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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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beschloss, dass er diesen Mann nicht mochte. Darum wich er vor ihm zurück, immer tiefer in die Finsternis. Er wollte nicht antworten, doch dann fühlte er plötzlich einen scharfen Stich in sein Fleisch.
    »Vielleicht«, murmelte er, damit der Schmerz aufhörte.
    »Was sagen die Stimmen?«
    »Ich weiß es nicht. Meistens verstehe ich sie gar nicht.«
    »Meistens?«
    Markus schwieg. Das hatte er nicht verraten wollen.
    »Wann verstehst du sie?«
    »Sag ich nicht.«
    Wieder ein Stich, diesmal schmerzhafter.
    »Ich habe ein Gesicht gesehen«, knirschte Markus. »Das Gesicht einer Frau. Sie war sehr schön, und sie streckte mir die Hand entgegen. Da war noch eine andere Hand, von einem Kind. Ich dachte, ich könnte vielleicht mit ihm spielen. Vielleicht wäre es jemand, der mich nicht auslacht. Ich wollte zugreifen, aber es war nicht mehr da.«
    »Und dann ist etwas geschehen. Etwas Schreckliches. Was war das?«
    »Nichts ist geschehen. Geh weg. Ich will nicht mit dir reden.«
    »Ich gehe nicht weg. Und du wirst reden. Was hast du noch gesehen?«
    Markus suchte nach einem Ausweg. Er duckte sich, wand sich, aber wohin er auch sah, überall war der Mann. Wieder ein Stich in seine Haut. Ihm traten Tränen in die Augen.
    »Ich habe einen Drachen gesehen. Einen schrecklichen Drachen, wie jener, der vor meiner Geburt die Stadt angriff. Er war gewaltig, hatte Augen wie Feuer und eine Stimme wie Kanonendonner. Er machte mir Angst. Der Drache hat mir erzählt, die Frau wäre meine wahre Mutter. Er wollte mich zu ihr bringen, wenn ich ihm verrate, wo ich wohne. Das wollte ich gern, aber ich hatte auch Angst. Da bin ich weggelaufen.«
    »Hat der Drache versucht, dir zu folgen?«
    »Ja. Ich hörte seine Flügel schlagen. Er hat mich angefaucht, aber ich bin immer weitergelaufen, bis ich mich in der Dunkelheit verstecken konnte.«
    »Der Drache sucht dich immer noch. Du hörst ihn, nicht wahr? Er ist schon sehr nahe. Wenn er kommt, werde ich dich nicht beschützen können. Gib mir die Hand, Markus. Wir gehen an die Sonne. Schnell, bevor der Drache dich findet.«
    Markus schüttelte den Kopf und kroch tiefer in die Dunkelheit zurück.
    »Wenn du mitkommst«, bot der Mann ihm an, »schenke ich dir das hier.«
    Er wedelte mit dem Stab, und die Farben in Markus kehrten zurück – wundersame bunte Tücher, die sich umeinander schlangen und aufblähten. Der Mann streckte die Hand aus, griff nach den Farben, ließ sie verschmelzen und formte sie. Schließlich öffnete er die Hand. Darin lag ein Ball aus lauter Funken, gehalten von den Strängen des Regenbogens. Der Mann warf den Ball in die Luft, fing ihn wieder auf und warf ihn erneut nach oben.
    »Dieses Spielzeug bekommst du von mir, Markus«, sagte der Fremde, »und ich werde dir beibringen, wie man damit spielt. Aber du musst mit mir kommen.«
    Markus starrte den wundersamen Ball an. Etwas so Bezauberndes hatte er noch nie gesehen. Er hatte oft versucht, die Farben zu berühren oder gar zu verwenden, aber immer waren sie ihm entwischt, ganz wie die kleinen grünen Eidechsen, die sich auf der Gartenmauer sonnten.
    Der Mann warf den Ball von einer Hand in die andere, ließ ihn tanzen und dann zwischen beiden Händen frei in der Luft schweben. Fasziniert schaute Markus ihm zu. Wieder forderte der Mann ihn auf, mit ihm in die Sonne hinauszutreten. Markus antwortete nicht. Daraufhin nahm der andere den Ball zwischen die Hände, klatschte und ließ ihn verschwinden.
    »Hol ihn zurück«, bettelte Markus.
    »Nur wenn du mitkommst«, beharrte der Mann.
    »Ich habe Angst«, jammerte das Kind. »Du tust mir weh.«
    »Das Leben tut dir weh, Markus«, räumte der Fremde ein. »Das wird auch so bleiben, denn du bist anders als die anderen. Den Schmerz kann ich dir nicht nehmen, aber ich kann dir eine Rüstung verschaffen, die dich schützt. Und ich kann dir Waffen geben, die dich verteidigen. Der Rest hängt von dir ab. Du kannst mit dem Schmerz leben, Markus, oder du kannst sterben.«
    »Sterben?«, wiederholte der Junge mit zitternder Stimme.
    »Ja, sterben«, bestätigte der Mann. Seine Stimme klang kalt und mitleidlos. »Denn du bringst dich um. Und du weißt es.«
    Das war die Wahrheit. Es war das Geheimnis, das Markus stolz für sich behielt.
    »Deine Eltern werden traurig sein, wenn du stirbst«, fuhr der Mann fort. »Sie werden denselben Schmerz fühlen, den du jetzt fühlst. Du wirst sie bestrafen. Schließlich ist es ihre Schuld, dass es dich gibt.«
    Einst war Markus dieses Geheimnis

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