Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
hatte ich nicht erwartet. Aber Ihre Begleiterin. Mir war klar, dass sie hier sein würde, bevor die Sonne aufgeht.«
Ni wartete auf seinen Flug von Brüssel nach Peking. Er hatte die Lampe als Diplomatengepäck aufgegeben, und sie würde ihn im Ankunftsgebäude erwarten, wenn er in China von Bord ging. Er hatte bereits mit seinem Büro telefoniert; ein Wagen würde ihn am Flughafen abholen und direkt zum Büro fahren. Bis dahin würde er hoffentlich mehr über die Ba und Karl Tangs Verbindung zu ihr wissen. Scheinbar war in den letzten paar Stunden alles schiefgelaufen, aber Ni war nun weit besser informiert, und das war ein Plus. Pau Wen hatte sich als hilfreich erwiesen, vielleicht zu hilfreich, aber Ni machte sich mehr Sorgen wegen Tang.
Die Lautsprecherdurchsage rief die Passagiere der ersten Klasse zum Einsteigen auf.
Er hatte sich diesen Luxus aus zwei Gründen gegönnt – einmal, weil er sich ausruhen musste, und dann, weil die Fluglinie ihren Erste-Klasse-Passagieren auf dem Flug eine Internetverbindung bot. Er musste mit seinen Leuten in Kontakt bleiben.
Er stand auf.
Sein Handy vibrierte in seiner Tasche, und er nahm das Gespräch an.
»Wir haben Sokolov nicht«, informierte ihn sein Assistent. »Unsere Männer sind verschwunden. Wir haben seit zwei Stunden keinen Kontakt mehr mit ihnen.«
»Ist Tang in Lanzhou?«
»Er ist jetzt bei Sokolov.«
Ni dachte rasch nach. Sie hatten den Überraschungsvorteil verloren.
»Soll ich neue Männer dort hinschicken?«, fragte ihn sein Assistent.
Die Vorgehensweise schien klar. Rückzug, Neueinschätzung der Lage und dann eine Entscheidung.
»Nein. Bleibt unauffällig. Haltet euch zurück.«
»Und was ist mit Sokolov? Das könnte tödlich für ihn enden.«
»Wir müssen einfach hoffen, dass es nicht so kommt.«
Cassiopeia folgte Malone und Pau Wen in einen der Versammlungsräume. Wie beim letzten Mal fielen ihr die schönen Wandtäfelungen und das hölzerne Gitterwerk auf, dazu die seidenen Wandbehänge und die Laternen. Sie beobachtete Malone dabei, wie er ebenfalls die Umgebung musterte und sicherlich, wie sie selbst bei ihrem ersten Besuch, zu dem Schluss kam, dass sich hier Reichtum und guter Geschmack paarten. Sanfte Glühlampen warfen ein kerzenartiges Licht, das ihre Nerven beruhigte.
Eine Landkarte war Malone ins Auge gefallen, und sie hatte sie ebenfalls bemerkt. Die Karte war etwa zwei Meter lang und einen Meter hoch und auf Seide gezeichnet – ein feines, aber festes Material. Alle vier Seiten waren von chinesischen Schriftzeichen umrahmt. Sie bewunderte die Farben – karmesinrot, saphirblau, gelb und grün. Sie wirkten allerdings verblasst und hatten alle einen bräunlich gelben Stich.
»Die ist eindrucksvoll«, sagte Malone.
»Sie ist eine Reproduktion von etwas, was ich einmal gesehen habe. Eine alte Darstellung Chinas.« Pau zeigte darauf. »Im Westen liegen die Wüstenplateaus von Gansu und Qinghai. Der Süden zeigt Guangdong und Guangxi. Im Osten liegt das Meer und im Norden die Zehntausend Meilen Lange Mauer.«
Malone lächelte über diese Bezeichnung.
»Bei uns heißt sie nicht Chinesische Mauer«, erklärte Pau.
Die Karte war recht detailliert. Sie zeigte Seen und Flüsse und anscheinend auch Straßen, die die Städte verbanden. Alles war mit Schriftzeichen versehen.
Pau zeigte auf einige der Orte. »Das dort unten ist Ling Ling, die südlichste Stadt. Chiu-yuan an der Chinesischen Mauer hat den Norden beschützt. Ch’i-fu und Wu behüteten das Gelbe Meer. Die abgebildeten Flüsse sind der Wei He, der Gelbe Fluss und der Jangtsekiang.«
»Ist die Karte genau?«, fragte Malone.
»Die Chinesen waren ausgezeichnete Kartografen. Sie haben diese Kunst in der Tat entwickelt. Daher, ja, die Karte ist recht genau.«
Malone zeigte auf den äußersten Südwesten, wo eine Gebirgskette dargestellt zu sein schien. Drei Schriftzeichen bezeichneten einen Ort.
»Das ist ja ein sehr einsamer Vorposten.«
Pau nickte. »Die Halle der Bewahrung der Harmonie. Ein alter Tempel, der tatsächlich bis heute existiert. Einer von Tausenden Tempeln in China.«
Ihr Gastgeber zeigte auf zwei Rattan-Sofas, und sie setzten sich. Er selbst nahm in einem kantonesischen Sessel Platz. Malone, der sich offensichtlich an die Informationen erinnerte, die Stephanie ihm am Telefon gegeben hatte, gab nur ein Minimum an Fakten preis und erwähnte die Russen gar nicht. Er fragte jedoch: »Nach unseren Informationen ist die Lampe nicht wichtig. Was Karl Tang
Weitere Kostenlose Bücher