Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Grabräume verschwanden. Der Mann, den er bewusstlos geschlagen hatte, arbeitete eindeutig für Tang, doch außerdem hatte er offensichtlich seine eigene Agenda.
Aber wer hatte vorhin aus der Bestattungshalle gerufen und dort geschossen? Sollte er diesen Leuten helfen? Doch was konnte er schon tun, außer sich selbst erneut in Gefahr zu bringen?
Wenn er dabei ums Leben kam, war das keine Lösung.
Er musste gehen.
Malone erhaschte einen Blick auf die Schatten, die wieder im Vorraum auftauchten. Er hatte vier Schüsse gehört und sich gefragt, was geschehen war. Aber offensichtlich war da ein Problem entweder gelöst worden oder war nicht länger von Interesse. Stattdessen …
»Jetzt sind wir dran«, sagte er.
Er erblickte Köpfe, die sich hinter dem Rand des Torbogens vorschoben, um in die Bestattungshalle zu spähen.
»Können wir sie herauslocken?«, flüsterte Cassiopeia von der anderen Seite des Sockels.
»Sie können sich nicht sicher sein, dass wir noch da sind. Sie sehen ja die Öffnung in der Wand hinter uns. Soviel sie wissen, könnten wir auch dort drüben sein.«
Unglückseligerweise befand sich ihre Zufluchtsstätte mehrere Dutzend Meter entfernt, und abgesehen von ein paar Säulen, die nicht viel Deckung boten, war alles offen.
Er ging ihre Optionen im Geist durch.
Viele waren es nicht.
Malone betrachtete das dreibeinige Gestell mit den Lampen, die den Jade-Sockel beleuchteten. Sein Blick glitt nach unten zu einem Quecksilberfluss, der sich ein paar Schritte entfernt vorbeischlängelte – vermutlich eine Darstellung des Gelben Flusses, der das alte Reich von Ost nach West durchflossen hatte. Er rief sich ins Gedächtnis, was Pau Wen ihnen gestern vorgelesen hatte. Aus Quecksilber schuf man die hundert Flüsse des Landes, den Gelben Fluss, den Jangtsekiang und das weite Meer, und Maschinen hielten die Gewässer in Bewegung. Waren die Quecksilberkanäle miteinander verbunden? Einerlei, das, was er im Sinn hatte, sollte funktionieren.
»Halte dich zum Loslaufen bereit«, flüsterte er.
»Was hast du vor?«
»Ich sorge für ein Problem, um sie abzulenken.«
Tang entdeckte Schatten auf der Plattform in der Mitte.
Dort war jemand. Zwei Gestalten.
Sie kauerten zu beiden Seiten des Jadetischs, der schräg in der Halle stand. Er suchte den Rest der Halle mit den Augen ab und stellte fest, dass dies das einzige Versteck war.
Wo war also die dritte Person, die auch noch hier sein sollte?
»Töten Sie beide«, befahl er. Dann stellte er, an Viktor gewandt, klar: »Und diesmal möchte ich sie wirklich tot sehen. Wir können keine weitere Ablenkung gebrauchen.«
Viktor schien zu begreifen, dass die Dinge nicht gut gelaufen waren, und nickte. »Wir kümmern uns um sie.«
Malone sah zwei Pistolenläufe, je einen zu beiden Seiten des Torbogens.
Aus beiden fiel ein Schuss.
Kugeln prallten gegen Jade.
Es wurde Zeit zu handeln.
Er ließ sich auf den Hintern fallen, hob das rechte Bein und trat mit der Schuhsohle gegen das Gestell, das mit den elektrischen Lampen bestückt war. Der Metallständer kippte um und die Lampen explodierten in einem Funkenregen, der das Mineralöl in Brand steckte. Er wusste, dass Feuerspucker und Experten für Spezialeffekte Mineralöl schätzten, da der Flammpunkt schnell erreicht und die Brenntemperatur niedrig war. Es brauchte nicht viel, um es in Brand zu setzen, und es wurde rasch vom Feuer aufgezehrt.
Wie Pyropapier für Zaubertricks sorgte es für spektakuläre Effekte.
Überall in der gesamten Bestattungshalle loderten Flammen auf, da die Ölschicht auf dem Quecksilber in den Seen, Flüssen und dem Meer verbrannte. Ein Luftstoß prallte von den Wänden ab wie eine Welle, die gegen das Ufer läuft, und verstärkte die Hitze und das Licht noch.
Malone verlor keine Zeit, sprang auf und rannte, Cassiopeia im Schlepptau, zur Öffnung in der Hallenwand. Sie vermieden weitere Flüsse und Seen, aber zum Glück bestand der Westteil von Qins Reich überwiegend aus Wüsten und Gebirgen.
Das Öl war bald abgebrannt und das Licht verlosch allmählich. Zurück blieb eine dunkle Wolke, die vom Boden aufstieg. Malone wusste, was dieser gefährliche Dunst enthielt.
Quecksilber.
»Hol tief Luft und halte den Atem an«, sagte er.
Tang sah, wie das dreibeinige Gestell zu Boden krachte, und spürte die Hitze, als das Mineralöl sich in einer Explosion blendend hellen Lichts entzündete. Er schirmte die Augen mit erhobenem Arm ab. Der Bruder und Viktor taten dasselbe.
Nach dem
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