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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Sein Mund öffnete sich weit, und die Augen quollen vor Schreck aus ihren Höhlen. Der ganze Körper wand sich in Krämpfen, die sich von seiner Brust aus auf Arme und Beine ausbreiteten und ihm den Kopf nach hinten rissen. Aus blicklosen Augen starrte er die Nonne an, kippte nach hinten und blieb stocksteif liegen. Er war tot.
    Evelinas Hohngelächter verwandelte sich in Entsetzensschreie, die durch die Nacht gellten. Der Rest der Truppe starrte den Leichnam ihres Anführers an, dann die Nonne, die nur ihre tödliche Hand ausgestreckt hatte. Manche Blicke gingen danach zu Evelina, manche zu dem Monster, viele in wachsender Angst zu den Mönchen. Urplötzlich schienen alle nur noch einen Gedanken zu haben. Wortlos ließen die Männer ihre Waffen fallen und rannten davon. Der Erste, der davonrannte, war Ramone, dessen Selbsterhaltungstrieb etwas prompter reagierte als bei den anderen.
    »Tötet sie!«, schrie die Schwester. »Auch sie haben sich mit dem Teufel verschworen. Sie dürfen nicht am Leben bleiben.«
    Die Mönche erhoben ihre Fackeln und griffen mit den Händen in die Flammen. Jeder schlang seine Hand um das Feuer, um es zu formen, wählte einen der Fliehenden und schleuderte ihm das Feuer hinterher. Wie kleine Kometen sausten die Feuerkugeln durch die Finsternis. Alle trafen ihr Ziel.
    Die Flammen erfassten die sich windenden Menschen. Angefacht vom Wind der Drachenmagie breiteten sie sich rasch aus. Nem sah ihren Widerschein auf seinen Schuppen, winzige Gestalten, die auf jeder einzelnen einen Totentanz aufführten.
    Die entsetzlichen Schreie der Verbrennenden hielten nur kurz an. Schon sanken die verkohlten Körper als Aschehaufen zusammen.
    Die Schwester drehte sich nach Evelina um, die nicht davongelaufen war, sondern vor den Scherben ihrer Träume stand. Ihr Gesicht war kreidebleich. Sie begann zu zittern, und ihre Zähne klapperten so heftig, dass sie sich auf die Zunge biss. Ein Blutfaden lief aus ihrem Mund.
    Einer der Aschehaufen war ihr Vater.
    »Gib mir den Schlüssel, Töchterchen«, forderte die Nonne sie auf.
    Evelina starrte die Schwester an, als hätte sie kein Wort verstanden. Dann schleuderte sie den Schlüssel mit einer plötzlichen, krampfhaften Handbewegung so weit wie irgend möglich in den Wald. Nem hörte ihn irgendwo klirrend aufprallen. Das Geräusch sowie der Schlüssel wurden von der Dunkelheit geschluckt.
    Schrill und dünn hallte Evelinas Lachen durch den Wald. Immer noch lachend sank sie auf die Knie und verharrte so. Die Arme um die Brust geschlungen wiegte sie sich hysterisch lachend vor und zurück.
    Die Nonne deutete auf Nem, der hinter der verriegelten Tür ungeduldig seine Freilassung erwartete.
    »Zurück, Drachensohn«, befahl sie.
    Gehorsam trat Nem nach hinten. Die Frau legte ihre offene Hand neben das Schloss. Blaue Funken sprühten. Splitternd zerbarst das Schloss. Die Käfigtür öffnete sich langsam, und Nem sprang leichtfüßig aus dem Käfig. Dankbar gruben sich seine Krallen in die kühle, feuchte Erde.
    Die Mönche senkten ihre geschorenen Köpfe vor ihm. Das Feuer ihrer flackernden Fackeln rauchte heftig.
    »Drachensohn«, flüsterten sie.
    Der Blick der Schwester wanderte von Nem zu Evelina. »Wenn du dieses Mädchen für dich willst, Drachensohn, dann nimm sie dir. Wir haben Zeit«, fügte sie gleichmütig hinzu.
    Evelinas Lachen brach ab. Sie blickte auf. Ihre Augen fixierten Nem, der sie mit ruhiger, erschreckender Gleichgültigkeit anstarrte. Das kauernde Mädchen richtete sich auf, zog Bluse und Hemd über die Brüste, als ob es das schützen könnte und betrachtete ihn mit einer Verachtung, die nicht vorgetäuscht war. Sie kannte ihre Macht. Noch jeder Mann war vor ihr in die Knie gegangen.
    »Wage es nicht, mich anzurühren, Monster!«, schimpfte sie.
    Nem packte sie am Arm und zog sie an sich.
    Evelina schauderte. In seinen Augen sah sie ihr eigenes Spiegelbild. Im Feuerschein war es gelb, und sie sah sich selbst in Flammen aufgehen wie die Märtyrer in den Büchern, die sie nicht lesen konnte. Sie kannte nur die Bilder. Ihre Verachtung wurde zu Asche. Sie schrak vor Nem zurück, versuchte, sich loszureißen.
    »Aber, Schwester! Lasst nicht zu, dass er mir etwas tut!«, flehte sie. »Er ist doch ein Dämon …« Ihre Stimme erstarb.
    Die Schwester hatte ihr den Rücken zugedreht. Die Mönche hatten sich wieder aufgestellt und marschierten zur Straße zurück. Die Fackeln nahmen sie mit. Evelina blieb mit dem Monster im Dunkeln zurück.
    Sie begann

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