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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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versucht, mich an der Reise zu hindern. Aber ich bin kein Kind mehr. Ich war nie ein Kind.
    Ich bin jetzt im Egmore-Bahnhof und warte am Bahnsteig. Vor mir steht der Quilon-Express, und ich steige in ein Abteil, in dem man keine Plätze reservieren kann. Es ist zum Bersten voll mit Männern und Frauen und Kindern. Ich werde mich auf den Boden setzen und so die ganze Nacht und den ganzen Morgen fahren. Im Abteil riecht es nach Pisse und Kacke und Schmutz. Doch ich kann stundenlang absolut still sitzen, und dann berührt mich nichts mehr von alledem. Ich bin dann unzerstörbar.
    Viele Leute, die auf dem Boden saßen, sind mitten in der Nacht ausgestiegen, und ich habe jetzt einen Platz an der Tür. Die dicke Eisentür des Eisenbahnwagens ist weit geöffnet, und ich sitze am Rand und lasse die Beine in der Luft baumeln. Der Luftzug ist so stark, dass ich mich wegdrehen muss, wenn ich atmen will. Ich sehe dunkle Wälder und Dörfer und Berge. Die Nacht wird zum Tag, und ich erblicke Kerala. Ganze Dörfer eilen an mir vorbei. Ich sehe grüne Hügel und breite Flüsse und schmale schwarze Straßen. Ich sehe rote Dächer, und es riecht nach Dampf. Die Frauen hier haben immer feuchte Haare. Und alle Männer haben Schnurrbärte. Habt Ihr einen Schnurrbart, Philipose? Fühlt Ihr Euch als Mann, Philipose? Als echter Kerl? Habt Ihr einen dichten buschigen Schnurrbart, den Ihr Euch zärtlich reibt, wenn Ihr kleine Mädchen seht?
    Ich bin jetzt in Kollam. Ich bin da. Vom Bahnhof aus rufe ich zu Hause an, weil ich weiß, dass meine Mutter sich Sorgen macht. Als sie meine Stimme hört, gerät sie fast außer sich. Ich erkläre ihr
ruhig, wo ich bin und was ich hier mache. Sie schreit mich an. «Das sind böse Menschen, Unni», sagt sie. Ich sage zu ihr: «Ich bin selbst kein Heiliger», und lege auf.
    Ich sitze in einem gerammelt vollen Bus. Wir sind uns jetzt schon ganz nahe. Ich bin in Patazhi, Philipose. Könnt Ihr das glauben? Der Junge, der Jahre nach Eurem Verbrechen geboren wurde, ist in Euer Dorf gekommen, um Gerechtigkeit walten zu lassen.
    Ich gehe die schmalen Dorfwege entlang und werde von allen angesehen. Sie können sehen, dass ich ein Stadtjunge bin. Sie haben sehr viel Zeit zum Starren. Einen Mann, der vorbeikommt, frage ich: «Wo ist Valolikal, das Haus von Philipose K. John?»
    Er sagt zu mir: «Geh diese Straße hinunter, mein Sohn, und wenn du zu deiner Rechten den Fluss siehst, geh am Ufer entlang, bis du zu einem großen gelben Haus kommst. Da willst du hin. Doch wer bist du?»
    «Ich bin der Sohn eines alten Freundes von Philipose», sage ich.
    Ich gehe die schmale, lange Straße entlang. Die Leute stehen vor ihren Häusern und starren mich an. Leute, die an mir vorbeikommen, blicken mich an, als sei ich ein Wesen, das sie kennenlernen möchten. Wahrscheinlich kennen sie meine Mutter. Ihr Dorf ist ganz in der Nähe. Ihre dumme alte Mutter ist noch am Leben, aber ich will sie nicht treffen.
    Ich muss über zwei Kilometer gelaufen sein, als ich einen strömenden, weißen Fluss sehe. Ich gehe am Ufer entlang und frage mich, wo es geschehen war, wo genau das Verbrechen geschehen war. Als meine Mutter noch ein kleines Mädchen war und am Fluss entlangging. Ich gehe schon über vierzig Minuten am Ufer entlang, sehe jedoch kein einziges Haus. Wo seid Ihr, Philipose?
    Jetzt sehe ich es. Ein großes gelbes Haus auf einem kleinen Hügel weiter unten am Ufer. Was für ein Wohnort, Philipose. Ein Kautschukwald vor dem Haus, und als Hinterhof ein weißer Fluss. Ich gehe den steilen Pfad hinauf, der direkt zum Haus führt. Könnt Ihr
mich sehen, Philipose, seht Ihr mich kommen? Kommt raus, kommt sofort aus dem Haus. Die Tür steht auf, doch niemand ist zu sehen. Ich sage auf Malayalam: «Ist jemand zu Hause?»
    Fast eine Minute lang geschieht nichts. Ich frage mich, ob ich ins Haus gehen soll. Dann taucht eine Frau mittleren Alters auf. Sie sieht mich an und geht ihre Brille holen. Dann sieht sie mich an, als bräuchte sie noch eine Brille. Ich sage: «Ist das das Haus von Philipose K. John?»
    Sie kichert. «So heißt er, aber keiner nennt ihn so.»
    «Wo ist er?»
    «Wer bist du, mein Sohn?», fragt sie. «Kommst du aus der Stadt?»
    «Ich bin der Sohn eines alten Freundes Eures Mannes. Kann ich ihn sehen?»
    «Wie heißt der Freund?»
    «Mathew.»
    «Welcher Mathew? Die Welt ist voller Mathews. Es gibt mehr Mathews als Anthonys. Ich frage mich, warum.»
    «Der Mathew aus Kottarakara.»
    «Ich wusste nicht, dass er einen

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