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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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schöne Frau«, fuhr Ramone fort. Er hatte die Hände bittend vorgestreckt. »Eine Frau, die Talent hat, jemanden zu verführen.«
    Evelina rümpfte die Nase. Schmollend saß sie auf dem Bett ihrer schäbigen Unterkunft und starrte aus dem schmierigen Fenster.
    »Dich zu benutzen war nicht meine Idee«, redete Ramone weiter. »Wenn du jemandem die Schuld zuschieben willst, dann gib sie Federfuß. Dem reicht mein Wort nicht.«
    Bei dieser Aussage verdrehte Evelina seufzend die Augen.
    »Er besteht darauf, die Ware zu sehen, ehe er zahlt. Er fand, du seiest für diese Rolle wie geschaffen, mein Schatz. Du weißt doch, wie sehr er dich bewundert.«
    Das wusste Evelina. Sie lächelte in sich hinein und ließ sich dazu herab, ihren Vater anzusehen.
    »Es ist ein guter Plan«, drängte Ramone. »Denn er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe – wir erwischen das Monster allein und außerhalb der Stadt.«
    Evelina schwieg. Sie tappte mit dem Fuß.
    »Er sieht wirklich nicht übel aus, ganz bestimmt, Tochter.« Ramone setzte sich näher zu ihr und spähte durch die blonden Locken, um ihren Gesichtsausdruck deuten zu können.
    Evelina wendete den Kopf ab.
    »Ein gut aussehender Bursche«, ergänzte Ramone verzweifelt.
    »Von der Taille aufwärts«, kommentierte Evelina mit schneidender Stimme. Sie stand auf und stellte sich vor den zerbrochenen Spiegel, den sie auf der Straße gefunden und an die Wand gehängt hatte. »Mich beschäftigt die untere Hälfte.«
    »Das sollte sie auch, mein Schatz«, grinste Ramone anzüglich. »Das sollte sie auch.«
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Schön, dass du das lustig findest, Papa. Ich hoffe, du amüsierst dich prächtig, wenn du mich findest, in Fetzen gerissen …«
    »Nein, nein, Evelina.« Begütigend tätschelte ihr Vater ihr die Schultern. »Dir geschieht nichts dergleichen, ganz sicher.«
    Evelina betrachtete sich kritisch und arrangierte wiederholt die schweren, blonden Locken, die ihr über die Schultern fielen.
    »Gib mir meinen Schleier«, verlangte sie von ihrem Vater, der ihre Bitte eilig erfüllte. Er brachte ihr den seidenen Schleier, den er wie eine Zofe vorsichtig über Evelinas Kopf breitete. Das Mädchen drapierte ihn möglichst vorteilhaft. Dann sagte es: »Für mich muss aber auch etwas dabei herausspringen.«
    »Mein Schatz, das Geld …«, begann Ramone.
    »Davon bekomme ich natürlich meinen Anteil«, sagte Evelina.
    »Aber ich will noch etwas. Ich will mich der Truppe anschließen. Bisher habe ich von Federfuß nur vage Versprechungen, aber jetzt kann er sie gefälligst einlösen. Sonst könnt ihr die Sache ohne mich durchziehen«, erklärte sie schnippisch.
    »Ich rede nachher mit ihm. Er ist bestimmt einverstanden«, umschmeichelte Ramone das Mädchen. »Und jetzt, mein Schatz, solltest du wirklich gehen. Das Monster wird bald auftauchen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Der kommt«, versicherte Ramone. »Und wenn nicht, gehst du zu ihm.«
    Evelina betrachtete ihr Spiegelbild. Sie war erst fünfzehn Jahre alt, hatte jedoch die Lebenserfahrung einer Dreißigjährigen. Sie und ihr Vater waren geschäftstüchtig genug gewesen, die Blüte ihrer Jugend nicht an die zu verschwenden, die sie nicht angemessen zu schätzen wüssten. So war die Rose vielleicht nicht mehr taufrisch, aber dennoch weder welk noch zertreten. Im richtigen Licht konnte man sie leicht für eine ungepflückte Knospe halten.
    Ein letztes Mal zupfte Evelina am Schleier. Dann strich sie den Rock glatt, den eine Bürgerstochter einst aussortiert hatte, und schob das eng geschnürte Mieder zurecht, damit ihr Busen besser zur Geltung kam. Zu gern hätte sie den Schleier mit einem Goldreif festgesteckt. Sobald sie ihren Anteil hatte, würde das ihre erste Anschaffung sein. Bis dahin musste sie den Schleier mit einem Band befestigen. Sie schenkte sich selbst ein breites Lächeln, nickte zufrieden und wandte sich ihrem Vater zu.
    »Wie sehe ich aus, Papa?«
    »Ein bisschen zu gut, meine Kleine«, erwiderte Ramone besorgt. »Der nimmt dir deine Geschichte niemals ab.«
    »Keine Bange«, tröstete Evelina. »Lass das mal meine Sorge sein.«
    Nem begann im Ratte und Papagei mit der Suche nach dem Dieb. Insgeheim hoffte er, Ramone würde dort seinen Sieg feiern. Wenn er den Dieb dort nicht fand, wollte er Fragen stellen, um so viel wie möglich über den Mann herauszufinden – wo er wohnte und wo er sich häufig aufhielt. Er wusste, dass dieses Vorgehen riskant war. Die Wachen hatten ihn

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