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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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gegenseitig Kraft geben. Viele Jahre später wird Thoma an sie denken und von ganzem Herzen hoffen, dass auch sie irgendwie durchgekommen ist.
    Thoma führt seinen Vater vorsichtig zur Treppe von Wohnblock A. Ousep ist zu betrunken und zu schläfrig, um zu schreien, und das ist ein Segen. Sie gehen leise die Treppe hinauf. Ousep bleibt auf einmal stehen und sagt: «Thoma, hasst du deinen Vater denn?»
    «Nein.»
    «Hasse mich nicht, mein Sohn. Es gibt Menschen auf dieser Welt, die eigentlich ein Omelett machen wollen, dann aber ein Rührei fabrizieren. So jemand bin ich.»
    Sie gehen weiter die Treppe hinauf und schweigen. Kurz vor dem Treppenabsatz im dritten Stock bietet sich ihnen ein seltsamer Anblick. Mythili geistert wie ein mitternächtliches Gespenst über den kurzen Flur zu ihrer Wohnungstür. Sie wirft Thoma wortlos einen Blick zu. Dann schlüpft sie in die Wohnung und schließt die Tür hinter sich.
    «Hast du das auch gesehen, Thoma?»
    «Ja.»
    Ousep sieht sich seine Wohnungstür genau an und blickt dann zu der kurzen Treppe hinauf, die zur verriegelten Dachterrassentür führt. Einen kurzen Moment lang wirkt er stark und klug wie jeden Morgen.

4
Das Cholesterin eines Gentlemans
    Kummer ist im Grunde nichts als Langeweile. Ousep Chacko, der an diesem stillen, feuchten Samstagabend auf seinem Balkon steht, ist mehr denn je davon überzeugt. Auch die guten Ehemänner stehen auf ihren Balkonen, halb nackt und mit heiligen weißen Schnüren zwischen ihren schlaffen, nicht zu leugnenden Brüsten. Ihre Frauen bringen ihnen fortwährend Plätzchen, Kaffee und Wasser mit Zitronensaft oder nehmen Befehle entgegen, verschwinden und kommen mit Zeitungen, Bankscheckheften oder anderen Dingen wieder, die hier Männern gehören. Manche Ehepaare führen lange, verschwörerische Gespräche, wie es sich für Paare gehört. Unten auf der Spielwiese spielen ein paar Kinder ein hektisches Spiel, bei dem sie außer sich geraten. Kann man wirklich zwischen normalen und anormalen Kindern unterscheiden? Das erinnert ihn irgendwie an Leute, die behaupten, gute von schlechter Poesie unterscheiden zu können.
    Thoma ist unter den glücklichen Kindern, die wie eine flüchtende Herde rennen. Selbst in Thomas Welt gibt es ein paar gute Tage. Fast erwachsene Mädchen laufen rudelweise von einer Mauer zur anderen und werfen Seitenblicke auf die großen Jungen, die in einer Reihe auf der Grundstücksmauer sitzen. Früher hätte Unni an so einem Abend still neben ihnen gesessen und die Blicke der Mädchen erwidert.
    In der Wohnsiedlung gibt es zwei Sorten von Jungen in Unnis Alter und keine Ausnahme, weil die Ausnahme tot ist: die Deprimierten, die das JEE nicht bestanden haben, jetzt jedoch an den besten zweitklassigen Ingenieurschulen studieren, und diejenigen, die irreparablen Schaden erlitten haben und auf drittklassige Institute gehen, manchmal in weit entfernten düsteren Industriestädten. Die irreparabel Beschädigten glucken zusammen. Sie laufen ohne Lebensschwung, ihr Rückgrat hat allen Stolz verloren, und ihre Augen leuchten nicht mehr. Wörter wie «Idiot» oder «Dummkopf» oder «blöd» versetzen sie in Alarmzustand. Selbst wenn sie damit gar nicht gemeint sind, treffen diese Wörter sie schmerzlich mitten ins Herz. Die acht Jungen, die heute auf der Mauer sitzen, gehören zur zweiten Sorte.
    Ein Mädchen, das die Straße entlanggeht, lenkt sie ab. Unni nannte sie «die Schreibmaschine», und so heißt sie bei den Jungen noch heute. Jeden Abend geht sie diese Straße entlang, die Bücher an die Brust gedrückt, das geölte Haar zu einem harten Zopf geflochten. Wie immer, wenn sie die Straße mit ihren bimmelnden, silbernen Fußkettchen entlanggeht, empfindet sie tiefes Unbehagen. Verzweifelt und entsetzlich schüchtern lächelnd, mit gesenktem Kopf und perplexem Blick auf die Straße starrend, ist sie sich der Jungen auf der Mauer, auf den Balkonen, hinter den Fenstern und überall auf der Welt sehr genau bewusst. Oft verliert sie die Beherrschung über ihre angespannten Beine und schwenkt zum Straßenrand ab, manchmal bis zur Grundstücksmauer, und schwenkt dann leicht bestürzt zur anderen Seite wie der Papierträgerwagen einer Schreibmaschine.
    Die Jungen auf der Mauer, die Männer und Frauen auf den Balkonen und sogar die Alten, die noch gut genug sehen, lachen alle, als sie das Mädchen um die Ecke biegen sehen. Sie ist ein vorübergehender freudiger Augenblick. Genau wie die Chackos gibt sie den Leuten das Gefühl,

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