Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
weiter. Maristara würde ihren Spion für seine Informationen gut entlohnen. Er fragte sich, was sie so Besonderes zu bieten haben könnte. Gold? Edelsteine? Pah!«
In der nun folgenden Pause tauchte süßes Fleisch in allen Köpfen auf. »Sie hat Menschen.«
Es herrschte tiefe Stille. Jeder behielt seine Gedanken sorgfältig für sich.
»Mein Vater begann, Fragen zu stellen. Er ließ einfach nicht locker. ›Er ist verrückt geworden‹, sagtet ihr. ›Sollen sie mich ruhig für verrückt halten‹, meinte er zu mir. ›Bald werden sie echten Wahnsinn erkennen.‹ Seine Informationen deuteten schließlich auf einen bestimmten Drachen hin.«
»Wer ist es?« Anoras Ton war scharf.
»Das weiß ich nicht«, gestand Bran. Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Drachenrunde. »Er wollte es mir nicht sagen. Er wollte den Namen einer edlen Familie nicht in den Schmutz ziehen, ehe er sich ganz sicher war. An dem Abend, als er aufbrach, um diesen Drachen zu befragen, ist er gestorben. Dieser Tod muss jemandem sehr gelegen gekommen sein.«
»Er hätte zu uns kommen sollen«, erklärte Anora.
»Hättet ihr zugehört?«, erwiderte Bran.
»Wir hören doch zu.«
»Jetzt, wo er tot ist.«
Anora schaute sich um. Niemand sah ihr in die Augen. Die Drachen zuckten mit den Schwänzen, regten ihre Flügel. Ihre Klauen scharrten über den Boden, Schwänze wurden aufgeschlagen, Schuppen knisterten.
»Wir brauchen Beweise«, folgerte Anora.
»Genau deshalb bin ich hier, Ministerin, werte Mitglieder«, verkündete Bran, der seinen Kopf nun stolz erhob. »Ich bin nicht gekommen, um mich bemitleiden zu lassen. Ich bin hier, weil ich eine Idee habe.«
Seine blanken Augen fixierten Drakonas, der in aller Ruhe abwartete, wann er wohl ins Spiel kommen würde.
»Nun, wie lautet dieser Plan?«, fragte Anora, als Bran nicht sofort weitersprach.
»Den möchte ich nur dir verraten, Premierministerin«, erklärte der junge Drache. »Dir und Drakonas.«
Farben voller Empörung hagelten auf Drakonas nieder. Instinktiv hob er die Hand, um sie auszuschließen, als wollte er sich vor den sengenden Strahlen der Sonne schützen.
»Willst du einen von uns als Spion beschuldigen?«, herrschte Malfiesto ihn an. »Die Oberhäupter der zwölf Häuser?«
Bran hielt dem Aufruhr stand. »Ich klage niemanden hier an. Aber Maristara wurde schon einmal gewarnt, und der Plan war nur den Mitgliedern des Parlaments bekannt.«
»Ich fürchte, das ist nicht unbedingt sicher«, warf Anora ein. »Jemand von uns könnte seinen Partner oder andere Drachen eingeweiht haben.«
»Dennoch halte ich meine Vermutung für richtig«, beharrte Bran störrisch. »Aber diese Entscheidung überlasse ich dir, Premierministerin. Ich werde mich deinem Beschluss beugen.«
»Ich möchte keine Zwietracht unter uns«, überlegte Anora, »und wenn ich deine Bitte gewähre, wäre dies gewiss die Folge. Wir sind das Parlament. Die Loyalität jedes einzelnen Mitglieds steht außer Frage. Erzähle uns deinen Plan.«
Bran war nicht erfreut. »So sei es«, lenkte er jedoch ein. »Ich bin nach Seth geflogen …«
»Das war töricht, junger Herr«, bemerkte Malfiesto mit einem Schnauben.
»Ich weiß, aber ich war halb verrückt vor Gram über den Tod meines Vaters. Ich wollte mit Maristara reden, sie fragen …« Bran brach ab. »Jedenfalls hätte ich diese Torheit beinahe mit meinem Leben bezahlt. Aber als ich dort war, ist mir etwas gelungen. Ich konnte die Magie lange genug durchdringen, um einen dieser Menschen zu sehen, die mich bekämpfen sollten, eine Frau. Ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf ihre Gedanken, aber was ich dort sah, faszinierte mich. Sie dachte einzig und allein an eine Frau, die sie als die ›Drachenmeisterin‹ bezeichnete. Ich glaube, es handelt sich um die Herrscherin dieses Reiches. Ich habe folgende Idee: Wenn Drakonas diese Drachenmeisterin entführen könnte, könnte er sie hierher bringen, damit wir sie kennen lernen und verhören können. Dann wüssten wir genau, ob Maristara das Gesetz gebrochen hat, indem sie die Menschen in die Drachenmagie eingeweiht hat. Die Meisterin weiß vielleicht, wer von uns mit Maristara zusammenarbeitet. Wir wären in der Lage herauszufinden, wo Maristara ihren Hort hat, und könnten sie endlich zur Rechenschaft ziehen.«
»Ein guter Plan, Bran«, stimmte Drakonas zu. »Eines hast du allerdings übersehen. Ich gebe zu, dass meine Erscheinung es leicht macht, dies zu übersehen. Maristaras Magie hält mich
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