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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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hell und glänzend vorgekommen, so blank, dass er sein Spiegelbild darin erkennen konnte. Er sah sich noch immer, aber hinter ihm war nur schwarze Leere. Im Vergleich zu dem funkelnden Ball wirkte das Geheimnis schmutzig, geradezu schäbig.
    Er stellte sich vor, wie er den Ball durch die Luft warf, durch die frische, klare Frühlingsluft. Nicht durch die abgestandene, faulige Luft der Zelle, in der er Wärter wie Gefangener zugleich war.
    Zögerlich erhob sich Markus. Er hörte den Drachen an seiner Höhle kratzen, und plötzlich machte der Drache ihm mehr Angst als das Leben. So reichte er dem Mann die Hand und trat hinaus in das gleißende Sonnenlicht.
    Die Drachenklaue, die nach ihm schnappte, griff ins Leere.

11
    Nachdem Markus aus seinem Versteck hervorgetreten war, kam er rasch wieder zu Kräften. Er hatte so lange keine feste Nahrung mehr zu sich genommen, dass er anfangs nur Brühe und Wasser bei sich behalten konnte. Doch seine Jugend und seine Zähigkeit standen ihm bei, und bald schon konnte er genüsslich Kaninchen verzehren. Die Gesundung seiner Seele hingegen dauerte länger. Auf Nachfragen bekam Drakonas heraus, dass Markus in zwei verschiedenen Welten lebte, seit er vier war. Anfangs war er problemlos zwischen beiden Reichen hin und her gewechselt, wie Kinder es tun, die eine Phantasiewelt mit unsichtbaren Freunden erschaffen. Später war ihm bewusst geworden, dass die wahre Welt – die Welt aus Holz und Stein, Fleisch und Stahl, Seide und Parfüm – kein besonders freundlicher Ort war. Ihm fiel auf, wie man ihn anstarrte, teils voll Mitleid, teils voll Verachtung. Das Flüstern hatte er schon immer vernommen. Jetzt verstand er es. Die Wirklichkeit schmerzte ihn, doch die Magie in seinem Geist machte ihn glücklich. Kein Wunder, dass er das eine zugunsten des anderen aufgab.
    Markus verriet Drakonas seine Geheimnisse nicht einfach so. Der Mann musste sie ihm langsam und vorsichtig entringen, wie man den Eiter aus einer entzündeten Wunde ablässt. Dabei lernte Drakonas beständig mehr über die Weise, wie die Magie im Geist dieses Kindes und vielleicht im Geist aller Menschen, die von Drachenmagie besessen waren, arbeitete. Ihm wurde bewusst, dass der Verstand der Menschen, die Magie geerbt hatten, nicht mehr rein menschlich war.
    Sie hatten einen Drachenanteil geerbt. Vielleicht nur einen kleinen Teil – nicht wie Nem, der halb Mensch, halb Drache war. Vielleicht war er nicht einmal das erste Kind dieser Art, aber vermutlich das erste, das überlebt hatte.
    Doch all das war reine Spekulation, für die Drakonas keine Zeit hatte. Er hatte getan, was er konnte, um Nem vor der Magie zu warnen. Entweder hatten seine Worte den Sohn des Drachen beeindruckt, oder der Zwischenfall mit den Dieben hatte ihn erschreckt, denn Nem nutzte die Magie überhaupt nicht mehr. Wenn Drakonas keinen Kontakt zu ihm aufnehmen konnte, würde dies seinem Vater auch nicht gelingen. Das war tröstlich. Nem konnte sich nicht für immer verstecken. Der Hunger würde ihn in die Welt zurücktreiben, ob er wollte oder nicht. Aber vorläufig war der Sohn des Drachen in Sicherheit.
    Im Gegensatz zu Melisandes anderem Sohn.
    »Nimm den Lehm in die Hand«, wies Drakonas den Jungen an. »Du musst ihm die gewünschte Form geben.«
    »Du hast mir versprochen, dass ich mit der Magie spielen kann.« Markus setzte sich zurück und warf Drakonas einen trotzigen Blick zu.
    »Bitte sehr.« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich halte dich nicht davon ab.«
    Das Kind blinzelte verwirrt. »Aber – du musst mir den Zauberball geben. Du musst ihn für mich machen. Das kann ich nicht alleine.«
    »Doch, das kannst du. Das versuche ich dir doch gerade beizubringen. Nimm eine Hand voll Lehm.«
    »Ich will nicht mit Lehm herumkneten«, murrte Markus.
    Er und Drakonas saßen geruhsam am Flussufer. Am Vormittag hatten sie geangelt und im flachen Wasser herumgespielt. Jetzt warf Markus einen verächtlichen Blick auf die feuchte, rötlich graue Erde unter seinen verschmierten Knien.
    »Ich will mit der Magie spielen.«
    »Das kannst du ruhig, aber ich werde sie dir nicht einfach geben. Von jetzt an musst du den Ball selber machen.«
    »Aber das kann ich nicht«, jammerte Markus. »Ich weiß nicht, wie es geht.«
    »Als du auf die Welt kamst, konntest du auch nicht gleich laufen, nehme ich an«, stellte Drakonas fest.
    »Vielleicht doch«, gab Markus mit frechem Grinsen zurück. »Mutter sagt, ich bin sehr frühreif.«
    Unwillkürlich gab Drakonas das

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