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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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fragte Drakonas. »Willst du schlafen?«
    Wieder schüttelte Nem den Kopf.
    »Gut«, sagte Drakonas freundlich und lehnte sich an einen Baumstamm. »Dann können wir uns ja unterhalten.«
    Diesmal blinzelte Nem unter seinem blonden Haarschopf zu ihm hinüber. Er runzelte die Stirn. »Ich will mich nicht unterhalten.«
    »Aber ich«, erwiderte Drakonas. »Wir müssen uns über das unterhalten, was auf der Straße geschehen ist. Warum du diesen Mann getötet hast.«
    Nem stocherte im Feuer herum. Mit dem Rauch stoben Funken auf. »Ich habe niemanden getötet«, bemerkte er gelassen. »Wie sollte ich das anstellen?«
    »So.« Drakonas beschwor einen Blitz, zielte sorgfältig und schleuderte ihn auf Nem.
    Der Blitz traf direkt neben dem Jungen auf. Der Aufprall warf den Jungen um, das gleißende Licht blendete ihn, und die lohweiße Hitze sengte die Haare von seinem Arm.
    Erschüttert fand sich Nem auf dem Boden wieder. Er war benommen und keuchte.
    »Menschen kannst du belügen, Nem«, erklärte Drakonas. »Du musst es sogar, um zu überleben. Du kannst auch versuchen, mich zu belügen, doch ich versichere dir, dass es nicht funktionieren wird. Aber belüge niemals dich selbst. Du hast diesen Mann getötet, und das weißt du auch.«
    Nem sagte kein Wort.
    »Ich sage nicht, dass er es nicht verdient gehabt hätte«, fuhr Drakonas fort. »Aber du hast aus dem falschen Grund getötet. Dein Beweggrund war Wut, Zorn. Du hast getötet, weil du die Beherrschung verloren hast. Weil es sich gut anfühlte zu töten.«
    Nem setzte sich langsam auf. Er rieb seinen versengten Arm.
    »Drachen töten nur aus einem Grund, Nem: um zu überleben. Und selbst dann töten wir keine Menschen.«
    Der Junge stand auf und warf den Stock ins Feuer.
    »Wo willst du hin?«, wollte Drakonas wissen.
    »Mein Arm tut weh. Ich werde ihn mit kaltem Wasser kühlen.« Nem ging zum Fluss zurück.
    »Du hast die Worte der Nonne gehört, nicht wahr?«, rief Drakonas ihm nach. »Sie hat dich den ›Sohn des Drachen‹ genannt.«
    Nem blieb stehen, wandte sich aber nicht um. »Ich habe gar nichts gehört.«
    Beim Forthumpeln schonte er sein verletztes Bein. Drakonas blickte ihm nach. Seine Drachenaugen sahen die rote Wärme, die der Menschenkörper des Kindes ausstrahlte. Dadurch konnte er ihn bis zum Fluss verfolgen. Nem kniete sich ans Ufer, tauchte seinen Arm in die rasch fließende Strömung und ließ das Wasser über die Wunde strömen, um die Schmerzen zu lindern.
    Drakonas konnte sich vorstellen, welcher Schmerz in dem Kind tobte. Diese Qual konnte nichts und niemand ihm nehmen. Also konnte Nem sich nur einreden, der Schmerz sei gar nicht da.
    Der Junge harrte lange am Fluss aus, blickte aber immer wieder zu den Bäumen hinüber. Vielleicht hoffte er, Drakonas würde verschwinden.
    Doch der Mann blieb, und irgendwann musste Nem zurückkehren. Er hatte seine Ausrede bereits parat. »Ich bin müde. Ich lege mich jetzt schlafen.«
    »Ich muss mit dir über dieses Thema sprechen, Nem. Wenn ich es nicht tue, wird dein Vater es tun. Er wird die Suche nach dir niemals aufgeben. Er oder seine Leute werden dich finden, und nächstes Mal bin ich vielleicht nicht in der Nähe. Nächstes Mal könnten sie Bellona umbringen.«
    Nem rollte sich auf der anderen Seite des Feuers zusammen, möglichst weit weg von Drakonas. Er zog die Beine bis ans Kinn, schlang die Arme darum und schloss die Augen.
    »Dann ignoriere es eben«, meinte Drakonas und stand auf. »Vielleicht vergeht die Angst ja von selbst. Ich kann es dir wohl kaum verdenken.«
    Er zog eine Decke aus seinem Gepäck, schüttelte sie aus und legte sie dem Jungen um die schmalen Schultern und die Schuppenbeine.
    »Wenn du bereit bist, dich der Wahrheit zu stellen, geh zum Grab deiner Mutter. Dort werde ich zu dir kommen und dir die Geschichte erzählen.«
    Drakonas hob seinen Stab auf. »Ich muss jetzt gehen. Wenn ich hier bleibe, seid ihr in Gefahr. Bellona wird sich an den Angriff kaum erinnern. Erzähle ihr, was du willst – sie wird dir alles glauben. Ruh dich aus. Ich werde aus der Ferne über euch wachen. Heute Nacht wird euch nichts mehr geschehen.«
    Nem rührte sich nicht. Sein Atem ging leise und gleichmäßig. Seine Wangen waren gerötet, die Haare zerzaust. Vielleicht schlief er tatsächlich.
    Seufzend verließ Drakonas das Wäldchen und marschierte über die Weiden und Felder davon.
    Nem wartete, bis die Schritte des Mannes nicht mehr zu hören waren. Dann öffnete er vorsichtig die Augen, um sich

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