Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
ebenso wirksam von Seth fern wie euch übrige.«
    Das verwirrte den Drachen. »Ich fürchte, das verstehe ich nicht, Drakonas. Du bist doch ein Mensch …«
    »Er sieht aus wie ein Mensch«, stellte Anora richtig. »In Wahrheit ist er ein Drache. Das müsstest du doch wissen, Bran. Er ist der Auserwählte.«
    »Ich bin ja nicht frisch aus dem Ei geschlüpft«, fuhr Bran auf. Seine Gedanken waren eisblau. »Ich dachte, die Drachenmagie würde ihn vielleicht nicht erfassen, weil er menschliche Gestalt angenommen hat.«
    Anora schüttelte den Kopf. »Der Grundstoff ist derselbe, ganz gleich ob er die Form eines Menschen oder die eines Drachen annimmt. Nur Drakonas' Körper ist anders. Auf diese Weise behält er seine magischen Kräfte, seine Stärke, seine Fähigkeit, mit uns zu kommunizieren, und so weiter.«
    Bran ließ den Kopf hängen. Seine Klauen gruben sich in das Gestein, und er peitschte mit dem Schwanz. Enttäuscht funkelte er Drakonas an, als wäre es dessen Schuld, dass er nicht der war, für den der Drache ihn gehalten hatte. Jetzt hielten die anderen Drachen nicht mehr mit ihren Gedanken hinter dem Berg. Sie brachten eigene Vorschläge, diskutierten, stritten und wägten ab, was Bran ihnen mitgeteilt hatte. Mit eindringlichen, leuchtenden Bildern mahnte Anora zur Ruhe, hatte aber wenig Erfolg damit. Äußerlich empfanden die Drachen es als Affront, innerlich allerdings als erschreckende Vorstellung, dass einer von ihnen einen seiner eigenen Artgenossen getötet haben könnte.
    Ihre ungezügelten Gedanken bereiteten Drakonas Kopfschmerzen. Das hier konnte Tage oder gar Wochen so weitergehen, stellte er bekümmert fest. Er fand schon lange, dass das Parlament Maristara nicht ernst genug nahm. Seit Jahren forderte er sie auf, etwas zu unternehmen, endlich zur Tat zu schreiten. Natürlich, sagten sie dann, da meldete sich sein Menschenblut.
    Nun stand er inmitten dieses Gedankensturms und überlegte, wie man vorgehen könnte. Sein Blick blieb an dem niedergeschlagenen Bran hängen. Es gab eine Möglichkeit, aber die hatte er seit sechshundert Jahren sorgfältig vermieden. Man musste dazu das Gesetz recht großzügig auslegen, wenn auch nicht unbedingt brechen.
    Denn er musste sich in das Leben der Menschen einmischen.
    »Aber andererseits«, sagte sich Drakonas und verzog das Gesicht, »bin ich nun mal die Ausnahme.«
    Er trat vor. »Premierministerin«, rief er und streckte seine Menschenhand aus. »Ich bitte um den Stab …«

4
    Auf der Straße, die an der Stadtmauer von Ramsgate-upon-the-Aston endete, herrschte normalerweise reger Verkehr, denn es handelte sich um die große Hauptstadt des Reiches Idlyswylde, einer der wohlhabendsten Nationen des ganzen Kontinents. Hier rumpelten Handelskarawanen, deren schwere, mit Maultieren bespannte Karren Waren aller Art herbeitransportierten. Die feisten Kaufleute schenkten jedem, dem sie begegneten, ein breites Lächeln, denn jeder hier mochte ein Kunde sein. Dazwischen waren Ritter mit Falken auf der Faust unterwegs, die scherzend zu ruhmreichen Abenteuern auszogen. Kesselflicker, Bettler, fahrendes Volk, edle Damen, die hinter den Vorhängen ihrer Sänfte hervorspähten, Räuber, Mordgesellen und Taschendiebe, Barden, Sänger und Artisten – sie alle zogen über die alte Hauptstraße. Jedenfalls war das früher so gewesen.
    Heute hatte der Reisende die Straße für sich allein, obwohl es ein schöner Sommermorgen war. Kein wohlbeleibter Kaufmann, nicht ein einziger Bettler, der seine Bettelschale schwenkte. Drakonas hatte schon fast den Eindruck, er wäre der Einzige weit und breit, als er auf drei zerlumpte, kleine Buben stieß, die auf einer Brücke über den Aston hockten. Er sah die Kinder schon von weitem, während er auf die Brücke zuschritt. Sie saßen einfach da, baumelten mit den Beinen und warfen Steine ins Wasser. Nur hin und wieder stand der eine oder andere von ihnen auf, hob den Kopf, legte die Hand über die Augen und blinzelte zum Himmel empor, um dann kopfschüttelnd wieder zum Beinebaumeln und Steinewerfen überzugehen.
    Da er wusste, dass kaum jemand auf der Welt mehr Informationen aufschnappt als ein Siebenjähriger, blieb Drakonas stehen, um sich mit ihnen zu unterhalten.
    »Gehören die Türme da hinten zu der Stadt Ramsgate-upon-the-Aston?«
    Einer der Knaben blickte auf. Kinder haben eine gute Menschenkenntnis. Der Junge musterte Drakonas mit einem eindringlichen Blick, der alles auf einmal wahrnahm, von dem Messer in seinem Gürtel über

Weitere Kostenlose Bücher