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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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fand jeden Herbst zur Erntezeit statt und ehrte den Heiligen, nach dem die Stadt benannt war. Er wiederum schien seine Stadt zu segnen, denn obwohl Pater Rhun ein Leben in Armut und Opferbereitschaft geführt hatte und als Märtyrer gestorben war, sorgte er dafür, dass die Stadt reich war und sich jeden Luxus erlauben konnte.
    Weinmauer lebte seit vielen Jahren mit seinen Nachbarn in Frieden. Da keine Soldaten marschierten, konnten die Menschen relativ sicher reisen und in Massen in die Stadt strömen. In den Gasthäusern schliefen drei Mann in einem Bett – zum doppelten Preis.
    Nem und Bellona erreichten den Markt ohne Zwischenfall. Sie stellten ihr Zelt auf, verkauften von dort aus und machten viel Gewinn. Schon am ersten Tag hatte Nem seinen kleinen Vorrat an handgearbeiteten Bögen und Pfeilen verkauft. Bellona handelte so geschickt wie immer mit ihren Pelzen. Ihre Hoffnung, dass Nem in der Menge untergehen würde, erwies sich als zutreffend. Von morgens bis abends streifte er über das Gelände und durch das Gedränge der Straßen, ein stiller, wachsamer Beobachter, der jedem Gespräch auswich und freundliche Annäherungsversuche mit einen Kopfschütteln abwehrte. Kaum jemand schenkte ihm einen zweiten Blick.
    Nem genoss es, den Menschen zuzusehen, obwohl er sich inmitten der Massen einsamer fühlte, als wenn er im Wald ganz für sich war. Neiderfüllt betrachtete er die wohlhabenden jungen Herren, die in bunten Kniehosen herumstolzierten und stolz ihre wohlgeformten Beine herzeigten. Dann war ihm der Unterschied zu ihnen schmerzhaft bewusst. Er stellte sich die entsetzten Blicke vor, wenn man die Schuppen und Krallen unter seinen einfachen Hosen hervorblitzen sähe. Manchmal lächelte er dann boshaft, doch meistens wand er sich innerlich vor Scham.
    Besonders den Frauen ging er aus dem Weg, obwohl viele einen wohlgefälligen Blick auf den ansehnlichen Jüngling warfen und ihn lächelnd zu sich lockten. Etliche davon waren Huren, die ihrem Geschäft nachgingen und Nem wegen seiner einfachen Kleider und seiner ungehobelten Art für einen hirnlosen Bauerntölpel hielten.
    Um von solchen Frauen abgestoßen zu sein, brauchte Nem Bellonas Warnungen nicht. Er bekam mehrfach mit, wie diese Damen sich in den Gassen hinter den Schänken ihr Geld verdienten. Wenn er stehen blieb und das Tasten, Drücken und Stoßen mit pochender Faszination betrachtete, fühlte er hinterher Abscheu und das Bedürfnis nach einem heißen Bad.
    Das sehnsüchtige Verlangen in Nem nahm zu, doch er wollte, dass die Liebe zart und schüchtern in sein Leben trat, nicht in einer Gasse die Beine für ihn breit machte.
    Nem glaubte sich allein inmitten der Menschen, doch das war er nicht. Ihn hatte schon früh jemand bemerkt. Ramone hieß der Mann, der weder mit Grald noch mit dessen irren Mönchen in Verbindung stand. Ramone arbeitete nur für einen, und das war Ramone. Er war dreißig Jahre alt, von einer glatten, düsteren Schönheit mit gewinnendem Lächeln und schnellen, geschickten Fingern. Immer hatte er viele Pläne zugleich laufen, die meisten davon illegal, wenn auch nicht so, dass er dabei seinen Kopf gefährdete, der ihm sehr teuer war. Ramone war ein Taschendieb, doch kein besonders guter. Er hatte mehr Talent darin, etwas mitgehen zu lassen oder zu ergaunern, zu stehlen und Betrunkene auszunehmen.
    Seine Opfer suchte er mit dem Instinkt eines Raubtiers aus, und Bellona und Nem beobachtete er bereits, seit sie ihren pelzbeladenen Karren durch die engen Straßen zum Messegelände hin geschoben hatten. Wegen ihrer einfachen Kleider hielt Ramone die beiden für Barbaren, Angehörige eines wilden Volkes, das irgendwo im eisigen Norden lebte und vor vielen hundert Jahren einst versucht hatte, die Stadt Rhun zu erobern.
    Ramone wusste alles über Barbaren, denn er hatte gerade ein Mysterienspiel mit angesehen. Darin wurde die Geschichte des Stadtpatrons erzählt, der sich den Barbarenhorden entgegengestellt hatte, um ihnen mitzuteilen, dass sie in Gottes Namen nicht eindringen dürften. Daraufhin hatten die Barbaren Vater Rhun mit Pfeilen gespickt und in Stücke gehackt. Dieses unterhaltsame Schauspiel hatte sie von ihrer Invasion abgelenkt und dem König die nötige Zeit verschafft, Verstärkung herbeizurufen. So wurden am Ende die Barbaren niedergemacht, die Stadt gerettet und Vater Rhun zum Heiligen erklärt.
    Ramone setzte den Barbaren auf die Liste der zu scherenden Schafe und behielt Nem im Auge, während dieser allein durch die

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