Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Ihnen sofort klar werden, wenn Sie den Eingang sehen.«
»Was ist mit dem Quecksilber?«, fragte Malone, der sich des gestrigen Gesprächs in Paus Villa erinnerte.
»Ich habe das Grab damals mehrere Tage durchlüften lassen, bevor ich hineingegangen bin. Außerdem habe ich eine Gasmaske getragen.«
»Und wie sieht es jetzt aus?«, fragte Cassiopeia. »Das Grab war zwanzig Jahre verschlossen.«
»Es sind Schutzvorkehrungen getroffen worden.«
Eine richtige Beruhigung war das nicht , dachte Malone mit einem Blick auf das Cockpit und sein anderes Problem. Draußen zog sich der Himmel zu, und Regenwolken verdüsterten die Sonne.
»Er hat uns vorhin das Leben gerettet«, sagte Cassiopeia. »Dir auch. Und er führt uns zu Tang.«
»Und was sollte Tang daran gehindert haben, ins Grab zu gehen und sich die Ölprobe selbst zu holen? Der gute Viktor weiß doch schon seit zwei Tagen Bescheid.«
»Wie sollte er hineinkommen?«, fragte Pau. »Die Grabstätte ist nie von Archäologen freigelegt worden.«
»Sie wissen nicht, was sie getan haben«, stellte Malone klar. »Wir wissen noch nicht einmal, ob wir auf dem Weg nach Xi’an sind.«
»Wir fliegen in die richtige Richtung«, sagte Pau.
»Und was, wenn uns dort jemand erwartet, sobald wir landen?«
»Wenn es so wäre, warum hat man dann gerade eben nicht zugelassen, dass uns das Kampfflugzeug abschießt?«
Ein gutes Argument.
»Was befindet sich in dem Grab?«, fragte Cassiopeia Pau.
»Nicht das, was Sie erwarten.«
»Würden Sie das näher erläutern?«, fragte Malone.
»Sie werden es selbst sehen, wenn wir einmal drinnen sind.«
51
14.30 Uhr
Ni stieg aus dem Wagen, der ihn von Xi’an in den Bezirk Lintong und zum Museum der Terrakotta-Armee der Qin-Dynastie gebracht hatte. Der Parteigeneralsekretär hatte ihm gesagt, dass der Hubschrauber mit Pau Wen innerhalb der nächsten halben Stunde eintreffen würde. Außerdem hatte er Ni etwas berichtet, was dieser nicht gewusst hatte, etwas, was nur noch ein einziger lebender Mensch wusste.
Das Grab des Ersten chinesischen Kaisers Qin Shi war geöffnet worden.
Obwohl die Terrakotta-Krieger aus der Erde geborgen und für ein Weltpublikum zur Schau gestellt worden waren, war das Grab selbst – ein baumbestandener, hoher Hügel, der über die ansonsten flachen Felder hinausragte – angeblich nie entweiht worden. Alle stimmten darin überein, dass das Grab eine der größten archäologischen Chancen des Planeten bot. Qin Shi hatte die Art, wie in seiner Welt regiert wurde, grundlegend verändert. Er hatte den Legalismus befestigt und China vereinigt. Er wurde zum Zentrum der Nation und blieb dies auch nach seinem Tod, denn er nahm nicht nur ein tönernes Gefolge mit ins Grab, sondern ein komplettes politisches System – das bezeugte, dass ihm im Leben wie im Tod die oberste Staatsgewalt zustand. Die, die nach ihm kamen, versuchten seinen Einfluss zu beschneiden, indem sie die Geschichte umschrieben. Doch das Betreten des Grabs und die Untersuchung der Grabbeigaben mochten durchaus eine Möglichkeit bieten, all diese Geschichtsklitterungen zu korrigieren.
Und doch hatte die kommunistische Regierung sich immer dagegen ausgesprochen.
Die offizielle Begründung lautete, dass die für die Erhaltung der Grabbeigaben nötigen Konservierungstechniken bisher noch nicht zur Verfügung standen. Man hielt es daher für sicherer, das Grab versiegelt zu lassen.
Bis vor wenigen Stunden hatte Ni diese Erklärung niemals angezweifelt. Für seine Jagd nach Korruptionsfällen war sie ohne Bedeutung. Er hatte das Museum nur ein einziges Mal besucht, als sich vor einigen Jahren in den Restaurationswerkstätten eine Folge von Diebstählen ereignet hatte – einheimische Arbeiter hatten Bruchstücke der ausgegrabenen Krieger gestohlen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Jetzt war er wieder hier, und es wimmelte nur so von Menschen, die durcheinanderwuselten und hin- und herwogten wie Seegras in einer sanften Strömung. Millionen kamen jedes Jahr zu Besuch, und der heutige Tag schien trotz des grau verhangenen Himmels und des Regens keine Ausnahme darzustellen. Die Parkplätze waren voll, sowohl die für Autos als auch ein speziell für Busse abgeteiltes Gelände. Er wusste, dass derzeit von Xi’an aus eine U-Bahn gebaut wurde, eine dreißig Kilometer lange Strecke, die den Verkehr reduzieren würde, aber bis zu deren Fertigstellung würden wohl noch einige Jahre vergehen. Er hatte niemandem gesagt, dass er unterwegs war, und
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