Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Schlag abzublocken. Im selben Moment, als der Russe umgriff und einen neuen Lanzenstoß vorbereitete, trat Malone mit dem rechten Fuß gegen den Eisenständer und kippte das Kupferbecken um.
Heiße Holzkohle purzelte zischend und qualmend über den Boden.
Tomas, überrumpelt, wich geduckt zurück.
Malone benutzte die Lanzenspitze, um ein Kohlestück am Boden aufzuspießen.
Dieses schleuderte er auf Viktor, der jedoch geschickt dem weißglühenden Geschoss auswich.
Malone spießte ein weiteres glühendes Kohlestück auf, und diesmal schleuderte er es dorthin, wo die anderen Männer standen.
Ni beobachtete, wie Malone eines der Kohlestücke in ihre Richtung katapultierte. Der qualmende Brocken flog über Tangs Kopf hinweg und verschwand in den Fächern hinter ihm. Die Seidenblätter in einem der Gefäße gingen von der Hitze in Flammen auf, und die Manuskripte verschwanden buchstäblich vor seinen Augen.
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Malone warf den Speer zur Seite, sah Tomas an und ließ sich von seiner finsteren Stimmung forttragen. »Wir bringen das jetzt zu Ende.«
Tomas zögerte nicht und warf seine Waffe ebenfalls weg. »Das wollte ich schon seit einer Ewigkeit.«
Sie sprangen gleichzeitig los und droschen aufeinander ein. Tomas erwischte Malone an der linken Schläfe, und vor dessen Augen explodierten Funken.
Malone trat zu, schleuderte Tomas durch die Luft und erkaufte sich genug Zeit, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen.
Dann bekam er einen Tritt gegen das linke Schienbein und taumelte zur Seite.
Er kassierte ein paar Hiebe, lockte Tomas damit aber näher an sich heran. Bevor dieser einen dritten Schlag anbringen konnte, verpasste Malone ihm einen Hieb gegen die Gurgel und versetzte ihm dann einen rechten Haken gegen den Brustkorb.
Die dünne Luft schnitt wie mit Rasierklingen in Malones Lunge.
Er stürzte sich auf Tomas, der sich gerade wieder aufrichtete. Der Russe hielt eine Hand auf den Bauch gepresst, und sein Gesicht war vor Wut verzerrt.
»Ich bringe Sie um, Malone.«
Cassiopeia hörte, was Viktor gerade ankündigte. Jede Faser in seinem Körper schien angespannt. Er hatte sich in die Halle gestürzt, um die Auseinandersetzung zu suchen. Cotton schien genauso unter Strom zu stehen.
Sie hielt sich sorgfältig hinter der Säule verborgen, damit man sie nicht sehen konnte.
Ein lauter Schrei von unten erregte ihre Aufmerksamkeit.
Malone vernahm einen Schrei, dann krachte Tomas’ Schulter gegen seine Brust. Der Schwung des Angriffs riss sie beide um. Gemeinsam stürzten sie auf den harten Boden.
Etwas knackte in Malones Schulter.
Ein schneidender Schmerz durchfuhr ihn, und an seinem Hinterkopf loderte es heiß auf. Er roch den durchdringenden Geruch brennender Haare.
Seiner eigenen.
Tomas war über ihm und hielt ihn an der Kehle gepackt.
Tang war von Pau Wens verbalem Angriff schockiert. Abgesehen von ihren für Ni gestellten Streitereien hatte der Meister noch nie so mit ihm gesprochen.
Er fragte sich, ob auch das hier nur ein vorgetäuschter Streit war – ob Pau das tat, was er am besten konnte, und improvisierte. Er beschloss mitzuspielen. »Mir war nicht bewusst, dass du mich für einen derartigen Feigling hieltest.«
»Es gibt so viel, das dir nicht bewusst ist.«
»Wie zum Beispiel die Tatsache, dass du vor Jahrzehnten die kaiserliche Bibliothek gefunden hast? Oder dass du Qin Shis Grab geplündert und alles hierhergebracht hast?«
»All das ist geschehen, bevor deine Karriere auch nur anfing. Ich dagegen war Hegemon.«
»Warum bist du in Xi’an mit den Brüdern aus der Grube geflohen und hast Malone und Vitt am Leben gelassen? Sie hätten dort sterben sollen.« Das wollte Tang wirklich wissen.
»Und die ganze Aufmerksamkeit, die das erregt hätte? Nicht einmal du, der Erste Vize-Generalsekretär, hättest das erklären können.«
»Wenn du mich für so inkompetent hältst, warum machst du das hier dann überhaupt?«
»Sagen Sie es ihm, Herr Minister«, forderte Pau Ni auf. »Warum machen wir das hier?«
Ni ließ sich von Paus Tadel an Tang nicht in die Irre führen, beschloss aber, statt einer Antwort selbst eine Frage zu stellen. »Wie viele Menschen sind Sie um der Macht willen bereit zu töten?«
»So viele wie nötig«, antwortete Tang.
»Dann ist die Antwort auf Ihre Frage klar«, sagte Ni in Paus Ohr. »Sie machen das hier, damit viele Menschen sterben.«
Ein plötzlicher sengender Schmerz am Kopf verlieh Malone neue Energie. Er schwang den rechten Arm hoch, nahm Tomas in den
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