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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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einer der Gründe, weshalb es so wenig Drachen auf der Welt gibt.
    Weil Drachen so isoliert leben, ziehen sie sich nahezu ausnahmslos in Höhlen zurück. Ein junger Drache, der sein Nest verlässt, streift durch die Welt, bis er eine Höhle findet, die seinen Bedürfnissen entspricht. Das bedeutet, sie ist groß genug und weit entfernt von den Ländern der Menschen und den Höhlen anderer Drachen. Sobald der Drache diese Höhle bezogen hat, beginnt er mit dem Bau seiner Verteidigungsanlage, die ihn schützen soll, wenn er schläft – was hundert Jahre währen kann. Drachen verteidigen sich nicht gegen Menschen. Diese Winzlinge nehmen sie gar nicht ernst. Sie schützen sich vor anderen Drachen. Obwohl der Drachenkrieg, wo Drachenblut die Flüsse rot färbte, mittlerweile Jahrhunderte zurücklag, lebte die Erinnerung daran in den Gedanken und Träumen der Drachen fort. Die verschlungenen Gänge, die Illusionen und Fallen und die Geheimgänge eines Hortes sollen eindringende Drachen verwirren, nicht Menschen. Drachen fürchten die Menschen kaum. Wie soll man eine Spezies fürchten, deren früheste wackelige Schritte man miterlebt hat?
    Junge Drachen werden in Finsternis geboren und verbringen die ersten Jahre in völliger Dunkelheit. In dieser Zeit sehen sie nur das Licht der Magie in ihren eigenen Gedanken. Wenn sie bereit sind, das Nest zu verlassen und die Welt zu betreten, müssen Jungdrachen sich erst allmählich an das Sonnenlicht gewöhnen. Den ersten Kontakt finden sie unangenehm und schmerzhaft, was vielleicht die natürliche Abneigung eines Drachen gegen die Sonne erklärt. Mit der Zeit gewöhnen sie sich an das Licht, weil es beispielsweise zum Jagen praktisch ist. Doch ein Drache, der die Wahl hat, wird sich immer ins Dunkle zurückziehen, wo er sich sicherer fühlt. Weil Drakonas all das wusste, brachte er das Kind mit dem Drachenblut in die Finsternis, in eine Höhle.
    In Bezug auf Markus war Drakonas im Nachteil. Nem, den Sohn des Drachen, konnte er verstehen, denn der hatte ein angeborenes Talent, auf die schimmernde Magie, die in seinem Geist aufblitzte, zuzugreifen. In vielerlei Hinsicht glich Nem dem jungen Drakonas. Er lernte den Umgang mit der Magie durch sein Spiel, wie ein Menschenkind mit einem Ball herumspielt. Nems Magie hatte getötet, doch das lag nur an der menschlichen Leidenschaft, die in ihm brodelte. Der Junge musste lernen, sowohl die Drachenmagie als auch seine menschlichen Gefühle zu beherrschen. Das war eine schwierige Aufgabe, weil er sich beides nicht eingestand.
    Was Markus anging, so hatte Drakonas noch keine Ahnung, wie er den Zugriff der Magie auf das Menschenkind brechen könnte, dem diese Kräfte Türen öffneten, die niemals hätten geöffnet werden dürfen. Vermutlich hatten Maristara und Grald anfangs ähnliche Schwierigkeiten mit den Kindern gehabt, in deren Adern Drachenmagie loderte. Wie mussten die Drachen geschäumt haben, als ihre kostbaren Kandidaten sich zu brabbelnden Wahnsinnigen entwickelten, die nur noch die wundersamen Bilder in ihrem Kopf bestaunten, Bilder, die faszinierender und schöner waren als alles, was ihnen in ihrer harten, nüchternen Alltagswelt begegnete. Wie Markus hatten diese Menschen die Welt der Drachenmagie betreten und waren nie wieder zurückgekehrt. Hunderte, vielleicht Tausende mussten in den Jahrhunderten gelitten haben, in denen Grald und Melisande ihr Menschenzuchtprogramm verfeinerten, bis sie die perfekte Mischung aus Drachenblut und Menschen ausgetüftelt hatten.
    Teilweise waren ihre Experimente geglückt. Es war Gralds Verdienst, dass einige Menschenmänner trotz der Drachenmagie in ihrem Blut das Erwachsenenalter erreichten. Jetzt wusste Drakonas, wie das gelang – und weshalb die »irren Mönche« halb verhungert aussahen und sich wie wahnsinnig aufführten.
    »Wie Markus können sie nicht auf sich selbst achten, wenn die Magie sie packt.« Drakonas führte Selbstgespräche – ein Teil seines Drachenwesens. Drachen reden ständig mit sich selbst, denn sie möchten nicht, dass ihre eigenen Gedanken sich durch den Kontakt mit den Gedanken anderer verfälschen. »Und diese Männer werden geschlagen, weil die Drachen herausgefunden haben, dass körperliche Schmerzen Menschen in die Realität zurückholen können. Aber Schmerz bringt einen Menschen nur teilweise zurück. Die Männer bleiben dennoch zur Hälfte im Wahnsinn verhaftet. Solche Männer beherrschen weder sich selbst noch die Magie richtig. Schmerz ist keine Lösung.

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