Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Raum zurück und schlossen die Tür.
»Sie sollten tot sein«, sagte Tang, und seine Augen glühten vor Hass.
»Zweimal sind Sie jetzt bei dem Versuch gescheitert, mich umzubringen. Sie werden diesen Kampf nicht gewinnen.«
»Ich habe ihn schon gewonnen.«
Dieser selbstsichere Tonfall gefiel Ni nicht. »Ich könnte Sie festnehmen lassen.«
»Wessen beschuldigen Sie mich denn? Sie haben keinerlei Beweise. Und falls Sie auf Pau Wen zählen, dann viel Glück. Der ist so wenig vertrauenswürdig, wie es nur geht.«
»Und wenn wir Ihnen die Hosen auszögen, was würden wir dann feststellen?«
»Dass ich Mut habe«, sagte Tang.
»Sie sind stolz auf das, was Sie sind?«
»Ich bin stolz auf das, was ich tun werde.«
Ni wusste, dass die Situation gefährlich war. Es gab keinerlei Beweise, dass Tang irgendetwas Gesetzeswidriges getan hatte, und ihn als Eunuchen bloßzustellen würde gar nichts bewirken. Wenn Ni Anschuldigungen gegen Tang erhob und diese nicht beweisen konnte, würde das nur seine eigene Glaubwürdigkeit untergraben. Seine Abteilung war nur deshalb in einem so günstigen Fahrwasser, weil sie gute Entscheidungen traf. Er wusste, dass viele in der Regierung auf einen katastrophalen Schnitzer warteten. Das gäbe ihnen Gelegenheit, seine Unabhängigkeit zu untergraben, die seine Nachforschungen so erfolgreich machte.
»In der Provinz Yunnan ist ein Pilot ums Leben gekommen«, sagte Ni zu Tang. »Er wurde von einem Ausländer abgeschossen, der einen unserer Hubschrauber geflogen hat. Sie haben seinen Flug genehmigt.«
»Ich habe den Hubschrauberflug tatsächlich genehmigt. Um Pau Wen an der illegalen Einreise zu hindern. Aber die Ermordung eines Piloten habe ich niemals gutgeheißen. Können Sie das Gegenteil beweisen?«
»Wenn ich diesen Ausländer finde, dann schon.«
E s mochte sich durchaus um denselben Mann handeln, dem Ni im Grab begegnet war. Den Mann, der ihn gerettet hatte. Tang hatte offensichtlich keine Ahnung, dass diese Person nur scheinbar sein Verbündeter war.
Oder wusste er doch Bescheid?
Ni beschloss, nichts über den Vorfall zu sagen. Wenn der Mann, der ihm geholfen hatte, tatsächlich beide Seiten gegeneinander ausspielte, würde Ni seine Hilfe vielleicht erneut benötigen. Falls es sich aber um eine List gehandelt hatte, war Schweigen erst recht geboten.
»Wir beide liegen im Kampf miteinander«, sagte Tang. »Der Sieger erhebt Anspruch auf China.«
»Ich weiß, was auf dem Spiel steht.«
Tangs Augen glühten noch immer vor Hass. »Glauben Sie mir, Sie werden nicht lange genug leben, um mich siegen zu sehen.«
Nis Gegner öffnete die Tür und ging. Schweigend marschierte er an den anderen vorbei und verließ das Gebäude.
Ni trat in den Raum zurück und sagte: »Ich möchte alles sehen, was Minister Tang gesehen hat, und ich möchte alles erfahren, was Sie ihm gesagt haben.«
Malone rief sich die Oberseite des Jadesockels vors innere Auge. Eine dreidimensionale Karte von Qin Shis Reich, umrahmt von einem Saum aus Schriftzeichen. Das hatte sie beide an den seidenen Wandbehang in Pau Wens Villa erinnert.
Er ist eine Reproduktion von etwas, was ich einmal gesehen habe.
Mit einigen Zusätzen.
Er wünschte, er hätte sein iPhone noch, aber das hatten die Wächter ihm bei der Durchsuchung zusammen mit seiner Waffe abgenommen. Ohne sein Smartphone war er sich nicht absolut sicher – aber doch einigermaßen sicher.
Die Tür ging auf.
Ein Mann trat ein, vielleicht Mitte oder Ende fünfzig. Er hatte straffe, von Narben bedeckte Wangen, und das dichte, dunkle Haar bedeckte abstehende Ohren.
In seinem Blick lagen Ernst und Entschlossenheit.
»Ich bin Minister Ni Yong.«
62
Tang verließ das Sicherheitsgebäude und ging direkt zum Wagen, den er und Viktor sich zur Verfügung hatten stellen lassen. Tang hatte Viktor aufgetragen, draußen zu warten, und offensichtlich war er klug genug gewesen, sich zu verstecken, als Ni und seine Leute eintrafen. Zwei von Nis Gefolgsleuten standen am Eingang des Gebäudes Wache. Tang beschloss, sich nicht anmerken zu lassen, dass er Viktor suchte, und so glitt er hinters Steuer, ließ den Motor an und fuhr los.
Eine Bewegung auf dem Rücksitz erschreckte ihn.
Viktors Gesicht tauchte im Rückspiegel auf. »Ich hatte mich schon gefragt, wann Sie herauskommen würden.«
»Minister Ni sucht Sie.«
»Das glaube ich gern.«
Tang hatte entschieden, dass Viktor ihm nicht länger nützlich war. Wenn es Ni gelang, ihn zu fassen, würde es nicht lange
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