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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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wobei er unablässig wachsam nach Gunderson Ausschau hielt.
    Der Geburtstag seines Jüngsten war für Edward, König von Idlyswylde, immer eine schwere Zeit. Um des Jungen willen ordnete er Festlichkeiten an, die so fröhlich wie möglich waren, auch wenn ihn das Überwindung kostete. Für ihn war der Frühling eher eine Zeit der Besinnung, der Reue und der Selbstvorwürfe. In diesem Frühjahr traten noch Trauer und Angst hinzu. Als Edward an diesem Morgen die Augen aufschlug, klappte er sie wieder zu. Er fragte sich, woher er die Kraft nehmen sollte, weiterzumachen.
    Er fand die Kraft. Er machte weiter. Schließlich hatte er keine Wahl. Das Leben ging weiter, besonders das Leben eines Königs, das nicht ihm allein gehörte. Sein Leben gehörte seinem Volk. In seiner Arbeit fand Edward Trost und verbrachte einen Großteil des Tages mit Regierungsgeschäften. Heute überwachte er die ersten Schüsse seiner neuen Kanone und freute sich, dass seine Innovation das erwünschte Resultat lieferte.
    Doch seine Freude war von kurzer Dauer. Die Schüsse waren kostspielig. Er brauchte Schießpulver, Kugeln und Männer dafür.
    Außerdem musste er die Geschäftsleute entschädigen, die beklagten, dass von den lauten Schüssen ihre Fensterscheiben barsten und Geschirr zerbrach. Deshalb konnte Edward nur wenige Runden feuern, ehe die Kanone wieder schweigen musste. Danach war er wieder nur König – und Vater, was noch schwieriger war.
    Königin Ermintrude wusste besser als alle anderen, was dieser Zeitpunkt im Jahr für ihren Mann bedeutete. Sie hatte Mitleid mit ihm, doch da auch sie zu seinen Schuldgefühlen beitrug, wusste sie, dass ihr Mitleid ihm mehr Schmerz als Trost bereitete. Zudem trug sie ihre eigene Last an Trauer und Unglück mit sich herum, die sie ständig verbergen musste. Niemand durfte von dem schrecklichen Geheimnis im Palast erfahren. Niemand durfte ahnen, dass etwas nicht stimmte. Sie musste lächeln. Ihre Grübchen mussten so fröhlich erscheinen wie auf den letzten Geburtstagen ihres jüngsten Kindes. Denn obwohl Markus nicht ihr leiblicher Sohn war, sah sie ihn doch als ihr Kind an, das sie liebte wie die eigenen Söhne, und um das sie weinte – nachts, wenn es niemand sah.
    Die anderen drei Söhne lebten nicht im Schloss. Der dreizehnjährige Kronprinz Wilhelm, ihr Ältester, befand sich am Hof seines Großvaters, des Königs von Weinmauer. Die beiden jüngeren Knaben waren mit einem Tutor auf eine ausgedehnte Reise in den Norden des Reiches geschickt worden. Ermintrude war froh, dass sie nicht hier waren, nicht an der Lüge teilhaben mussten. Doch ihre Abwesenheit machte den Raum umso stiller, wenn sie und Edward allein waren – jeder für sich so ganz allein.
    Die Königin hatte die wenigen Frauen fortgeschickt, mit denen sie sich umgab. Ihre Zofen sollten diesen lieblichen Frühlingstag in den Palastgärten genießen. Nun saß sie im Söller am Fenster, um das Sonnenlicht für ihre Stickerei zu nutzen, und wischte sich heimlich die Tränen ab, die sie doch nicht hatte weinen wollen. Plötzlich sah sie Gunderson mit langen Schritten zum Palast laufen. Sein Gesicht konnte Ermintrude von hier aus nicht erkennen, denn sie sah nur auf seinen grauen Haarschopf herab. Aber die straffen Schultern und der schnelle Gang verrieten ihr, dass etwas vorgefallen war.
    Ermintrude stach ihre Nadel in den Stoff und eilte in die Halle hinunter. Sie wollte Gunderson abfangen, ehe er zum König gelangte. Doch der Seneschall war zu schnell für sie. Als sie kam, stapfte er bereits die Treppe zu den Gemächern des Königs hinauf.
    Erst wollte Ermintrude ihn zurückrufen, doch dann besann sie sich und lief ihm nach. Da sie eine rundliche Frau war und von ihren schweren, voluminösen Reifröcken, dem Korsett und den Unterröcken behindert wurde, kostete die Treppe sie Zeit und Achtsamkeit. Auf dem Absatz musste sie stehen bleiben, um Luft zu holen. So erreichte sie Edwards Zimmer erst deutlich nach Gundersons Eintreten. Der Seneschall redete bereits eindringlich auf den König ein.
    Er hatte die Tür einen Spalt breit offen gelassen. Ermintrude wartete auf den passenden Moment zum Eintreten. Von hier aus sah sie, dass Edwards sorgenumwölktes Gesicht sehr finster geworden war. Die Königin war Gunderson nicht gefolgt, um zu lauschen, doch sie konnte jetzt schlecht ins Gespräch platzen. Andererseits war sie um Edwards willen entschlossen, herauszufinden, was hier vor sich ging. So verharrte sie an der Schwelle und bemühte

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