Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, bevor Tang reagieren konnte. Ni stürzte sich in den nächsten Vorraum, hielt sich von der gefährlichen Mitte fern und blieb dicht bei der Wand. So floh er in Richtung Hauptportal. Wenn er es in den Gang schaffte, der zum Einstiegsschacht zurückführte, wäre die Dunkelheit seine Verbündete.
Er schlüpfte in den letzten Vorraum, presste sich an die Wand, schaute sich rasch um und erhaschte einen Blick auf Tang und den anderen Mann, wie sie den Raum betraten, den er gerade verlassen hatte.
Einer von ihnen schoss.
Ni duckte sich, schoss dann selbst und nutzte den Moment dazu, durch die dunkle Lücke zwischen den teilweise geöffneten Flügeln des Haupttors zu schlüpfen. Wenn er erst auf der anderen Seite des Portals war, war er vor Kugeln sicher. Er durfte keine Zeit verschwenden. In der Finsternis jenseits der Lampen wäre er geborgen.
Er wandte sich zur Flucht, doch ein Mann versperrte ihm den Weg.
Der Ausländer, der vorhin auf ihn geschossen und ihn absichtlich verfehlt hatte.
»Sie kennen mich nicht«, sagte der Mann, eine Pistole in der Hand, die direkt auf Ni zeigte. »Aber ich bin nicht ihr Feind.«
Der Ausländer trat aus der Dunkelheit weiter ins Licht. Eindeutig ein Europäer. Ni brannte das Gesicht in sein Gedächtnis ein.
Der Mann packte seine Waffe beim kurzen Lauf und reichte sie Ni.
»Schlagen Sie mich mit dieser Pistole bewusstlos und machen Sie dann, dass Sie hier wegkommen.«
Das musste er Ni nicht zweimal sagen. Der nahm die Pistole entgegen und schlug dem Mann den Metallgriff gegen die Schläfe.
Dann ließ er die Waffe fallen und floh in die Dunkelheit.
Tang trat durch die Flügeltür und erblickte Viktor, der auf dem Boden lag; seine Pistole war nicht weit entfernt. Tang versuchte, die Dunkelheit vor ihm mit den Augen zu durchdringen, hörte und sah aber nichts.
Ni war verschwunden.
Viktor rappelte sich mühsam vom Boden auf und rieb sich den Kopf. »Ich habe ihn hier erwartet, aber der Drecksack war schnell. Er hat mir einen Schlag auf den Kopf verpasst.«
Tang hatte keine Zeit, sich Entschuldigungen anzuhören. Da er die Verfolgung nicht ungefährdet aufnehmen konnte, zielte er in die Dunkelheit und gab vier Schüsse ab, wobei er den Arm langsam von rechts nach links und von einer Wand zur anderen schwenkte.
In der Finsternis prallten Kugeln ab.
Die Schüsse hallten von den Wänden zurück und taten ihm in den Ohren weh.
»Er ist weg«, sagte Viktor ruhig.
Tang senkte seine Waffe. »Wir müssen noch einmal da rein. Malone, Vitt und Pau Wen sind immer noch dort.«
Malone hörte Schritte, die sich entfernten, und vermutete, dass die beiden Männer und Tomas geflohen waren. Er hatte keine Ahnung, was auf der anderen Seite des Torbogens lag, der zum Haupteingang der Bestattungshalle führte.
Aber die Zeit zum Handeln war gekommen.
Der Rückweg zum Geheimgang, durch den sie gekommen waren, war zu riskant. Zwischen ihnen und dem Gang lag einfach zu viel chinesische Landschaft. Daher gab er Cassiopeia einen Wink, und gemeinsam verließen sie den Sockel und legten die dreißig Meter zum Torbogen in wenigen Sekunden zurück. Zum Glück bestand die Topografie hier zum größten Teil aus Ebenen und einem Meer, über das ein Steg führte, so dass sie den größten Teil des Weges rennen konnten.
Der Tote lag reglos da und blutete aus seinen zwei Wunden.
Malone riskierte einen Blick in den nächsten Vorraum und erblickte drei Männer, darunter Viktor und Tang, die von der anderen Seite in den Raum zurückkehrten und direkt auf sie zukamen. Cassiopeia sah die Kommenden ebenfalls, und gemeinsam beschlossen sie, dass ein Rückzug angebracht war.
Aber zuerst gab er einen Schuss ab, der die drei Männer auseinanderjagte. Cassiopeia voraus, kehrten sie zum Sockel in der Mitte der Bestattungshalle zurück. Sie waren gerade dort angekommen, als zwei Schüsse in ihre Richtung abgefeuert wurden.
Offensichtlich würden ihre Verfolger nicht weggehen.
Sie pressten sich gegen die hintere Wand des Sockels.
»Dir ist klar, dass wir keine Rückzugsmöglichkeit haben?«, sagte Cassiopeia.
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
59
Ni stand auf. Er hatte sich flach auf den Boden geworfen, als Karl Tang in die Dunkelheit geschossen hatte, und war hinter einem der großen Räuchergefäße in Deckung gegangen. Reglos hatte er dagelegen, als die Kugeln von den Wänden abgeprallt waren, und hatte dann zugesehen, wie seine drei Gegner wieder in die
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