Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
hatten rasch ihren Weg aus Qin Shis unterirdischer Welt gefunden und das eingezäunte Gelände verlassen. Die beiden toten Brüder waren unter der Erde geblieben. Man konnte ihre Leichen nicht bergen, insbesondere in Anbetracht der Quecksilberdämpfe, die die Stätte inzwischen verseuchten.
Seine unmittelbare Sorge galt Ni Yong.
Unten in den Grabkammern hatte sich ihm die perfekte Möglichkeit geboten, das Problem zu lösen – diskreter konnte man gar nicht vorgehen.
Aber er hatte es vermasselt.
Oder genauer gesagt: Viktor hatte es vermasselt.
Tang behielt sein Missvergnügen für sich. Es würde nicht schwer sein, sich mit diesem Ausländer zu befassen, sobald die rechte Zeit gekommen war.
»Warten Sie hier draußen«, forderte er Viktor auf.
Er stürmte ins klimatisierte Sicherheitsgebäude zurück. Seine Kleidung war verdreckt, sein Haar zerzaust, und im Hals saß ihm der Geruch modriger Luft.
Die Männer im Gebäude nahmen Haltung an.
»Ist in Grube drei vor einer Stunde ein alter Mann aus dem abgesperrten Bereich gekommen?«
Der Chef des Sicherheitsdiensts blaffte Anweisungen, und ein weiterer Mann tippte auf einer Computertastatur und suchte offensichtlich die Videos für den angegebenen Zeitpunkt und Ort. Tang beobachtete, wie auf einem der Monitore Grube 3 erschien – die Krieger, die stumm Wache standen, der Streitwagen, die Pferde, die Öffnung in der Erdwand. Der Blickwinkel schien von einer Kamera zu stammen, die im Dach hing. Tang sah zu, wie ein älterer Mann aus dem schwarzen Schlund trat, der aus der Bibliothekskammer herausführte, gefolgt von den beiden Brüdern, die Tang als Wächter zurückgelassen hatte. Der eine hielt eine Pistole in der Hand und führte Pau zu einer nahe gelegenen Leiter, die alle drei Personen zum Steg emporstiegen. Ein anderer Monitor zeigte ein weiteres Video, auf dem das Museum der Grube 3 von außen zu sehen war. Die drei Männer verließen das Gebäude.
Er hatte Pau Wen vor mehr als zwanzig Jahren zum letzten Mal gesehen, kurz bevor Pau das Land verlassen hatte, aber seit damals hatte er sich kaum verändert. Es war noch immer dasselbe längliche Gesicht mit den runden Augen und der hohen Stirn. Das Haar war schon damals schütter gewesen, nur war es inzwischen grauer. Einer der Brüder hielt eine Waffe auf den Gefangenen gerichtet, und Tang beobachtete, wie sie langsam über den leeren Platz gingen.
»Wohin gehen sie?«, fragte er.
Der Chef des Sicherheitsdiensts nickte dem Mann an der Tastatur zu, und der Monitor zeigte die Aufnahme einer weiteren Kamera.
»Wir sind ihnen ein paar Minuten gefolgt«, berichtete der Sicherheitschef. »Dann haben wir das hier aufgenommen.«
Tang sah, dass Pau und die Brüder sich inzwischen auf dem Parkplatz befanden. Dort wimmelte es noch immer von Besuchern, die sich in Ausflugsbusse drängten oder in ihren eigenen Fahrzeugen aufbrachen. Er beobachtete, wie Pau und die Brüder zu einer hellen Limousine traten. Jetzt hielt keiner mehr eine Waffe in der Hand. Beide Brüder umarmten Pau herzlich, dann fuhren alle drei im Wagen davon.
Tangs Miene blieb ausdruckslos.
Keiner sagte ein Wort.
»Noch zwei weitere Personen, ein Mann und eine Frau, sollten aus demselben unterirdischen Raum in Grube drei gekommen sein«, erklärte Tang.
Der Sicherheitschef nickte rasch und schnipste mit den Fingern. Ein paar Tastendrucke holten die erbetenen Bilder auf den Monitor.
»Als die zwei Wächter, die Sie aufgestellt hatten, gegangen sind, habe ich zwei unserer eigenen Leute dort hingeschickt, um Wache zu halten«, sagte der Sicherheitschef.
Wenigstens einer hatte seine Aufgabe korrekt erledigt. »Das war richtig«, sagte Tang.
Der Mann quittierte das Kompliment mit einer Verneigung und befahl mit einem Wink, das Video abzuspielen. Tang beo bachtete, wie einer der Sicherheitsleute des Museums aus de r Bibliothekskammer trat, gefolgt von einem Mann und einer Frau. Dahinter kam ein weiterer Wächter des Sicherheitsdiensts mit gezogener Pistole. Wären die zwei Brüder auf ihrem Posten geblieben, wären Cotton Malone und Cassiopeia Vitt inzwischen natürlich tot, und das Problem, das sie darstellten, wäre gelöst.
»Wo befinden sie sich jetzt?«, fragte Tang.
»In Gewahrsam.«
»Führen Sie mich zu ihnen.«
Er wandte sich zum Gehen.
Die Tür flog auf und Ni Yong stürmte herein, gefolgt von zehn bewaffneten Männern.
»Im Namen der Zentralkommission für Disziplinarinspektion der Kommunistischen Partei Chinas übernehme ich die
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