Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
zwei blitzschnellen Pfeilen durchbohrt wurde. Es vergingen nur ein paar Sekunden, dann wankte er, kämpfte um sein Gleichgewicht und brach mit einem Ächzen auf dem Boden zusammen.
Sie trat aus den Schatten zur Balustrade, zielte auf Karl Tang und schoss.
Ni begriff, dass Cassiopeia Vitt sich in der oberen Galerie befand und offensichtlich bewaffnet war. Die beiden Brüder hatten ihre Pfeile verschossen. Der Ausländer lag am Boden. Malone hielt ein Messer in der Hand, aber er war weit weg.
Cassiopeia war ihre einzige Chance.
Vitt tauchte mit einer Armbrust bewaffnet auf und schoss.
Tang hatte dies jedoch vorhergesehen und warf sich nach rechts.
Der Pfeil traf auf dem Boden auf und trudelte weg.
Malone sah, dass Cassiopeias Schuss danebengegangen war. Er hielt das Messer in der Hand, doch damit konnte er nicht viel ausrichten.
Die Pistole.
Die neben Viktor lag.
Er musste sie in die Hände bekommen.
Tang sprang auf und stürzte sich auf das Schwert, das Ni Yong weggeworfen hatte. Er packte es am Griff und befahl den beiden Brüdern, Ni zu ergreifen.
Jetzt würde Pau Wen sehen, wer Mut besaß.
Er hob seine Waffe und trat auf Ni zu.
Ni versuchte sich zu befreien, doch die beiden Brüder waren stark. Pau Wen war zu den Fächern davongeglitten und beobachtete von dort die Entwicklung.
Nis Blick schoss in die Halle.
Malone suchte dort etwas.
Tang stand weniger als drei Meter entfernt, bereit, Ni das Schwert in die Eingeweide zu stoßen.
Malone schnappte sich die Pistole.
Der Schmerz in seiner Schulter war schrecklich. Er bezweifelte, dass er auch nur ansatzweise fähig gewesen wäre, das Messer zu schleudern. Mit der rechten Hand hob er die Waffe hoch und legte den Finger an den Abzug. Ganz nebenbei fragt e er sich, ob sich noch mehr Brüder in der Halle befanden und sich in diesem Moment bereitmachten, ihn ebenfalls mit Pfeilen zu durchbohren.
Es spielte keine Rolle.
Er hatte keine Wahl.
Er zielte mit der Pistole und schoss.
Tang hörte einen Knall und spürte, wie etwas in seine rechte Seite einschlug. Das Gefühl war sonderbar. Im ersten Augenblick schien alles in Ordnung, dann aber durchschoss ihn ein unvorstellbar schlimmer Schmerz, als hätte ihn ein Energiestoß von innen versengt.
Er blieb stehen und taumelte nach rechts.
In der Halle erblickte er Cotton Malone, der mit einer Pistole auf ihn zielte.
Ein weiterer Knall, und eine Kugel bohrte sich in seine Brust.
Ein dritter Schuss.
Dann sah er gar nichts mehr.
81
Cassiopeia war angesichts von Viktors Tod schockiert gewesen. Tangs Tod dagegen bereitete ihr Genugtuung. Sein Kopf wurde von Cottons letztem Schuss zerschmettert, und sein Körper stürzte zu Boden.
»Keiner bewegt sich«, rief Malone, die Pistole noch immer schussbereit erhoben. »Minister Ni, holen Sie das Schwert.«
Ni gehorchte.
»Diese Angelegenheit ist jetzt vorbei«, rief Pau Wen gelassen.
Ni stand mit dem Schwert in der Hand da.
Er starrte Pau Wen an und sagte: »Erklären Sie, was Sie damit meinen.«
»Wir beide haben uns in Belgien unterhalten. Damals glaubten Sie, dass ich Sie belüge. Aber das habe ich nicht getan. Alles, was ich gesagt habe, entsprach der Wahrheit. China muss sich verändern. Die Frage war nur, wie diese Veränderung aussehen sollte. Eine Rückkehr zu strengem Legalismus? Autokratie? Oder eine sanftere Regierungsform? Konfuzianismus? Demokratie? Ich gestehe, dass ich zu Beginn, vor zwanzig Jahren, eine Rückkehr zum Legalismus für die richtige Antwort hielt. Aber ich bin mir da nicht mehr sicher. Was ich dagegen mit Sicherheit weiß, ist, dass sowohl der Niedergang als auch der Ruhm eines Staates aus ein und derselben Quelle kommen können.«
»Das sind Konfuzius’ Worte«, sagte Ni.
»In der Tat. Er war ein Weiser.«
»Eine sonderbare Äußerung von einem Legalisten.«
Pau schüttelte den Kopf. »Das bin ich durchaus nicht.«
Malone lauschte auf das Gespräch zwischen Ni und Pau, hielt aber die Waffe schussbereit und suchte mit den Augen die Halle ab.
»V or Jahrzehnten habe ich sämtliche konfuzianischen Texte aus Qin Shis unterirdischer Bibliothek geborgen«, berichtete Pau. »Seine Worte mussten erhalten werden. Es wäre ein Verbrechen gewesen, sie zu zerstören. Jetzt liegen die Texte für Sie bereit, und Sie können sie so benutzen, wie es Ihnen angemessen erscheint. Konfuzius’ Ethik ist vielleicht genau das, was China braucht, um der Korruption und der wachsenden Ungleichheit in unserer Gesellschaft zu begegnen.« Pau
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