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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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gerade zufügt!« Sein Auge glitzerte.
    »Wenn es nach mir ginge«, gab Drakonas zurück, »würde ich Euch dies gestatten.«
    »Na gut«, willigte Edward voller Kummer ein. »Ihr dürft ihn mitnehmen. Wie … Was sollen wir vorbereiten?«
    »Zieht ihn warm an.« Drakonas schlug einen kühlen, geschäftsmäßigen Ton an. »Gebt ihm Wein mit Honig und Mohn, damit er schläft. Polstert einen Wagen mit Stroh aus und legt ihn auf die Ladefläche. Dann verschläft er die Reise.«
    »Aber wenn er aufwacht, wird er allein an einem fremden Ort sein«, wandte Ermintrude mit zitternder Stimme ein.
    Drakonas dachte an das Kind, dessen Augen von einem berauschend schönen Bild zum nächsten wanderten.
    »Er ist bereits an einem fremden Ort«, antwortete er. »Er muss den Heimweg finden.«
    Sie taten alles, was Drakonas angeordnet hatte. Ermintrude schickte die Amme fort, was nichts Ungewöhnliches war. Die Königin blieb oft über Nacht bei Markus, denn wenn sie ihn in ihren Armen wiegte, konnte sie ihn mitunter aus seinem Trancezustand lösen. So wickelte sie ihn in Decken, und spät in der Nacht, als alles schlief, schmuggelte Edward das Kind aus dem Turmzimmer heraus. Er trug seinen Sohn durch zahllose Geheimgänge, die vor Jahrhunderten angelegt worden waren, als das Schloss noch die Festung eines Barbarenhäuptlings mit vielen Feinden gewesen war. Die Tunnel führten unter den Mauern hindurch. Ein Stück abseits des Palastes trat Edward ins Freie. Dort wartete Gunderson mit Pferd und Wagen.
    Pferde mochten Drakonas nicht, denn sie spürten sein Drachenwesen. Auch Drakonas hatte für Pferde wenig übrig und hätte auf den Wagen gern verzichtet. Doch er musste Vorräte mitnehmen. Der Junge brauchte Nahrung und Kleider. Also beäugten Drakonas und das Pferd einander misstrauisch. Das Tier legte die Ohren an und schnappte nach ihm. Immerhin war es nicht sofort gestiegen und davongeprescht. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Ein Pferd zu lenken war jedenfalls besser, als darauf zu reiten.
    Edward trug Markus in den Armen. Ermintrude lief nebenher und drückte dem Jungen die schlaffe Hand. Der König legte sein Kind sanft auf den Wagen, während seine Frau die Decken feststeckte und mehr Stroh um ihn herum schichtete. Dann lehnten beide Eltern sich über den Wagenrand und küssten das Kind auf die Stirn.
    Der Junge war benommen, aber dennoch unruhig. Der Mohn wirkte noch nicht richtig. Blinzelnd blickte er sich um.
    »Geh mit Gott, mein Sohn«, flüsterte Edward.
    Drakonas saß bereits auf dem Kutschbock. Er sah Gundersons Auge blitzen. Der Seneschall verzog den Mund. Offensichtlich war er der Meinung, das Kind würde gerade in die entgegengesetzte Richtung fahren. Dann zogen beide Eltern sich vom Wagen zurück und hielten einander fest.
    »Ihr bringt ihn auf jeden Fall zurück«, verlangte Ermintrude. »Selbst wenn es nur für … für ein anständiges Begräbnis wäre.« Bei diesen letzten Worten versagte ihr die Stimme, doch Drakonas verstand sie.
    »Ich bringe ihn zurück«, gelobte er.
    Gunderson hatte das Pferd am Kopf festgehalten. Nun ließ er los. Drakonas löste die Bremse und schnalzte mit den Zügeln. Pferd und Wagen setzten sich langsam in Bewegung.
    Es war eine kalte, klare Frühlingsnacht, der Himmel war von Sternen übersät. Drakonas zog dem Pferd leicht die Zügel über die Kruppe. Das Tier trabte an, und sie ratterten die Straße hinunter. Der Mann wollte möglichst rasch eine größere Entfernung zwischen sich und den König bringen, falls dieser seine Meinung noch ändern sollte.
    Als er sich nach dem Jungen umschaute, sah er zu seinem Missfallen, dass das Kind noch wach war. Wenn seine Eltern ihm wirklich Mohnsaft gegeben hatten, wie er es verlangt hatte, so war es entweder zu wenig gewesen, oder er hatte nicht die gewünschte Wirkung.
    Er sah Markus an. Das Kind sah ihn an.
    Doch dann tat Markus mehr. Der Junge begab sich schnurstracks in Drakonas' Gedanken, einen Ort, den kein Mensch je betreten hatte, von dessen Existenz kein Mensch etwas ahnte.
    »Ich mag dich nicht«, erklärte Markus mit kalter Deutlichkeit. »Geh weg. Lass mich in Ruhe!«

10
    Ein Mensch, der den Geist eines Drachen betreten konnte?
    In sechshundert Jahren, die Drakonas mittlerweile unter den Menschen verbracht hatte, war er nie so fassungslos gewesen. Zum Glück versank Markus kurz nach dieser überraschenden Aussage in einen Betäubungsschlaf. Drakonas war mit seinen Gedanken wieder allein – Gedanken, die sich überschlugen wie

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