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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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du?«, meinte Bellona zu Melisande. »Wir haben alles im Griff. Der Drache ist geflohen. Wir haben uns glorreich geschlagen, auch wenn wir das Biest nicht umgebracht haben. Du musst dich jetzt ausruhen, Melis. Du bist erschöpft. Ich bringe dich in dein Zimmer.«
    »Nein, mein Schatz«, wehrte Melisande sich, während der Schlaf und Bellonas starke, warme Arme sie bereits umfingen. »Bring mich in deines.«

3
    Viele Jahre waren vergangen, seit man ihn zuletzt gerufen hatte. Das Schweigen hatte ihn kaum überrascht, denn die Welt kam recht gut zurecht – soweit man das eben unter der Herrschaft der Menschen erwarten konnte –, und seine Dienste waren nicht erforderlich gewesen. So war er all die Jahre mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gestreift, immer von einem Ort zum nächsten, und hatte seine Beobachtungen gegebenenfalls gemeldet.
    Seine Berichte klangen beruhigend. Die Menschen lebten, wie sie es seit Jahrhunderten taten. Ihr Privatleben war zumeist völlig chaotisch, doch irgendwie gelang es der Menschheit dennoch, nicht nur zu überleben, sondern sogar noch voranzuschreiten. Deshalb wunderte er sich über den Ruf. Seines Wissens war alles in Ordnung. Und sie riefen ihn immer nur, wenn etwas nicht in Ordnung war.
    Er war von stoischem Wesen – anders wäre es überhaupt nicht gegangen. Deshalb verspürte er auch jetzt nur gelinde Neugier, als er durch die dunklen, unterirdischen Gänge zum Parlamentssaal wanderte. Er brauchte kein Licht, denn er war in der Lage, das Licht seiner Umgebung zu verstärken. Deshalb war die Dunkelheit für ihn nicht finster, sondern von einem silbrig grauen, verhangenen Licht erfüllt, als würde man durch die Schwaden des Bodennebels den silbernen Schein des Vollmonds wahrnehmen.
    Er war stark, muskulös und von den vielen Jahren an der Oberfläche gebräunt. Seine schwarzen Haare, die er am Hinterkopf mit einem Lederband zu einem Knoten hochgebunden hatte, wiesen graue Strähnen auf. Er trug Lederhosen, ein Lederwams und Lederstiefel, aber kein Schwert, sondern nur ein Jagdmesser, das er auch zum Essen verwendete, und einen Wanderstab, mit dem er gelegentlich schwierige Begegnungen meisterte. Seine braunen Augen waren von tief sitzenden, dunklen Brauen überschattet. Bei bestimmten Lichtverhältnissen glitzerten seine Augen rot, doch er bemühte sich, dieses Licht zu meiden. Seine Lippen waren meist zusammengepresst. Sie lächelten selten und lachten nie. Seine wenigen Worte dienten immer einem bestimmten Zweck. Er freundete sich mit niemandem an und wollte keine Frau, denn damit hätte er sich der Welt der Menschen verpflichtet.
    Auf der ganzen Welt gab es kein zweites Wesen seiner Art.
    Als er nun die gewundenen Gänge hinunterstieg, die in den Fels getrieben waren und immer tiefer in die Erde hinunterführten, hatte er das angenehme Gefühl, nach Hause zu kommen. Mitunter waren die Tunnel so eng und niedrig, dass er kriechen musste und sich dabei das empfindliche Menschenfleisch zerkratzte. Mehr als einmal versperrten Geröllhalden ihm den Weg, die er erst zur Seite räumen musste. Er sprang über Schluchten und durchwatete einen tiefen Fluss. Rundherum war alles still, nur hin und wieder tropfte Wasser herab oder fiel irgendwo in der Ferne ein Stein zu Boden. Er mochte die Stille, ja, er liebte sie.
    Da er sie nicht hören konnte, hätte er denken können, er wäre hier allein, doch er spürte die Bewegungen über den Boden, der mitunter erzitterte. Sie waren hier, und sie erwarteten ihn – das Parlament der Drachen.
    Schließlich quetschte er sich durch einen Spalt, der in eine gewaltige Höhle führte. Obwohl er schon viele Male hier gewesen war, vergaß er mit den Jahren doch immer wieder diese unglaubliche Pracht. Aufrecht blieb er kurz stehen, ehe er den Parlamentssaal betrat. So blieb ihm Zeit zum Luftholen und Staunen.
    Die Höhle war gigantisch. Ganze Menschenstädte mit Tausenden von Bewohnern hätten hier Raum gefunden. Die Decke war so unendlich weit oben, dass sie wie das Firmament ohne Sterne wirkte. Oben auf dem Gipfel des Berges hatten die Drachen einen Zugang geschaffen, der durch Wolken und Magie verhüllt war. Von dort aus drang schwaches Licht herab. Ein Drache traf gerade ein. Der schwere Körper schwebte durch den hoch gelegenen Eingang. Der Gerufene sah, wie sich das große Wesen langsam im schwachen, grauen Licht herunterschraubte und dabei nach einem Landeplatz Ausschau hielt. Jetzt schaute auch er sich um. Inzwischen sah und hörte er sie.

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