Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
hinweg. Ein stetiger Regen ging nieder und durchweichte den Boden. Im Westen erhoben sich weitere Berge, und im Norden floss der Wei-Fluss. Etwa eine Meile entfernt erhaschte Malone einen Blick auf die Hallen und Gebäude, die das Museum bildeten, und auf Scharen von Menschen mit Schirmen, die dem Regen trotzten.
»Wir landen im Norden«, sagte Viktor Tomas durch die Kopfhörer. »Man hat mich informiert, dass dort eine Fläche für Hubschrauber reserviert ist.«
Malone zog es vor, eine Waffe bei sich zu tragen, und hoffte, dass er ein Schließfach, das er vor einer Weile entdeckt hatte, würde öffnen können. Als der Riegel reagierte, war er sofort misstrauisch. Im Inneren des Schließfachs steckten vier Pistolen in Halterungen. Er holte eine heraus, erinnerte sich aber an das letzte Mal, als er mit Viktor Tomas als Pilot in einem Hubschrauber geflogen war, und überprüfte das Magazin.
Voll geladen. Zwanzig Schuss.
Er nahm ein paar Kugeln heraus und untersuchte sie. Keine Platzpatronen.
Er lud die Waffe wieder und reichte Cassiopeia auch eine. Pau Wen bot er keine Pistole an, und der alte Mann bat auch nicht darum.
Er steckte die halbautomatische Waffe unter sein Hemd. Cassiopeia tat es ihm nach.
Die Rotoren drehten sich langsamer, und sie verloren allmählich an Höhe.
Tang verließ gerade das Überwachungsgebäude und wollte zu einem wartenden Wagen gehen, als er einen Militärhubschrauber erblickte, der von Süden heranflog. Er wollte Ni Yongs Verfolgung aufnehmen, aber nun stand erst noch etwas anderes an.
»Halten Sie den Wagen bereit«, befahl er.
Dann kehrte er ins Gebäude zurück.
Ni verharrte vor dem rostigen Zaun, der eine Ansammlung halb verfallener Gebäude umschloss. Der Parteigeneralsekretär hatte ihm berichtet, dass die kleinen Häuschen in den Achtzigerjahren hastig hochgezogen worden waren. Soweit der Generalsekretär wusste, war seit zwanzig Jahren niemand mehr auf dem eingezäunten Gelände gewesen – und da alles von hohem Gras und Strauchwerk überwuchert war und in den Strohdächern große Löcher klafften, glaubte Ni diese Behauptung ohne Weiteres. Die Gebäude standen vielleicht hundert Meter vom Fuß des Grabhügels entfernt und befanden sich damit auf einem Gelände, das in historischer Zeit von einer Mauer umschlossen gewesen war, die aber nicht länger existierte.
Ni betrachtete sie mit einer Mischung aus Faszination und Erstaunen.
Der Generalsekretär hatte ihm auch noch mitgeteilt, dass Pau Wen höchstwahrscheinlich auf dem Weg ins Grab Qin Shis war.
»Wie ist das möglich?«, hatte Ni gefragt.
»Zwei Wege führen dort hinein. Pau Wen kennt den einen, ich den anderen.«
Cassiopeia sprang aus dem Hubschrauber auf den matschigen Boden, von Cotton und Pau gefolgt. Als die Rotoren stillstanden, kam Viktor Tomas aus der Kabine und fragte: »Haben Sie die Pistolen gefunden, Malone?«
»Und diesmal sind tatsächlich Kugeln darin.«
»Sie können Ihren Groll nicht vergessen, oder?«
Niemand hatte sich dem Hubschrauber genähert, und nirgends war ein Fahrzeug zu sehen. Sie befanden sich eine Meile vom Grabhügel entfernt, und zum Museumskomplex war es etwa halb so weit. In hundert Meter Entfernung stand ein weiterer Helikopter.
»Freunde von Ihnen?«, fragte Malone.
Viktor zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
»Die Sicherheitsvorkehrungen sind ein bisschen lax«, meinte Malone.
»Und wir sind Ausländer«, setzte Cassiopeia hinzu.
»Aber Sie sind in einem Hubschrauber der Volksbefreiungsarmee gekommen«, erklärte Viktor. »Und das allein zählt.«
Der Regen fiel stetig und durchtränkte Malones ohnehin noch feuchte Kleidung. Aber wenigstens war die Luft warm.
Pau Wen zeigte aufs Museum. »Wir müssen los. Es wird Abend, und die Ausstellung macht bald zu.«
Tang betrachtete den Bildschirm und war erfreut, dass Viktor Tomas Pau Wen, Cotton Malone und Cassiopeia Vitt genau wie versprochen hier abgeliefert hatte. Er teilte seine Aufmerksamkeit zwischen dem Landeplatz im Norden und der Westseite des Grabhügels auf, wo Ni unterwegs war. Sein Aussichtspunkt gestattete ihm einen perfekten Einblick, und er befahl den Männern, die die Kameras bedienten, beide Szenen im Fokus zu behalten.
Er hatte das Kommando über die Wachleute des Museums in dem Wissen übernommen, dass keiner seine Autorität in Frage stellen würde. Es würde auch niemand Kontakt mit Peking aufnehmen. Die einzige Person, die ihm Befehle erteilen konnte, war der Parteigeneralsekretär
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