Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Kontrolle über diese Einrichtung.«
VIERTER TEIL
61
Cassiopeia saß, die Beine auf den Tisch gelegt, da und beobachtete Cotton. Auch er saß zurückgelehnt auf einem der Metallstühle, er hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Augen geschlossen. Der Raum, in den sie mit vorgehaltener Waffe geführt worden waren, war fensterlos und erinnerte sie an ihre Zelle in Belgien.
»Da sitzen wir mal wieder ganz schön in der Scheiße«, brummte er.
»Zumindest wird keiner erfahren, dass du einen der größten archäologischen Funde aller Zeiten in Brand gesteckt hast.«
Er schlug die Augen auf. »Musst du so ein Klugscheißer sein?«
Sie lächelte. »Glaubst du, dass hier Wanzen sind?«
»Ich hoffe es. He, wer immer uns abhört, ich habe Hunger. Bringen Sie uns was zu essen.«
Seine Augen schlossen sich wieder. Interessant, dass er der einzige Mann war, der sie verlegen machen konnte – was ihr auf eine sonderbare Weise ein gutes Gefühl gab. Sie musste ihm nichts beweisen, und er stand auch nicht in Konkurrenz mit ihr. Er war einfach er selbst. Und das gefiel ihr.
»Das mit den Lampen war ein schlauer Schachzug«, sagte sie.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich musste immer an den Tivoli denken. Dort gibt es einen Feuerspucker, den ich ein paarmal gesehen habe. Ich habe mich einmal mit ihm unterhalten, und da sagte er, für alle seine Effekte benutze er Mineralöl. Natürlich brennt er es nicht über einer Quecksilberschicht ab.«
»Das Grab wird eine Weile verseucht bleiben.«
»Was spielt das schon für eine Rolle? Keiner wird es erfahren. Entweder hat Pau das Grab geplündert, oder es war bereits ausgeräumt, als er hineinging. So oder so wollen die Chinesen nicht, dass irgendjemand sich dort hinbegibt. Und wir Glückspilze haben es geschafft, in einem privaten Bürgerkrieg in die Schusslinie zwischen zwei politischen Giganten zu geraten.«
Sie kannte ihn besser, als er so ohne Weiteres zugeben würde, und sie konnte sehen, dass es in seinem Kopf arbeitete. »Was ist los?«
Er schlug die Augen erneut auf und sah, dass sie ihm zuzwinkerte. »Wer sagt denn, dass irgendetwas los ist?«
»Ich.«
»Warum hast du mich geküsst?«
Er spielte auf Zeit, und sie wusste es. »Weil ich es wollte.«
»Das ist keine Antwort.«
»O doch.«
Ihr war selbst nicht ganz klar, warum sie ihn geküsst hatte, sie wusste nur, dass sie es eben einfach gewollt hatte. Zum Teufel, jemand musste eben die Initiative ergreifen. Aber jetzt war nicht die richtige Zeit, um über dieses emotionale Minenfeld zu laufen. »Antworte mir. Was hat dein fotografisches Gedächtnis gespeichert?«
»Ich wünschte, eidetisch wäre dasselbe wie fotografisch. Das wäre viel einfacher. Aber stattdessen besteht mein verrücktes Gehirn darauf, sich an jedes nutzlose Detail zu erinnern.« Er schloss die Augen. »Und das ist das Problem. Ich brauche etwas Zeit, um das alles zu sortieren.«
Ni stand Karl Tang Auge in Auge gegenüber. Sie waren ungefähr gleich groß, und Ni wusste, dass sie auch fast gleichaltrig waren – Tang war ein oder zwei Jahre älter. Ni war klar, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden und alle Augen und Ohren aufsperrten. Wie er und Tang bei dieser Auseinandersetzung abschnitten, würde überall durchgehechelt werden.
»Sie haben keine Befehlsgewalt über mich«, stellte Tang klar.
»Ich bin auf Befehl des Parteigeneralsekretärs hier. Sie können sein Büro anrufen und sich das bestätigen lassen, aber ich versichere Ihnen, dass er diese Aktion hier genehmigt hat. Und er, Herr Minister, hat tatsächlich Befehlsgewalt über Sie.«
Tangs Kleider waren so verschmutzt wie Nis eigene, beide Männer waren nass, dreckig und wütend.
»Bin ich das Objekt einer Untersuchung?«, fragte Tang.
In diese Falle würde Ni nicht tappen. »Diese Information enthülle ich nicht, nicht einmal dem Ersten Vize-Generalsekretär.«
Tang schien allein zu sein. Alle anderen Leute im Raum trugen Museumsuniformen. Ni hatte sich draußen nach dem Ausländer umgesehen, der ihm unten im Grab das Leben gerettet hatte, hatte ihn aber nirgends entdeckt. Er hätte den Mann gern verhört.
»Wir beide sollten uns miteinander unterhalten«, sagte Tang. »Unter vier Augen.«
Ni wog das Für und Wider rasch ab und beschloss, dass die Vorteile trotz der eventuellen Fallstricke überwogen. Er heftete den Blick auf den Sicherheitschef, der auf eine Tür in der Wand rechts der Monitore zeigte.
Die beiden Minister zogen sich in den fensterlosen
Weitere Kostenlose Bücher