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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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seine Kameraden langweilten, nahm seinen Krug und spazierte zu Drakonas hinüber. »Na, wo kommst du denn her, mein Freund?«
    »Aus Bramfell«, antwortete Drakonas. Das war eine Stadt im Norden. Er beantwortete ein paar höfliche Fragen zu seiner »Heimat«, doch der Soldat war daran gar nicht wirklich interessiert. So konnte Drakonas leicht das Thema wechseln und zum nächsten übergehen.
    »Ich wollte in Ramsgate eine Familienangelegenheit klären und mir die Festlichkeiten zum Geburtstag des jungen Prinzen ansehen. Aber ich habe wohl den falschen Monat erwischt. Es gibt ja gar kein Fest.«
    Der Wachmann nahm einen Schluck Bier. Die Männer an der Theke hörten auf zu reden und wechselten stumme Blicke. Einer sagte, er müsse zum Dienst zurück, und verschwand. Zwei andere nahmen ihre Humpen und kamen zu Drakonas herüber.
    »Du hast dich nicht im Datum geirrt«, meinte der eine.
    »Der Kleine hat schon diesen Monat Geburtstag, aber es wird nicht gefeiert«, ergänzte sein Kamerad.
    »Er ist doch nicht gestorben?«, erkundigte sich Drakonas und nahm einen Schluck Bier.
    »Vielleicht. Wer weiß?«, meinte der erste schulterzuckend. »Der Knabe ist seit einem halben Jahr wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Na, Robert, du weißt doch genau, dass man ihn zu seinem Großvater geschickt hat, dem König von Weinmauer. Er lebt dort am königlichen Hof«, hielt sein Freund dagegen.
    Robert betrachtete grunzend, wie der Schaum auf seinem Bier langsam in sich zusammenfiel.
    »Also ist der Bursche bei seinem Großvater«, bemerkte Drakonas.
    »Vielleicht«, erwiderte Robert. »Vielleicht auch nicht.«
    »Hüte deine Zunge, Robert Hale«, warnte sein Kamerad.
    »Jetzt werde ich langsam neugierig. Da stimmt doch etwas nicht«, bohrte Drakonas nach. »Also gab es einen Mord? Hm?«
    »Keinen Mord«, wehrte Robert ab. Er trank von seinem Bier.
    »Du weißt gar nichts«, mahnte sein Freund.
    »Ich weiß, was die Dienerschaft redet«, gab Robert viel sagend zurück.
    »Genau. Klatsch und Tratsch, weiter nichts. Ich verschwinde.« Sein Freund stand auf, nahm sein Bier und schloss sich anderen Soldaten an, die am Ende der Theke standen.
    »Dein Bier ist leer«, bemerkte Drakonas mit einem Blick auf Roberts Humpen. »Ich geh dir noch eins aus.«
    »Nein, ich hab genug«, wehrte der Mann ab. Schweigend starrte er durch das unterteilte Fenster auf die von der Sonne beleuchtete Straße. Dann sagte er übergangslos: »War ein feiner Kerl, der Junge. Immer freundlich. Bin nicht der Einzige, der sich fragt, was da los ist.«
    »Was sagt denn die Dienerschaft?«, erkundigte sich Drakonas, um gleich hinzuzufügen: »Ich hab für Tratsch was übrig.«
    Robert sah ihn an. Er war ein altgedienter Soldat von vielleicht vierzig Jahren, groß mit langen, schwarzen Locken und von der Sonne gebräunt. Sein Gesicht war offen und ehrlich.
    »Bei Hof wird gemunkelt, dass ein Flügel des Palastes von niemandem betreten werden darf. Dort gibt es ein Zimmer, das stets verschlossen ist.«
    »Ach, das ist bestimmt bloß Tratsch, wie dein Freund schon sagte«, meinte Drakonas. »Ich zahl dir das Bier.«
    »Ich zahl lieber selber«, erklärte Robert und warf eine Münze auf den Tisch. Im Gehen drehte er sich noch einmal um. »Unser König, Gott schütze ihn, war nie ein Geheimniskrämer. Das hier frisst ihn von innen auf. Es ist höchste Zeit, dass etwas passiert.«
    Er verließ die Kneipe und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    Drakonas trank sein Bier aus, weniger weil es schmeckte, sondern um den Schein zu wahren. Er dachte über Roberts Worte nach, schrieb ihnen verschiedene – meist ungute – Bedeutungen zu und überlegte, was er unternehmen sollte.
    Da riss ihn ein donnernder Knall mit einer gewaltigen Erschütterung aus seinen Gedanken. Das Haus und sein Stuhl wackelten. Die aufgestapelten Krüge klapperten wie Zähne aneinander. Drakonas stieß sein Bier um, als er aufsprang, um durch das offene Fenster nach dem furchtbaren Sturm zu sehen, der da draußen nahen musste.
    Doch es waren keine Gewitterwolken aufgezogen. Nur blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Als er sich umdrehte, grinsten die Soldaten über seinen Schrecken.
    Weil Drakonas wusste, wie gern Menschen sich für überlegen hielten, zeigte er sich doppelt erschüttert.
    »Was war denn das für ein schrecklicher Lärm? Ich dachte, es donnert!«
    »Das war unsere Kanone«, antworteten die Soldaten stolz. »Wir haben die besten Kanonen der Welt. Damit können wir sogar einen Drachen vom

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