Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

leerte ihr Magazin.
    »Schaff deinen Arsch hier rein!«, schrie sie Malone zu.
    Malone begriff, dass das gar nicht so einfach war. Nach Cassiopeias Sperrfeuer waren die Lichtstrahlen verschwunden, was ja wohl auch ihre Absicht gewesen war. Aber nun war alles wieder in absolute Dunkelheit getaucht. Da er wusste, dass die Öffnung sich keine drei Meter rechts von ihm befand, musste er sich halt in Richtung des Schusslärms an der Wand entlangtasten.
    Mehrmaliges Klicken zeigte ihm, dass Cassiopeias Magazin leer war.
    Er fand die Öffnung, sprang hindurch und stieß die Luft aus.
    »Wir müssen verdammt nochmal von hier verschwinden.«
    Tang begriff, dass Cotton Malone und Cassiopeia Vitt durch den Ausgang auf der anderen Seite entkommen waren. Der Nebel hatte sie fast erreicht, es war also nicht möglich, die beiden durch die Halle hindurch zu verfolgen.
    Er zog sich zurück, und Viktor tat es ihm nach.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Tang. »Wenn sie aus dem Gang auftauchen, werden sie von den zwei Brüdern erwartet.«
    60
    Ni stieg aus dem Schacht und sah auf die Uhr. Beinahe achtzehn Uhr. Er sog die warme, feuchte Luft ein. Der Regen hatte aufgehört.
    Etwas unschlüssig legte er die Eisenplatte wieder auf den Schacht. Auch Tang würde gewiss bald hier herauskommen, Ni musste also verschwinden. Sein Gegner war vorbereitet gekommen, aber Ni ebenfalls.
    Er nahm sein Handy heraus und drückte eine Kurzwahltaste. Die Nummer wurde angewählt und die Verbindung hergestellt. »Ich möchte, dass Sie in den nächsten fünfzehn Minuten hier erscheinen.«
    Er hatte zwölf seiner Untersuchungsbeamten mitgebracht. Sie waren in einem eigenen Hubschrauber gekommen, der etwa eine halbe Stunde nach dem seinen eingetroffen sein musste. Die gesamte Mannschaft hatte Anweisung erhalten, einige Kilometer entfernt zu warten, bis er sie kontaktierte.
    »Wir sind unterwegs.«
    »Wir treffen uns im Sicherheitszentrum im Verwaltungstrakt östlich des Museums.«
    Er beendete das Gespräch und ging los.
    Malone voran, hasteten er und Cassiopeia durch den Gang zum Einstieg zurück. Er wusste, dass der Gang vier Neunziggradknicks aufwies. Zwei blieben noch, da sie bereits einmal nach rechts und dann nach links um die Ecke gebogen waren. Er mied alle Türöffnungen, die vom Gang wegführten, und achtete darauf, dass sie genauso zurückgingen, wie sie hereingekommen waren. Er würde verdammt froh sein, wenn sich wieder der Himmel über ihm öffnete.
    Er hatte noch immer seine Waffe in der Hand, ein paar Schuss waren noch übrig. Cassiopeias Pistole war leergeschossen. Beide trugen sie Taschenlampen.
    »Ich bin dir dankbar für das, was du da hinten getan hast«, sagte er.
    »Das war das Mindeste, was ich tun konnte.«
    »Dir ist sicher bewusst, dass eine dieser Taschenlampen Viktor gehörte.«
    »Außerdem wissen wir, dass keiner von uns erschossen worden ist.«
    Er blieb stehen. »Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du glaubst wirklich, dass er uns geholfen hat?«
    »Cotton, ich weiß nicht, was ich denken soll. Er scheint ständig ein doppeltes Spiel zu spielen. Alles, was ich weiß, ist, dass ein vierjähriger Junge verschwunden ist und ich ihn nicht finden kann.«
    Er sah die Wut in ihren Augen und erwartete eine weitere verbale Attacke. Stattdessen kam sie ganz dicht heran und küsste ihn.
    Zärtlich. Süß. Es war keine Frage, sondern eher eine Aussage.
    »Viktor ist nicht du«, sagte sie.
    »Du glaubst, dass ich eifersüchtig bin?«
    »Ich glaube, dass du auch nur ein Mensch bist.«
    Er fühlte sich verteufelt unbehaglich. Gefühle zu empfinden war etwas ganz anderes, als sie zu äußern. »Wir müssen hier verschwinden.«
    Sie nickte. »Okay. Gehen wir.«
    Sie passierten die nächsten beiden Biegungen. Er erblickte vor sich im Gang einen Lichtflecken. Dort war der Einstieg im Bibliotheksboden. Sie blieben unter dem Loch stehen und blickten einen Meter nach oben.
    »Ich gehe voran«, sagte sie.
    Bevor er etwas einwenden konnte, sprang sie hoch, hielt sich fest und stemmte sich aus dem Loch.
    Auf halbem Weg wurde sie hochgezerrt.
    Ein Mann sprang durch die Öffnung nach unten und landete auf den Beinen.
    Er trug die Uniform des Museums-Sicherheitsdiensts und hielt eine Pistole in der Hand, die er genau auf Malone richtete.
    »Ich glaube, sie wollen, dass du hochkommst«, sagte Cassiopeia von oben. »Schnell und widerstandslos.«
    Tang stieg aus dem Wagen, mit dem er und Viktor vom Schacht zurück zur Sicherheitszentrale gefahren waren. Sie