so glücklich und selbstsicher war, wie alle dachten. Wissen Sie, nützliche Dinge lagen ihm nicht – er war nicht der Typ, der es ins IIT geschafft hätte oder auf eine Ingenieurschule. Er hat immer nur gezeichnet. Sie fragen mich, ob Unni seine Cartoons an irgendjemanden geschickt hat. Jetzt, da ich darüber rede, fällt mir ein, dass er sie an ein paar Zeitschriften geschickt hat. Aber ich habe gehört, dass er nur Ablehnungen bekommen hat.»
    «Man hat seine Comics abgelehnt?»
    «Ja. Wie ich gehört habe, hat er ein paar an eine amerikanische Zeitschrift namens
New Yorker
geschickt. Sie kamen zurück. Unni sagte, sie hätten ihm einen netten, langen Brief geschrieben, wollten seine Cartoons aber nicht veröffentlichen.»
    «Und glaubst du, Unni war deswegen deprimiert?»
    «Ja, natürlich. Sie müssen sich das mal vorstellen: Wie sollte Unni denn sonst sein Leben bestreiten?»
    «Was für Pläne hast du für dein Leben, Ilango?»
    «Ich? Ich werde Ingenieur, und dann mache ich den GMAT und gehe nach Amerika. Warum wollen Sie das wissen?»
    «Aus Neugier.»
    «Ich werde in Amerika arbeiten. Die Greencard sollte kein Problem sein. Ich habe mein gesamtes Leben geplant: Heiraten will ich mit achtundzwanzig.»
    «Sehr gut. Aber fällt dir noch etwas ein? Irgendein Grund, aus dem er sich umgebracht haben könnte?»
    «Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß. Ich habe ihn nicht besonders gut gekannt, das müssen Sie mir glauben.»
    «Das haben mir schon viele erzählt.»
    «Weil ihn in Wahrheit niemand gut kannte.»
    «Außer den zwei Jungen?»
    «Genau. Außer den zwei Jungen. Somen Pillai und Sai Shankaran.»
    «Ilango, weißt du, dass die drei sich regelmäßig

Weitere Kostenlose Bücher