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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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alten Verben versanken im Sonnenlicht, das selbst den Staub funkeln ließ.
    Beglückt verlieh Markus den Staubkörnchen Flügel und stattete sie auch gleich mit Köpfen, Armen, Beinen und kleinen Hüten aus Eichelkäppchen aus.
    Ein Aufschrei und ein Krachen rissen Markus von seinem Stuhl. Als er herumfuhr, stand eine Magd inmitten von Scherben. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und schrie aus Leibeskräften.
    Vor ihr tanzten Hunderte verspielter Staubkörnchen mit Eichelhütchen.
    »Ach, du lieber Gott!«, stieß Markus aus.
    Er ging auf die hysterische Magd zu, um sie zu beruhigen, doch als diese ihn kommen sah, schlug sie die Schürze über den Kopf und floh kreischend aus dem Zimmer.
    Die Situation war so komisch, dass Markus zu lachen begann. Doch beim eiligen Nahen rauschender Röcke verflog sein Spott. Schnell löste er die Staublichter auf und begann beschämt, die Scherben aufzusammeln.
    In der Tür tauchte seine Mutter auf, die ihn liebevoll, aber zugleich irritiert betrachtete.
    »Verzeih mir, Mutter«, kam Markus ihr zuvor. »Mir war nicht klar …« Er stockte, ehe er zugab: »Ich dachte, ich wäre allein.«
    Seine Mutter schüttelte nur den Kopf und seufzte.
    »Hat das Mädchen«, Markus musste sich bemühen, nicht zu grinsen, »hat es sich sehr erschreckt?«
    »Nun ja«, gab seine Mutter zurück. »Zum Glück ist sie ein wenig einfältig. Der Koch wird sie schon überzeugen können, dass sie sich alles nur eingebildet hat. Passiert ihr wohl ohnehin regelmäßig, wie man mir zu verstehen gab. Jetzt lach nicht, junger Mann! Das ist nicht komisch!«
    Ermintrude wirkte so streng, wie ihre Grübchen es gestatteten.
    »Ich weiß, Mutter.« Markus war schon wieder ernüchtert. »Tut mir Leid.«
    Genau aus diesem Grund hatte er Drakonas versprochen, seine Magie nicht einzusetzen.
    Gefahr für ihn.
    Gefahr für seine Eltern.
    Bedauernd schluckte er das Lachen herunter. Dieses Versprechen einzuhalten, fiel ihm schwer. Die Magie war eine solche Versuchung. Sie machte aus dieser grauen, trüben Welt, in die er versehentlich hineingeboren war, ein phantastisches, selbst erschaffenes Reich. Sein kleiner Raum war sein Königreich, ein Reich, das nur ihm unterstand. Dort sah ihn niemand zweifelnd an. Da gab es weder Flüstern noch höhnische Blicke hinter seinem Rücken.
    Markus ging zu seiner Mutter hinüber, nahm ihre Hände und küsste sie auf die Wange. Mit den Jahren war sie noch rundlicher geworden, doch das machte ihr wenig aus. »Lieber ein Doppelkinn als welk wie ein alter Truthahn«, sagte sie gern. Obwohl sie über Vierzig war (wie weit, würde sie nie verraten), verfassten galante Höflinge noch immer Hymnen auf ihre Grübchen, die noch so gewinnend aufblitzten wie einst.
    »Es tut mir ehrlich Leid, Mutter«, wiederholte Markus. »Ich tue es nicht wieder. Mir ist nur so langweilig. Verben und Regen – es regnet Verben.« Er lächelte und hoffte, sie damit anzustecken.
    Ermintrude musste zu ihm aufsehen, denn er war ein Stück größer als sie. Der Sechzehnjährige war ein gut aussehender blonder Jüngling, stark und mit einem fein geschnittenen Gesicht, das Willenskraft, Intelligenz und einen ausgeprägten Sinn für Humor verriet, der aus seinen braunen Augen blitzte.
    Man mochte ihn, doch er hatte keine Freunde.
    Es stimmte, dass er ein Bastard des Königs war. Doch auf der falschen Seite des Königsbettes geboren zu sein, war im Grunde kein großes Problem. Sein Großvater, der König von Weinmauer, hatte einen seiner unehelichen Söhne zum Kanzler ernannt, einen anderen zum Bischof. Uneheliche Söhne wurden weder geschnitten noch als Heiratskandidaten aussortiert. Ein Königssohn blieb schließlich ein Königssohn. Doch wenn auf dem Schloss ein Turnier abgehalten wurde und der Adel zu Spiel und Tändelei zusammenkam, dann lachten, tranken und tanzten die jungen Herren, dann flüsterten, kicherten und tanzten die jungen Damen – nur Markus streifte allein durch die zugigen Gänge des Schlosses.
    Man hielt ihn für »seltsam«. Er hätte etwas »Eigenartiges« an sich, flüsterte man sich zu, sei nicht ganz normal. Eine kleine Zofe hatte ihn sogar mal als »gruselig« bezeichnet. Ermintrude hatte das Mädchen sofort unter einem Vorwand zu ihren Eltern zurückgeschickt.
    Es sind seine Augen, dachte Ermintrude jetzt. Charmant, fröhlich – und beunruhigend. Wer in seine Augen blickt, sieht die Träume, den Schimmer einer anderen Realität. Er sieht einen nicht an, sondern blickt durch uns hindurch,

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